Rückblick und Ausblick

Das neue Jahr, die besinnlichen Feiertage und der damit verbundene Rückgang des Mailverkehrs bieten Anlass zu Rück- und Ausblicken. In unserem Update zum Buch mobile publishing haben wir im Dezember ja schon im Konkreten und Detail auf die jeweiligen Trends und Entwicklungen im Verlagsbereich hingewiesen.

Hier also nun die große Geste, bei der wir natürlich mit Mike Shatzkin, Matthias Hell oder Jeremy Greenfield und die Kollegen von t3n stellvertretend für die vielen klugen Beiträge im Netz hierzu nennen:

  • Der Handel sucht nach wie vor seinen Platz. Es gibt eine Reihe unabhängiger Buchhandlungen – und vor allem auch branchenfremder Firmen – , die durch Eigeninitiative und Spezialisierung ihren Platz halten und ausbauen konnten – aber es gibt keine skalierbaren Lösungen gegenüber Amazon. Und der Ausbau dieses Riesen zum Anbieter exklusiver Inhalte in einem eigenen Ökosystem mit all seinen Vorteilen macht eine eigenständige Amazon-Welt immer attraktiver. Bewegung versprechen die Initiativen der großen Ketten und der Verlage selbst, ihre Kunden direkt anzusprechen.
  • Subskriptionsmodelle sprießen wie Pilze aus dem Boden: von Amazons Prime und google play über 24symbols, safari, oyster, scribd, byliner, entitle, librify bis hin zu sobooks. Hier bewegt sich der Markt und wird wohl im nächsten Jahr am meisten für Unruhe sorgen. Dabei wird im englischsprachigen Raum vor allem die Strategie von Penguin/Random House an Bedeutung gewinnen, verfügt dieser Gigant doch über die mit Abstand größten Mittel, um eigene Geschäftsmodelle zu etablieren.
    Aber auch Bibliotheken werden hier mitspielen, sind sie doch das klassische, lokal verortete Abomodell. Skoobe ist in Deutschland ein weiterer Versuch, in dem Mark aktiv zu werden.
  • Daneben lautet das Schlagwort 2013 wie wohl auch 2014 “discoverability” oder “wie wird mein Werk gefunden?”. Content Marketing wird immer wichtiger, weil es einer sinnvollen Strategie (=klare Regeln für alle Beteiligten) bedarf, um künftig zu entscheiden, was kostenlos ins Netz gestellt werden soll und was nicht. Lese- und Empfehlungsplattformen wie goodreads, lovely books, wattpad oder flipintu dürften hier immer wichtiger werden. Social Reading mag dabei eine große Rolle spielen, noch wichtiger ist hierbei das Schlagwort Datenstruktur im eigenen Haus: Was weiß man wann über was.
  • Mit dem Schlagwort “mobile” wird deutlich: Der jeweilige Kontext , in dem man gesucht, gefunden und bewertet wird, verändert sich ständig. Die verschiedenen Geräte und der Austausch über die verschiedensten sozialen Netzwerke zeigen: Inhalte müssen “flüssig” werden und sich den Geräten anpassen – und doch auch ein klares Profil bieten. Das kann ein Widerspruch sein, auf alle Fälle erhöht es die Komplexität. Und die Anforderungen an die interne Aufbereitung der Inhalte.
  • Die großen Publikumsverlage haben in den USA ihre Rendite verbessern können durch Pricing und Skaleneffekte bei der Vermarktung und Produktion. Mit der Zeit rentieren sich die Investitionen in die Digitalisierung. Aber der Druck von Amazon und den Selfpublishern erhöht den Druck auf die Margen. Dasselbe Bild zeigt sich in Deutschland, wobei die Investitionswelle ungebrochen weitertreiben muss, will man nicht untergehen.
  • Vor allem die Entwicklung der Selfpublisher zu guten Betreuern ihrer Autoren und Themen dürfte den Markt für Autoren noch weiter beleben und attraktiv machen. Nie war es so einfach, ein Buch mit geringen Geldmitteln gut zu betreuen. Ein Blick auf die Crowdfunding-Angebote genügt. Zwar fühlt sich nicht jeder Autor zum Verleger berufen, aber die Unabhängigkeit von ihnen ist gewachsen.
  • Wenn sich Agenturen zu Verlagen entwickeln mit Beratungs- und Betreuungsangeboten bis zur Publikation, dann liegt es auf der Hand, dass sich Verlage auch dem Agenturgeschäft nähern und die volle Betreuung eines Autors besser gewährleisten. In diesem Sinne erlauben Verlage ja jetzt schon bekannten Gesichtern und Persönlichkeiten, eigene Imprints unter dem Dach des Verlages zu führen und zu entwickeln.
  • Und: durch die Bewegungen, Erfahrungen und Weiterentwicklungen bei den Formate werden wohl bald auch die schön illustrierten Werke günstiger hergestellt werden und sich nicht nur im Appmarkt tummeln. Und der Markt wird mit noch mehr Bildern und ein wenig Text überschwemmt. Schließlich haben Pinterest und Instagramm gezeigt, dass das Bild zum Leitmedium geworden ist.

 

Meine Schwerpunkte sind die strategische Entwicklung von Unternehmen, die Gestaltung der passenden Geschäftsmodelle und die Kundenanalyse - das klingt nach trockenem Brot. Aber es kann sehr kreativ, anregend und erfüllend sein. Mit dem Master "Digital Media Manager" in München lehre ich Medienkompetenz als Zusammenspiel von Geschäftsmodellen, Technologiebewertung und medialer Kommunikation. Aus meiner Erfahrung als Produktmanager, Verlagsleiter und Geschäftsführer beim Carl Hanser Verlag und Haufe-Lexware kenne ich das Mediengeschäft und die Herausforderungen durch die Digitalisierung. Mit Partnern entwickle ich Plattformen wie flipintu oder lectory und digitale Lernmethoden mit dem Goethe-Institut und verschiedenen Universitäten. Man muss etwas selber erfahren, um es auch vermitteln zu können. Nicht dass ich ein Fan von Steve Jobs wäre, aber seine legendäre Rede in Stanford ist klug und das Motto passt: Stay hungry. Stay foolish. Das Leben ist zu kurz, um es mit sinnlosen Meetings und Phrasen zu vergeuden.