Mobile Publishing: Update Januar 2016

Wie bewerten Analysten die Bilanzen der großen Anbieter und ist AR wirklich so entscheidend? Warum sind enhanced eBooks immer noch nicht der Renner – und welche spannenden, neuen Angebote gibt es trotzdem zu bewundern? Welche Erlösmodelle bieten sich bei Zeitschriften an und wie kann man trotzdem alles versemmeln? Und wo bleibt im Cross-Channel-Commerce noch Raum zwischen Amazon und Google? Interessiert? Dann lesen Sie weiter:

So entwickelt sich der Markt

Was machen die großen Ökosystem-Anbieter? Der Januar ist für US-Unternehmen stets die Zeit für die letzte Quartalsbilanz des Vorjahres – und damit auch immer der Anlaß, die Gewinner und Verlierer des Geschäftsjahres zu resümieren. Apple hat dabei trotz Enttäuschungen beim Tablet-Umsatz und stagnierenden iPhone-Verkäufen einmal wieder seinen eigenen Umsatzrekord gebrochen: Die Zahlen im Detail zeigt ZDNet, lesenswert dazu auch die Analyse von Monday Note. Nicht belohnt wurde die Entwicklung dagegen von der Börse.  Amazon zeigt ein profitables Geschäftsjahr 2015 – wenn auch wohl nicht so profitabel, wie es Analysten erwartet hatten.

Auch Facebook kann über spektakuläre Gewinnsteigerungen berichten und die Wirtschaftswoche widmet Zuckerbergs Visionen auch gleich einen umfangreichen Beitrag – hier zahlt sich die Diversifizierungs- und Entwicklungsstrategie des Unternehmens aus. Und auch den langjährigen Rivalen Twitter hat Facebook mittlerweile deutlich in den Schatten gestellt. Microsoft dagegen zeigt ein gewohnt zwiespältiges Bild: Zwar übertreffen die aktuellen Bilanzen die Erwartungen der Analysten, aber das Unternehmen bekommt im Mobile-Bereich nach wie vor kein Bein auf den Boden. Oder, wie es The Verge auf den Punkt bringt: “Windows Phone is dead”.

Erfolgreiche Strategien für das Online-Geschäft: Der New Yorker zeigt am Beispiel der jüngsten Welle von Web-Startups und Unicorns, wie sehr sich eBusiness mittlerweile zu einem “winner takes it all”-Markt entwickelt hat. Holger Schmidt gibt dazu auf Pulse einen Überblick über besonders erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle.

Von Tech.pinions kommt eine gute Analyse der aktuellen Entwicklung im Smartphone-Markt: Ob Google oder Apple hier “gewonnen” haben, ist naturgemäß nicht einfach zu entscheiden. Beide Unternehmen haben sich sehr erfolgreich ihre Marktanteile in ihren jeweiligen Segmenten gesichert. Die Frage für die Zukunft wird eher sein, ob neben iOS und Android überhaupt noch Platz für einen weiteren Player im Markt ist. TeleRead fragt dagegen über den Vergleich von Apple und Amazon, ob die künftige Dominanz im Markt eher von Hardware-Entwicklung oder eher von den Services getrieben wird.

Zahlen, Zahlen, Zahlen: Die Online-Branche ist bekannt dafür, regelmäßig spektakuläre Nutzerzahlen zu produzieren – und diese auch gern in Heldengeschichten in die Welt zu tragen. Von Flurry gibt es eine Analyse des Marktes für mobile Geräte, die Agentur “We are social” hat sich an die Kärnerarbeit weltweiter Datensammlung gemacht und ihre Erkenntnisse zum Stand des globalen Digitalen in einem 526 Slides umfassenden Powerpoint-Schlachtschiff zusammengefasst. Zu finden ist die Datensammlung auf Slideshare, auf dem Blog von We are social gibt es dazu einen Überblicksartikel mit einer Management Summary. Oder gleich hier zum Reinlesen:

 

Digital in 2016 from We Are Social Singapore

 

Die Technologien zur Umsetzung

eBook-Qualitätsoffensive: Immer wieder gibt es in der Online-Welt Diskussionen um die Qualität von eBook-Dateien. Bei verbesserungswürdigen Produktionsprozessen und unter Kostendruck leidet eben manchmal die editorische Sorgfalt – auch wenn die Frage durchaus berechtigt ist, ob Anstrengungen in diesem Bereich vom Endkunden tatsächlich gewürdigt werden.

Amazon macht nun einen Schritt zur Transparenz: eBook-Titel, die offensichtliche Mängel in der Qualitätssicherung zeigen, werden in Zukunft durch Warnmeldungen im Shop gekennzeichnet. Was das in der Praxis genau heißt, beschreibt Matthias Matting auf selfpublisherbibel.de. Dass die Maßnahmen aber auch kein Grund sind, in Panik auszubrechen, zeigt John Doppler bei Words on Words.

