Digital Natives für Literatur, Kunst und andere didaktische Langeweiler begeistern

Oh, diese Jugend! Seit der Antike beklagt man sich über sie und auch heute fordert sie mehr Taschengeld fürs Oktoberfest und ein neues Handy. Die Jugend ist nur noch auf Facebook zu finden und bekommt noch lange Finger durch das viele Tippen am Smartphone. Dabei hätte wir doch so viel Kultur zu bieten, so vieles zu vermitteln! Die große Frage lautet also, ob es nicht eine sinnvolle Verknüpfung geben kann zwischen den digitalen Medien und guter Wissensvermittlung (auch wenn einige darin nur noch digitale Demenz erkennen können und den Untergang des Abendlandes prognostizieren).

Die klassischen Schulbuchverlage haben noch ein paar Jahre Aufschub, weil sich der Vormittagsmarkt zwischen Schulbehörden, Lehrern und Verlagen traditionell träge windet und Zeit lässt. Der Nachmittagsmarkt ist da weiter und hier zeigen sich viele interessante Neuerungen. Eine davon war auf der Buchmesse zu bewundern.

Es ist mittlerweile kein Geheimtipp mehr unter Pädagogen, dass man dann am meisten lernt, wenn man aktiv gefordert ist und vieles ausprobiert. Erst in der Erfahrung prägen sich die Dinge ein, erst das Handeln zeigt, ob eine Information vom Großhirn auch in andere Bereiche vorgedrungen ist.

Wie also vermittelt man den Wert einer Buchmesse am besten? Indem man die Jugendliche selber Bücher machen lässt. Und zwar mit den Medien, die sie gut kennen und die sowieso bald die Zukunft noch stärker bestimmen werden: mit Smartphones und Laptops. Die Messe hat selbst mit dem Digitalen Klassenzimmer und der Initiative we learn it einige Aktivitäten unterstützt, um Jugendliche näher an die Messe zu führen und die Digitalisierung greifbar zu machen.

 

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Im angegliederten Redaktionsbüro MyFair, konnten Jugendliche an einem Bildungsprojekt des Horncastle Verlags teilnehmen. Nach einer  kurze Einführung über journalistische Grundregeln haben sie eine Aufgabe erhalten und durften dann das Material dazu sammeln. So sind Fotos, Videos, Interviews und Reportagen entstanden, die, zurück am Stand in Halle 4.2 , an Laptops  verarbeitet wurden – ganz einfach in Word oder Power Point.

Danach haben sie ein PDF erstellt und dieses über die Plattform book2look hochgeladen. Und schon hatten sie ein fertiges eBook, das sie lesen, auf die eigene Webseite stellen und mit anderen teilen konnten.

 

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In den Ergebnissen zeigten sich die unterschiedlichen Vorlieben. Die einen haben stärker auf die Bilder vertraut und  ihren Interviews und  Themen in Filmen den Vorzug gelassen. Andere haben wiederum auf viele neue Titel hingewiesen und diese auch gleich als Leseproben in ihre eigenen Texte eingebaut.  So werden die jungen Leser zu Multiplikatoren.

 

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Konzipiert und begleitet hat das der Horncastle Verlag, der dieses Jahr auch die Auszeichnung für den Bayerischen Kleinverlag 2013 der Staatskanzlei für Wissenschaft, Kultur und Kunst  erhalten hat (am 22.11. kann man im Literaturhaus in München das Programm hautnah erleben). Das Programm des kleinen Verlages konzentriert sich auf die Vermittlung komplexer Themen in Bildungsprojekten, deren Ergebnisse vom gedruckten Buch über Audioguides bis zu digitalen Publikationen über die Teilnehmer und Institutionen hinaus Reichweite haben. Den digitalen Angeboten gehören jetzt die Zukunft, weil sie die Begeisterung der Jugendlichen multipliziert. Durch das Selbst-Gestalten ist die Beteiligung um ein Vielfaches größer als sonst. Zudem lernen die Teilnehmer, wie man mit den neuen Medien umgeht, welche Inhalte wie wirken und was sie beim Betrachter auslösen können.

Und wenn man sich die Videos der Jugendlichen ansieht, dann wünscht man sich solche engagierten Schüler bei jedem Museumsbesuch, bei jeder Führung durch unwegsames Bildungsgelände. Und wer kann heute schon auf Fürsprecher für das eigene Buch, die neue Ausstellung im Museum und die eigene Veranstaltung verzichten? Auf, auf, Ihr Lehrer und Museumspädagogen und Bildungsbeauftragten, greift zu!

 

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Meine Schwerpunkte sind die strategische Entwicklung von Unternehmen, die Gestaltung der passenden Geschäftsmodelle und die Kundenanalyse - das klingt nach trockenem Brot. Aber es kann sehr kreativ, anregend und erfüllend sein. Mit dem Master "Digital Media Manager" in München lehre ich Medienkompetenz als Zusammenspiel von Geschäftsmodellen, Technologiebewertung und medialer Kommunikation. Aus meiner Erfahrung als Produktmanager, Verlagsleiter und Geschäftsführer beim Carl Hanser Verlag und Haufe-Lexware kenne ich das Mediengeschäft und die Herausforderungen durch die Digitalisierung. Mit Partnern entwickle ich Plattformen wie flipintu oder lectory und digitale Lernmethoden mit dem Goethe-Institut und verschiedenen Universitäten. Man muss etwas selber erfahren, um es auch vermitteln zu können. Nicht dass ich ein Fan von Steve Jobs wäre, aber seine legendäre Rede in Stanford ist klug und das Motto passt: Stay hungry. Stay foolish. Das Leben ist zu kurz, um es mit sinnlosen Meetings und Phrasen zu vergeuden.