Klassische Nachrichten – werden diese durch Facebook und Twitter ersetzt?

Bei Nachrichten ist der Absender immer wichtig. Dieser muss vertrauenswürdig sein sowie regelmäßig und schnell liefern. Und das bringt die sozialen Netzwerke in Position: Hier sind die Nutzer regelmäßig, schnell zu erreichen und treffen auf ihnen bekannte, vertraute Absender. Der Klassiker unter den Fotos ist natürlich das über Twitter versandte Bild vom im Hudson gelandeten Flugzeug: Über Twitter waren die meisten schneller informiert als über die klassischen Nachrichtensender.

Das heißt noch nicht, dass letztere weg sind vom Fenster. Die Frage ist eher, wo sie ihre Kunden erreichen. Deshalb lohnt sich ein Blick auf eine neue Studie aus den USA, in der z.B.  reddit mit 62% Newsgebrauch noch vor Twitter (52%) und Facebook (47%) liegt:

 

News Consumption Varies Widely Across Social Networking Sites

 

Nicht überraschend finden sich Nachrichten auf YouTube seltener und auch über LinkedIn suchen die Teilnehmer weniger Nachrichten als den sozialen Kontakt. Kombiniert man die absolute Reichweite mit der Bedeutung für den Konsum von Nachrichten, sieht das ganz anders aus auf Facebook: Da ca. 2/3 aller US-Amerikaner die Seite nutzen und fast die Hälfte darauf auch wieder Nachrichten sucht und findet, kann man davon ausgehen, dass ca. 30% der US-Amerikaner Nachrichten über Facebook erhalten und aufnehmen. Da YouTube ca. die Hälfte der Bevölkerung erreicht, werden hier wie durch Twitter ca. 10% mit Nachrichten beliefert, während reddit mit einer Reichweite von 3% bei den Erwachsenen noch weiter stark wachsen muss, um über 2% Reichweite zu gelangen.

 

Social Media as a Pathway to News: Facebook Leads the Way

 

Dabei fällt auf, dass 65% der Nutzer diese meist von nur einer Seite beziehen. Das Gesetz der Trägheit gilt auch hier. Oder anders gesagt: Wenn ich an einer Stelle schon das meiste erfahre, brauche ich nicht zu wechseln. Und so viel Zeit hat man nun auch nicht zur Verfügung. Facebook ist dabei die mit Abstand meist genutzte Plattform, Google Plus und LinkedIn fallen deutlich ab in ihrer Bedeutung. Wenn es also darum geht, die Bedeutung der Unternehmenspräsenz auf Facebook zu bewerten, so ergeben sich hier starke Argumente, dabei zu bleiben. Auch wenn vielen der PR-Aufwand zu hoch ist.

 

Crossover News Use on Social Media

 

Auch nicht überraschend ergeben sich je andere Nutzerprofile, je nachdem, auf welche Plattform man sieht. Finden sich bei LinkedIn die einkommensstärkeren, gebildeteren und nachrichtenaffinen Zielgruppen stärker, so trifft man das jüngere Publikum auf Twitter, mehr Frauen auf Facebook. Dass dabei über 50% der Twitter und LinkedIn-Nutzer auch mobile Endgeräte nutzen, verwundert nicht. Auch bei Google Plus (42%), Facebook (38%) und YouTube (37%) liegt der Gebrauch dieser mobilen Geräte als Zugang zu Nachrichten über dem Durchschnitt von 21%.

 

Profile of the Social Media News Consumer

 

Wichtig ist die Folgerung für die Nachrichtenanbieter, dass ihre Plattformen natürlich auch nach wie vor genutzt werden. Nur weniger und vor allem meist in Kombination mit anderen. Dass Twitterliebhaber dabei weniger auf andere Plattformen angewiesen sind versteht sich von selbst bei der Kombination von jugendlicher Zielgruppe mit einer hohen Frequenz an Nachrichten, die über diesen Weg reingespült werden. Bei den gedruckten Zeitungen zeigt sich jedoch, dass sie deutlich im Hintertreffen liegen. Die Nutzer der sozialen Plattformen brauchen sie weniger als der Durchschnittsbürger in den USA.

 

Social Media News Consumers Still Access News on Traditional Platforms

 

Zum Thema Journalismus und der Bedeutung im deutschsprachigen Raum siehe auch Holger Schmidts Kolumne und zum Thema Bedrohung des Fernsehens durch das Internet Jim Edwards in Business Insider.

 

 

 

Meine Schwerpunkte sind die strategische Entwicklung von Unternehmen, die Gestaltung der passenden Geschäftsmodelle und die Kundenanalyse - das klingt nach trockenem Brot. Aber es kann sehr kreativ, anregend und erfüllend sein. Mit dem Master "Digital Media Manager" in München lehre ich Medienkompetenz als Zusammenspiel von Geschäftsmodellen, Technologiebewertung und medialer Kommunikation. Aus meiner Erfahrung als Produktmanager, Verlagsleiter und Geschäftsführer beim Carl Hanser Verlag und Haufe-Lexware kenne ich das Mediengeschäft und die Herausforderungen durch die Digitalisierung. Mit Partnern entwickle ich Plattformen wie flipintu oder lectory und digitale Lernmethoden mit dem Goethe-Institut und verschiedenen Universitäten. Man muss etwas selber erfahren, um es auch vermitteln zu können. Nicht dass ich ein Fan von Steve Jobs wäre, aber seine legendäre Rede in Stanford ist klug und das Motto passt: Stay hungry. Stay foolish. Das Leben ist zu kurz, um es mit sinnlosen Meetings und Phrasen zu vergeuden.