Metadaten vergeben – und alle spielen mit

Vor längerer Zeit hatten wir einmal auf recaptcha hingewiesen und wie Google durch die Mithilfe der Crowd die eingescannten Klassiker der Weltliteratur korrigiert. Prozesse, für die einzelne Abteilungen Jahrzehnte bräuchten, werden so durch viele Mainzelmännchen und -weibchen erledigt. Umsonst und freiwillig. Das Projekt VLB+ hat auf der Ebene der Metadaten das Problem, dass die Teilnehmer (sprich: Verlage) diese nur zögerlich und ungenau mitmachen. Amazon hat in wenigen Jahren den “besseren” Katalog aufgebaut, weil die Branche geschlafen und jemand anderes die Prozesse klar, schnell und einfach aufgebaut und umgesetzt hat. Erst jetzt dämmert vielen, dass Metadaten doch keine lästige Pflicht für Sachbearbeiter sind, sondern zentral für das, was man so unter dem Zungenbrecher “discoverability” versteht. Vor diesem Hintergrund lohnt ein Blick auf ein Spiel aus dem Kunstbereich. Vielleicht mag es dem ein oder anderen als Anregung dienen, wie man den Prozess im eigenen Haus leichtfüßig beflügeln kann.

Ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1000 Worte. Diese sind also mindestens nötig, um all die Details zumindest zu beschreiben und zu klassifizieren. Und so ist der Bestand der Reproduktionen für das Institut für Kunstgeschichte der LMU München sehr aufwändig in der Erfassung. Wer soll all die Bilder richtig “taggen” und mit den passenden Metadaten versehen, damit sie in der Suche auffindbar sind?
Hier hilft das Spiel ARTigo:

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Das Kunstspiel ARTigo funktioniert einfach. Der Nutzer spielt gegen die Zeit. Er muss innerhalb von 60 Sekunden Schlagwörter vergeben. Für schon geprüfte, vergebene Schlagworte erhält er 5 Punkte, für Schlagwörter, die auch sein Gegenspieler vergeben hat, erhält er 25 Punkte und für nur von ihm vergebene Schlagwörter erhält er zunächst 0 Punkte. Dadurch ist in ausreichendem Maße sichergestellt, dass keine falschen Begriffe vergeben werden. Zudem gibt es eine Whitelist, die unangebrachte Schlagwörter enthält.

 

Wichtig ist wie bei jedem Spiel das Zeitmanagement. Das Spiel dauert in einer Runde 5 x 60 Sekunden. In einer Runde werden also fünf verschiedene Kunstwerke innerhalb von 60 Sekunden “getagt”. Der Aufwand ist überschaubar und die Teilnehmer können das auch mal zwischendurch machen. Am Ende einer jeden Runde erhält man eine Erläuterung zu den Kunstwerken und kann die selber vergebenen Tags vergleichen mit den schon vorhandenen. Als Belohnung winken neben dem netten Wettbewerb, dem spannenden Erlernen auch monatlich Buchpreise für die Gewinner.

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Die Illustration im Alexanderroman durch einen anonymen Künstler aus dem 14. Jahrhundert lässt sich vielfältig beschreiben. Hier helfen auch schon die einfachen Begriffe weiter wie Schwerter oder Baum. Aber auch weiterreichende Schlagwörter können vergeben werden durch Experten, die schon einmal das Werk angesehen haben und jetzt auch inhaltlich einsteigen.

 

Ein Blick auf die Mitwirkenden des Spiels zeigt Parallelen zum Alltag in Medienunternehmen. Neben den Kunsthistorikern sind Informatiker, Linguisten und Romanisten gefragt, Kooperationspartner wie die Kunsthalle Karlsruhe und Sponsoren wie die DFG. Kommt das jemandem bekannt vor aus der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle in Verlagen durch das Zusammenspiel vieler Abteilungen?

 

 

Meine Schwerpunkte sind die strategische Entwicklung von Unternehmen, die Gestaltung der passenden Geschäftsmodelle und die Kundenanalyse - das klingt nach trockenem Brot. Aber es kann sehr kreativ, anregend und erfüllend sein. Mit dem Master "Digital Media Manager" in München lehre ich Medienkompetenz als Zusammenspiel von Geschäftsmodellen, Technologiebewertung und medialer Kommunikation. Aus meiner Erfahrung als Produktmanager, Verlagsleiter und Geschäftsführer beim Carl Hanser Verlag und Haufe-Lexware kenne ich das Mediengeschäft und die Herausforderungen durch die Digitalisierung. Mit Partnern entwickle ich Plattformen wie flipintu oder lectory und digitale Lernmethoden mit dem Goethe-Institut und verschiedenen Universitäten. Man muss etwas selber erfahren, um es auch vermitteln zu können. Nicht dass ich ein Fan von Steve Jobs wäre, aber seine legendäre Rede in Stanford ist klug und das Motto passt: Stay hungry. Stay foolish. Das Leben ist zu kurz, um es mit sinnlosen Meetings und Phrasen zu vergeuden.