Warum soll ich heute noch ins Museum, wenn doch Google Art den Weg vom Sofa aus schon so schön geebnet hat? Und was soll ich dort, wenn ich alle Hintergrundinformationen eh viel einfacher im Netz finde? Und selbst die schweren und verstaubten Kataloge mit mehr oder minder akademischem Geplänkel gibt es kurz nach der Eröffnung schon im Antiquariat zu finden.
Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Museen werden nach wie vor stark besucht. Zwar droht auch hier wie im Fußball eine immer größere Kluft zwischen den großen “Namen” und Ausstellungen und den weniger beachteten, kleineren “Events”. Aber insgesamt ist die Nachfrage enorm groß.
Museen sind demnach als die Kathedralen der Moderne gefragt. Trotzdem müssen sie sich in der Fülle der Angebote die Frage stellen, wie sie die Besucher am besten anlocken können.
Eine interessante Analyse hierzu bietet Colleen Dilenschneider, die das Zusammenspiel von digitaler Werbung und realer Präsenz für verschiedene Museen untersucht hat.
Wenig überraschend sind soziale Medien bedeutend für den ersten Zugang zu Informationen über ein Museum oder eine öffentliche Organisation.
Interessant ist dabei, dass die klassischen Medienanbieter nach wie vor einen guten Ruf haben. Kuratierte, bewertete Information ist nach wie vor wichtig und etwas wert. Print wirkt. Auch die direkte e-Mail hat hier durch den eindeutigen Absender ihre Berechtigung.
Dabei spielt die Zeit den sozialen Netzwerken zu. Vor allem die Bewertung von anderen im Netz verlagert die Gewichte. Je besser es einem Anbieter gelingt, im Netz auch qualitativ hochwertige Inhalte zu setzen, diese von anderen bewerten und für gut befinden zu lassen, desto größer der Erfolg.
Geht es darum, Besucher das eigene Museum als besonders wertvoll zu zeigen, müssen die Absender dieser Botschaft natürlich auch vertrauenswürdig sein. Earned Media statt paid media ist ja schon lange ein Schlagwort und es bietet sich an, hier die Erfahrungen aus dem Content Marketing zu nutzen und das Modell zu erweitern um Owned und Social Content.
Es zeigt sich dann, dass das Zusammenspiel der verschiedenen Wege mittelfristig zum Erfolg führt.
Hat man durch dieses Zusammenspiel der verschiedenen Kanäle den digitalen Zugang zumindest methodisch geklärt, so ist ein weiterer wichtiger Punkt nicht zu vergessen: das Zusammenspiel von persönlicher Berührung und unmittelbarem Kontakt. Die Museen kennen sich ja darin aus, ihre Exponate so gut wie möglich zu präsentieren. Wenn sich die die Besucher über soziale Netzwerke und den Austausch über das Museum und dessen Inhalte diesem genähert haben, warum soll die Kommunikation vor Ort nicht auch geändert werden? Jetzt gilt es, auch die Personen im Museum zu schulen und den persönlichen Austausch zu verbessern. Das Bild vom Online-Dating ist hier passend: Nicht nur die Beschreibung muss stimmen, auch der erste, reale Eindruck muss sitzen, wenn man will, dass später gut darüber gesprochen wird.