Mobile Publishing: Update August 2014

Die Amazon-Kontroverse hat das Sommerloch gefüllt. Und mindestens einen Erfolg hat das Thema erzielt: Schon seit langer Zeit haben sich nicht mehr so viele Menschen öffentlich zu unserer Branche geäußert wie in den letzten Monaten. Fraglich ist nur, ob man am Ende der Diskussion wirklich schlauer geworden ist, was Zukunftsmodelle angeht. Wir zeigen wie jeden Monat zentrale Trends und Tendenzen aus dem mobilen Publizieren:

So entwickelt sich der Markt

Amazon und kein Ende in Sicht: Der Spiegel-Artikel über “Amazon im Buchkrieg” erscheint uns leider recht typisch für die momentan geführte Diskussion: schablonenhafte Argumente, wenig neue Erkenntnisse. Die Gegenposition eines Autors auf sueddeutsche.de ist zwar etwas differenzierter, aber zeigt ebenfalls das Grundproblem der Debatte – den Mangel an operationalisierbaren Optionen. Lesenswert erscheint uns dagegen Zoe Beck im Culturmag, die die Diskussion ein wenig gegen den Strich bürstet.

Dabei wären die Angriffsflächen durchaus vorhanden: Neunetz berichtet über die ersten Verkaufszahlen des Fire Phone und zeigt, dass der Konzern bei weitem nicht unangreifbar ist. Und auch die geplante, eigene Werbeplattform als Konkurrenz zu Google Adwords dürfte noch das eine oder andere Problem bekommen. International kommentiert Benedict Evans lehrreich zum Geschäftsmodell von Amazon und zeigt dabei durchaus Schwachstellen, während Chris McCrudden auf Medium aufzeigt, warum es eine schlechte Idee für die Verlage wäre, auf die Preis- und Wachstums-Strategie von Amazon einzugehen.

Tablets, Smartphones, Apps – und womit Geld verdienen? Die BITKOM hat in einer aktuellen Studie einen positiven Trend zu berichten: In der deutschen Bevölkerung hat die Tablet-Nutzung deutlich zugenommen. Leider korrespondiert dieses Nutzungsverhalten nicht ganz mit den lange Zeit angenommenen Steigerungen der Verkaufszahlen, ganz im Gegenteil, die Adaptionskurve flacht zur Zeit deutlich ab. Dass die Verkaufszahlen für Tablets aber nur die eine Seite der Medaille sind, zeigt ein Artikel bei recode.net.

Beunruhigender dagegen sind die aktuellen Zahlen aus dem US-App-Markt: Je mehr Nutzer Smartphones besitzen, desto weniger davon laden sich überhaupt Apps auf ihr Gerät – unabhängig vom Preis. Und die Zahlen aus Deutschland dazu sehen ähnlich aus. Für die Schlussfolgerungen dazu empfehlen wir neben unserem eigenen Beitrag zum Thema auch John McDermott auf Digiday, der Verlagen rät, wieder stärker auf das mobile Web zu setzen, als auf eigenen Apps.

 

app_downloads

App-Downloads von Smartphone-Nutzern US-Markt pro Monat. (Quelle / Copyright: www.comscore.com)

 

Die Technologien zur Umsetzung

Neue Tools zur eBook-Erstellung: Bereits im Juni wurde nach der Adobe Keynote zur Creative Cloud 2014 die InDesign-Version veröffentlicht, mit der der Export von Fixed Layout EPUB möglich ist. Warum das ein erheblicher Fortschritt für Gestalter von eBooks ist, verrät indesignsecrets.com, und auf der Adobe-Site gibt es ein ausführliches Video-Tutorial zum Thema.

Auch Amazon war nicht untätig und hat letzte Woche einen Ausbau seines KDP-Programms für Kinderbuch-Autoren annonciert – verbunden mit der Veröffentlichung eines Autorenwerkzeugs für Fixed Layout-Kinderbücher im hauseigenen KF8-Format. Die interaktiven und dynamischen Elemente halten sich hier zwar mit der Möglichkeit für Text-Popups noch arg in Grenzen, dafür wurde der Schwerpunkt auf einfache und intuitive Bedienung gelegt.