Apple und Augmented Reality: Dass Apple nach den jüngsten Unternehmenskäufen große Pläne im Bereich Augmented Reality/Virtual Reality hat, ist mittlerweile ein nur schlecht gehütetes (oder sorgsam geleaktes) Geheimnis der Tech-Branche. Die Fast Company gibt einen Überblick über die Aktivitäten von Apple – auf jeden Fall ein spannendes Thema, unabhängig davon, ob die Gerüchte um ein Elektro-Auto von Apple nun wahr sind oder nicht. Aber ob AR als Technologie wirklich ein “iPhone-Killer” sein könnte, wie TechInsider vermutet? Das ist vielleicht doch etwas übertrieben.

XML für alle: XML-basiertes Publizieren ist im Fachverlagsbereich schon seit über 15 Jahren gängige Praxis, für Publikumsverlage ist dieses Thema dagegen erst durch die Notwendigkeit der eBook-Produktion aktuell geworden. Wenn Sie über ein Projekt in diesem Bereich nachdenken, zeigt der Überblicksartikel von Scriptorium.com acht untrügliche Zeichen dafür, dass XML-Prozesse eine gute Idee wären.

 

Dieses Produkt will der Kunde

Enhanced eBooks auf dem steinigen Weg zum Erfolg: Obwohl das Genre der enhanced eBooks sicherlich einer der reizvollsten Gebiete für die Produktentwicklung innovativer Digitalmedien ist, hat sich dafür noch kein Massenmarkt entwickeln können. In unserem Überblick fassen wir die Gründe dafür zusammen und zeigen eine Reihe von sehenswerten Produktmodellen.

Charakteristisch für moderne Enhanced eBooks ist dabei, dass sie vom Produktdesign her irgendwo zwischen Buch, Spiel und Animationsfilm angesiedelt sind – mit allen dazugehörigen Herausforderungen für Anbieter und Kunden. Das Beispiel “Against the grain” zeigt anschaulich, wie sich Comics und Graphic Novels dabei für die Zukunft positionieren können, Marc Degens probiert sich an webbasierter Ergänzung des Textes mit Bildern und Videos und mit “Flewn” macht aktuell eine interaktiv inszenierte Geschichte für iOS Furore:

 

 

Trends im App-Markt: Auch die App-Stores der großen Ökosysteme sind nicht gerade das einfachste Pflaster für Verlage und Medienhäuser. Was 2015 an Entwicklungen in diesem Bereich gebracht hat, zeigt wie jedes Jahr der Überblick des Analytics-Anbieters App Annie, hier die Studie im Original zum Download, lesenswert dazu aber auch die deutschen Zusammenfassungen bei Mobile Geeks und auf Mobilbranche.de.

Trotz des schwierigen Marktumfeldes aber stehen die Zeichen klar auf Mobile: Nach einer Studie der FIPP planen 90% der Unternehmen im Newsbereich, ihre Investitionen für Mobile Apps zu erhöhen und ihre Mobil-Strategie auszuweiten. Ein wertvolles, neues Werkzeug für mehr Reichweite kann dabei App Indexing sein. Mit dieser Methode, hier einleuchtend beschrieben von Searchmetrics, können App-Inhalte von Suchmaschinen erfasst und auch außerhalb der Applikationen zugreifbar gemacht werden.

 

So erreiche ich den Kunden

Cross-Channel-Commerce, das Gebot der Stunde: Schon länger wird dem Handel klar, dass nicht nur eine Online-Strategie unerlässlich ist, sondern auch die verschiedenen digitalen und analogen Kanäle klug kombiniert werden müssen, um den Kunden an möglichst vielen Stellen abzuholen und im eigenen Ökosystem zu halten. Was dies für die Zukunft des Handels bedeutet und wie sich der Buchhandel dabei positionieren kann, haben wir aktuell in zwei Artikeln beschrieben. Und das Beispiel Amazon macht deutlich, wie eine erfolgreiche eCommerce-Plattform eben auch auf ausgefeilte physische Logistik angewiesen ist, um erstklassigen Kundenservice zu bieten.

Digitale Magazine am Scheideweg: Zeitschriften haben beim Weg ins Digitale stets ihre eigenen Herausforderungen und scheitern oft dabei, ihren Nutzern klare Mehrwerte zu bieten und dabei noch ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Publishing Executive gibt dazu einen guten Überblick zur Erschließung verläßlicher Erlösquellen für Zeitschriften-Verlage.

Wie man es dabei eher nicht machen sollte, zeigt Talking New Media am Beispiel des Rolling Stone: Unverständliche Produktentwicklungs-Strategie, Ignorieren von Kundenfeedback, widersinniges Preismodell – das Fallbeispiel demonstriert geradezu lehrbuchmäßig, wie man digitale Produkte auch langfristig unerfolgreich hält. Genau am anderen Ende der Skala bewegt sich Penthouse: Das Männermagazin denkt aktuell sogar darüber nach, seine Print-Ausgabe einzustellen und sich ausschließlich auf Digitalkanäle zu konzentrieren.

 

Wir wünschen wie immer eine anregende Lektüre!

 

 

 

Veröffentlicht von

www.dpc-consulting.de

XML- und Digital-Publishing-Professional mit Leib & Seele, seit Berufseinstieg in verschiedensten Projekten rund um Content-Management und Datenbank-basiertes Publizieren unterwegs. Seit 2012 selbständig als Berater und Trainer für digitales Publizieren.