Self Publishing und Crowdsourcing – oder wie sieht der Verlag der Zukunft aus?

Apple bietet mit iBooks Author die Möglichkeit, ohne zu großen Aufwand sein eigenes multimediales Buch zu gestalten. Vorausgesetzt man bleibt in Apples Ökosystem.
Wie bei allen proprietären Systemen wird auch dieses bald von anderen unterlaufen werden. Amazons Antwort wird nicht lange auf sich warten lassen. Facebook und Google werden Formate wie EPUB3 und HTML5 vorantreiben und auf offene Lösungen setzen.
Die Autoren und Verlage sowieso, da sie ihre Inhalte nicht einmal für Apple und dann für viele andere Systeme aufbereiten wollen.
Was heißt das für die Branche?

  1. Curation wird für Verlage eine Lösung darstellen. Ich gehe hier nicht näher darauf ein, sondern verweise auf unseren Beitrag hierzu.
  2. Multimediale Inhalte müssen erstellt werden. Entweder allein oder in Kooperation. Crowdsourcing wird hier in der ein oder anderen Form bedeutend.
  3. Autoren werden immer unabhängiger. Und sie suchen sich ihre Dienstleister selber. Self Publishing wird den Verlagen Konkurrenz machen.

Self Publishing: So stelle ich meine Crew zusammen
Wenn die Produktion und Distribution von eBooks kein Problem mehr darstellt, es eh so viele Autoren gibt und die Leser nicht weniger werden – warum nicht eine Plattform wie Wikipedia für Autoren und Leser schaffen?
So zumindest die Idee von Scott VanKirk,  der dieses Geschäftmodell in einem Blog skizziert hat.
Zu sehen ist das in Ansätzen schon auf libboo.  Hier kann man als Autor sein Projekt vorstellen und das zur Realisierung nötige Team zusammenstellen. Hier wird der mündige Autor gesucht, der eine Organisationsplattform sucht, die ihm die Realisierung erlaubt. Wichtig ist dabei: Niemand kann alles. Du musst im Teamwork arbeiten und brauchst die Spezialisten. Deshalb sind ja auch Verlage entstanden. Hier wird der Autor zum Verleger. Er ist gezwungen, sich Gedanken darüber zu machen, wann ein Buchcover gut ist, wie die Vermarktung am besten erfolgt und was das Endprodukt kosten soll. Die Bewertungen der Dienstleister durch andere helfen ihm dabei.
Das wird nicht für alle Autoren der richtige Weg sein. Der Shooting Star der Self Publisher, Amanda Hocking sagt selbst, sie sei froh, jetzt bei einem Verlag zu sein. Und sie hat viel gearbeitet, um überhaupt von Verlagen wahrgenommen zu werden.

Self Publishing: ein gutes Lektorat und die Vermarktung im digitalen Umfeld
Auf ABCtales erhält der Autor vor allem ein professionelles Lektorat. Der Schwerpunkt liegt auf dem Gedankenaustausch mit anderen Autoren und Lektoren.
Auch Jottify bietet Autoren eine erste Plattform zum Erstellen und Publizieren von Büchern. Um dann im zweiten Schritt eine Vermarktungsplattform wie Unbound zu bedienen, einer Plattform aus UK, die Crowdsourcing vor allem für die Vermarktung einsetzt. Populäre Autoren, die schon von Anfang an dabei sind, sollen zeigen, dass die Plattform bedeutend ist. Der Kunde kann für 10 Pfund gleich das eBook bestellen und weitere Leistungen wie gedrucktes Buch, persönliche Widmung, Erwähnung im Buch etc. erwerben. Diese gehen bis zu 250 Pfund und einem Mittagessen mit dem Autor.

Das gute alte Kollektiv findet sich hingegen in Frankreich wieder, wie Petra von Cronenburg in ihrem informativen Beitrag über Autorenkollektive berichtet. Autoren schließen sich einfach zusammen und kümmern sich wie eine landwirtschaftliche Kooperative um die nötigen Traktoren und Mähdrescher sowie die Vermarktung als Bio bei den Kunden. Aus der Not der spärlichen Verlagsangebote wird hier eine Tugend im Digitalen.

Apple schaut nur genauer auf die Kundenwünsche und die Usability
Wir schauen immer wieder auf Apple. Das ist richtig, denn als Katalysator und Treiber der Branche gibt es zur Zeit nur noch Amazon, Facebook und Google, die hier mithalten. Die Globalisierung hat in der Medienbranche schon lange Einzug gehalten.
Ich sehe es jedoch wie Andreas von Gunten: Apple zeigt nur an prominenter Stelle die Grenzen der bisherigen Produktion auf, indem es die technologischen Möglichkeiten ausschöpft und auf Kundenbedürfnisse reagiert. Es setzt einen Standard und zeigt vielen eingeschlafenen Anbietern, die ihre lang gehegten Cash-Cows nicht verlieren möchten, dass die Hecke um Dornröschens Schloß kein wirkliches Hindernis ist. Und schon gar kein von den Kunden gewolltes.
Aber neben Apple zeigen eben auch eine Reihe von anderen Anbietern wie den hier vorgestellten, dass sich die Kundenbedürfnisse ändern. Und dass andere Angebote bald die bisherigen Lösungen ersetzen werden.

Meine Schwerpunkte sind die strategische Entwicklung von Unternehmen, die Gestaltung der passenden Geschäftsmodelle und die Kundenanalyse - das klingt nach trockenem Brot. Aber es kann sehr kreativ, anregend und erfüllend sein. Mit dem Master "Digital Media Manager" in München lehre ich Medienkompetenz als Zusammenspiel von Geschäftsmodellen, Technologiebewertung und medialer Kommunikation. Aus meiner Erfahrung als Produktmanager, Verlagsleiter und Geschäftsführer beim Carl Hanser Verlag und Haufe-Lexware kenne ich das Mediengeschäft und die Herausforderungen durch die Digitalisierung. Mit Partnern entwickle ich Plattformen wie flipintu oder lectory und digitale Lernmethoden mit dem Goethe-Institut und verschiedenen Universitäten. Man muss etwas selber erfahren, um es auch vermitteln zu können. Nicht dass ich ein Fan von Steve Jobs wäre, aber seine legendäre Rede in Stanford ist klug und das Motto passt: Stay hungry. Stay foolish. Das Leben ist zu kurz, um es mit sinnlosen Meetings und Phrasen zu vergeuden.