Ebenfalls ganz aktuell hat Adobe bei seinen eBook-Reader-Tools nachgelegt: Die Desktop-Reader-Software Adobe Digital Editions sowie das dazugehörige Mobile Reader SDK für Drittanbieter-Anwendungen wurde nach langer Wartezeit endlich auf eine Version hochgezogen, die das EPUB3-Format unterstützt. Doch das Release dürfte vielen Fachleuten noch Kopfzerbrechen bereiten: Schon während des Prerelease-Betatests wurden viele Schwachstellen bekannt und die offiziellen Release-Notes zeigen erhebliche Lücken in der EPUB3-Implementierung. Die ersten Kommentare der internationalen Fachleute auf Twitter deuten an, dass diese erste EPUB3-Variante der weit verbreiteten eBook-Engine eher ein weiterer Schritt Richtung Balkanisierung der eBook-Welt sein könnte, als der endgültige Durchbruch für das innovative enhanced eBook-Format.

IFA-News, Wearables, Augmented Reality: Lesen.net berichtet aktuell von der IFA und den dort präsentierten Neuerungen von eInk. Die Innovationen halten sich hier in Grenzen, es ist eher Produktpflege im Detail angesagt. Stefan Hoffmeister gibt daneben einen guten Überblick über die großen Trends der IFA – ganz vorne dabei: Die Wearables, über die wir auch bereits einen ausführlichen Bericht veröffentlicht hatten. Auch der Software-Konzern Salesforce hat sich dieses Trends bereits angenommen und ein Entwicklungsframework sowie eine Reihe von Developer Tools für die Entwicklung von Apps für Wearables veröffentlicht. Welches Marktvolumen hier zu erwarten ist, zeigt eine Branchenstudie sowie eine sehenswerte Infografik von CCS Insight:

 

 CCS Insight Wearables Forecast

CCS Insight Wearables Forecast (Quelle / Copyright: www.ccsinsight.com)

 

Augmented Reality ist dagegen inzwischen sogar in der ZEIT angekommen: Im August ist hier ein lesenswerter Überblicksartikel zum Thema erscheinen.

 

So erreiche ich den Kunden

Digitale Medien im öffentlichen Raum: Die Frage, wie man das digitale Buch und andere Medienformen im öffentlichen Raum, auf Messen und im Handel sinnvoll präsentieren kann, beschäftigt momentan viele Gemüter. Der Börsenverein hat im Rahmen des Forum Zukunft die Arena Digital ins Leben gerufen, bei der Ideen und Showcases zum Thema gesammelt und prämiert werden. Die Sammlung der Ideen gibt einen guten Einblick in den Stand der Diskussion. Mit dem Berliner Startup rebookr geht dagegen ein etwas anderer Ansatz an den Start: Präsentation ist hier nur eine Komponente einer groß gedachten Infrastruktur für den Handel, die im Konzept mit einem kuratierten Sortimen, digitaler Distribution und Mobile Payment verknüpft wird. Wir sind gespannt, was daraus wird. Speziell zur Messepräsentation hat sich Caspar Armster auf zumebook.de Gedanken gemacht und sehenwerte Design-Ideen für den Messestand von übermorgen zusammengetragen.

 

So rechnet sich das

Apps umsetzen, aber richtig: Webdesignerhub gibt einen aktuellen Überblick zu kosteneffizienten Antworten auf die Frage “responsiv, mobile oder nativ?” bei der App-Entwicklung. Aber selbst wenn die Implementierung noch so günstig war, bleibt immer noch die Frage “wie damit Geld verdienen?”. Bei sprylab.com erscheint in diesen Wochen eine Artikelserie zu Monetarisierungs-Strategien und Vertriebsmodellen im App-Bereich, die wir für ausgesprochen lesenswert halten.

 

Sie wollen mehr wissen?

Das Mobile Publishing-Update bieten wir bei der Akademie des Deutschen Buchhandels am 19.September 2014 auch als Seminar an – mit komprimiertem Expertenwissen zu allen Bereichen des mobilen Publizierens für Entscheider, Produktstrategen und Marketing-Experten. Infos & Anmeldung auch kurzfristig noch mögich: hier bei der Buchakademie.

Auf der Buchmesse 2014 berichten wir unter anderem am 09.10.2014 in einem Expertengespräch zum Thema “App-Store-Trends – und was sie für Content-Anbieter bedeuten”: hier zum Veranstaltungshinweis der Buchmesse.

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht von

www.dpc-consulting.de

XML- und Digital-Publishing-Professional mit Leib & Seele, seit Berufseinstieg in verschiedensten Projekten rund um Content-Management und Datenbank-basiertes Publizieren unterwegs. Seit 2012 selbständig als Berater und Trainer für digitales Publizieren.