Mobile Publishing: Update Mai 2014

In den Massenmedien dominieren dieser Tage die großen Schlagzeilen: die Auseinandersetzungen um Google und Kartellvorwürfe, das “Recht auf Vergessen”, der Konflikt zwischen Amazon und Hachette. Und im Hintergrund arbeiten viele kleine und mittlere Player ganz alltäglich an der Zukunft des mobilen Publizierens. Wir zeigen wie jeden Monat zentrale Trends dafür auf:

Das richtige Produkt entwickeln

Die medientheoretische Auseinandersetzung zwischen Print und Digital bringt regelmäßig neue, steile Thesen hervor: Während  ausgerechnet Wired fragt, ob das “Smart Reading Device of the Future” nicht doch das Papier ist (und damit die Kritik des digitalen Lesens gewissermaßen von hinten aufzäumt), diskutiert Georg Obermayr auf Medium, inwieweit das bisherige digitale Publizieren “wirklich digital” ist, oder nur eine skeuomorphisch gut verpackte Papiermetapher, quasi “DTP fürs iPad”. Gizmodo hinterfragt die bisherigen Vorhersagen über die Zukunft des eBooks und zeigt, warum sie fast alle falsch waren. Ein langer, aber sehr lesenwerter Artikel von Baldur Bjarnasson auf Publishing Perspectives zeigt Bruchlinien und Chancen des digitalen Publizierens in der Zukunft auf und gibt viele kluge Anstöße, Verlagsmodelle weiter zu entwicklen.

 

So entwickelt sich der Markt

Im englischsprachigen Bereich wird momentan stark diskutiert, ob der eBook-Markt gerade in seine erste, längere Plateau-Phase eintritt – kein Wunder, nach Jahren mehrstelliger Zuwachsraten.  Für Deutschland und Europa hat das eBook seinen großen Durchbruch sicherlich noch vor sich, auch wenn das Börsenblatt wieder von einer Trendwende zum Papier spricht und die Kommentare die bekannten Diskussionen der letzten Zeit wiedergeben. Eine Studie von PricewaterhouseCooper jedenfalls sagt diesem Markt eine goldene Zukunft voraus – und obwohl die Studie von Fachleuten auch aus guten Gründe kritisiert worden ist und sicher nicht als einzige Quelle für Business-Pläne verwendet werden sollte, finden wir sie dennoch lesenswert um das Bild der Prognosen zu komplettieren.

Mary Meeker, Analystin bei Kleiner Perkins, ist als stets konzise Beobachterin von Online-Geschäftsmodellen und Netzentwicklung bekannt. Aktuell hat sie eine sehr detailreiche Studie zu den Internet Trends 2014 vorgestellt, die wir wärmstens zur Lektüre empfehlen: bei netzoekonom.de gibt es eine deutsche Zusammenfassung, bei Slideshare die komplette Präsentation:

 

KPCB Internet trends 2014 from Kleiner Perkins Caufield & Byers

 

Vom Pew Research Center kommen regelmäßig spannende Studien zur Nutzung von Digitalmedien, eBooks und Online-Mediennutzung. Im Mai wurde hier eine Studie zum “Internet of things” veröffentlich – mit spannenden Prognosen zu den Implikationen von wearable technologies, embedded computing und der Verknüpfung mit Cloud-Infrastrukturen. Von der Deutschen Post/DHL dagegen kommt eine aktuelle Studie zu den Perspektiven in Handel und eCommerce: “Global E-Tailing 2015″ zeigt 4 Szenarien mit den zentralen Trends, die den Online-Vertrieb in Zukunft beeinflussen.

 

Die Technologien zur Umsetzung

Native App, Hybrid-App oder Web-App? Das bleibt eine der zentralen architektonischen Fragen bei jedem Mobile-App-Projekt. Einen guten Überblick über den Stand der hybriden Ansätze gibt das Telerik Developer Network in einem lesenswerten Beitrag. Wie diese Frage von den Machern der Basecamp-App in ihrem Entwicklungsprojekt gelöst wurde, zeigt ihr Erfahrungsbericht auf Signal vs. Noise.

 

basecamp

Basecamp: Ein spannender Use Case für die Kombination von nativen und hybriden Ansätzen in der App-Entwicklung (Quelle: http://signalvnoise.com, Copyright: Basecamp)

 

enhanced eBooks – der steinige Weg zum interaktiven Produkt: Lange wurden enhanced eBooks mit Multimedia-Zugaben und interaktiven Inhalten gehypt, doch die Realität 2,5 Jahren nach der Verkündung von EPUB3 zeigt: So einfach ist auch dieser Markt und diese Medienform nicht zu entwickeln. Digital Book World zeigt, warum enhanced eBooks in der Masse noch nicht so abgehoben haben, wie man sich das einmal gewünscht hatte. Doch was für den Massenmarkt gilt, muss in Nischen nicht genauso gelten: In Japan zum Beispiel boomen EPUB3-eBooks. Unbestritten hat dieser Markt gleich mehrere Besonderheiten, die sich nicht ohne weiteres auf Europa übertragen lassen, aber auch in Europa und den USA passiert hier im Detail durchaus einiges, vor allem im Fachverlags-Bereich:

Wolters Kluwer präsentierte im Mai sein Modell für Bundles aus Print-Titeln und enhanced eBooks, die mit Inkling realisiert wurden. De Gruyter wie auch Elsevier verkündeten jüngst, ihre Produktion auf EPUB3 umzustellen. Auch Wiley ist auf dem Weg zu EPUB3: Im Detail berichtet der Verlag auf seinem Blog, wie das enhanced eBook-Format genutzt werden soll und welche Konzepte für die Inhalte verwendet werden. Eine Lehre muss aus den Fehlschlägen der ersten Welle jedoch sicherlich gezogen werden: Das enhanced eBook funktioniert genau da, wo es wirklich funktionale Mehrwerte für den Leser bringt. Noch einen Schritt weiter in der Konzeption geht dagegen Knewton, eine Firma, die an adaptiven Lernlösungen arbeitet, unter anderem für Pearson und Wiley – die hier entwickelten Methoden sind hochinnovativ, aber dürften über das Potenzial von EPUB3 und enhanced eBooks weit hinausgehen und echte Lernanwendungen erfordern. Wir sind gespannt, was hier entsteht.

 

So erreiche ich den Kunden

Der Handel, egal ob stationär oder online, setzt große Hoffnungen auf Mobile Payment, aber so richtig voran geht es auch in diesem Bereich nicht. Was hier schiefgeht und was man dagegen tun könnte, zeigt Maik Klotz bei mobilbranche.de. Vom selben Autor bringt T3N einen Überblick über iBeacons, NFC und andere mobile Technologien für den Kundenkontakt: von Indoor-Navigation über Payment bis zu mikrolokalisiertem Marketing ist hier vieles möglich – wenn es denn vom Kunden am Ende wirklich akzeptiert wird.

 

 

Veröffentlicht von

www.dpc-consulting.de

XML- und Digital-Publishing-Professional mit Leib & Seele, seit Berufseinstieg in verschiedensten Projekten rund um Content-Management und Datenbank-basiertes Publizieren unterwegs. Seit 2012 selbständig als Berater und Trainer für digitales Publizieren.