Native App oder Web App? Teil 3: Welche Kombinationen sind möglich – und was ist dafür zu tun?

Bei der im ersten Teil und zweiten Teil dieses Artikels geführten Diskussion über die Merkmale von Nativen Apps vs. Web Apps, konnte der vielleicht der Eindruck entstehen, als wären Web-App und native App zwei vollständig separate Entwicklungspfade, die sich gegenseitig ausschließen, und die insbesondere bei der Wahl des Web-App-Modells eine Vermarktung über einen der App Stores ausschließen. Da die Nachteile einer ausschließlichen Eigenvermarktung durch die hausinterne Plattform auf der Hand liegen und eben auch im o.g. SPIEGEL Artikel angerissen wurden, kann dieser scheinbare Widerspruch von Web-App und Native App durch deren Verknüpfung bzw durch die Integration einer Web-App in eine Native App aufgelöst werden.

Update 2017: Für Konsumenten wie Anbieter sind in den Jahren seit der Veröffentlichung unseres Artikels 2012 die Möglichkeiten des Publizierens in den Ökosystemen von Apple, Google und Co. zur alltäglichen Selbstverständlichkeit geworden. Dennoch ist in nahezu jedem größeren Projekt zum Mobile Publishing die wesentliche technische Frage zum Projektstart dieselbe geblieben: Welches ist die geeignete Produktform? Soll es eine native App oder eine Web-App werden? Oder ist ein hybrider Ansatz doch sinnvoller? Nach der Vielzahl an technischen Neuerungen in den letzten Jahren ist es Zeit für ein Update: Lesen Sie deshalb auch unsere aktuelle Artikelserie zur erfolgreichen Implementierung von App-Projekten.

Integration einer vorhandenen Web App in eine Native App in fünf Schritten

  1. Entwicklung einer eigenen Native App, die nur mehr oder weniger aus einer einzigen Funktion besteht: Sie ruft ein displayfüllendes Browser-Fenster auf, prüft dabei, ob eine Online-Verbindung besteht (fängt den Offline-Fall dabei natürlich sinnvoll ab), und weist den Browser gleichzeitig an, den gesamten Content des Webspace in seinen local storage zu übernehmen.
  2. Idealerweise verbindet sich die Authentifizierung, die aus Sicherheitsgründen beim Aufbau der Verbindung erfolgen sollte, mit einer Identifikation des Kunden auf der haus-internen Online-Plattform.
  3. Im Web-Space müssen einige Vorkehrungen und Konfigurationen erfolgen, damit der Offline-Browsing-Mechanismus wirken kann. Dies kann jedoch auf vergleichsweise triviale Weise erfolgen.
  4. Durch das Hinzufügen alle notwendigen Komponenten für Oberfläche und Vermarktung bei der Native App entsteht ein vollwertiges Shop-Angebot für einen App-Store , d.h. inkl. Anwendungs-Icons, Anwendungsname, Werbetexte, etc.
  5. Die resultierende Native App – als „Brückenlösung“ für die vorhandene Web-App – ist dann ebenso für den Shop-Verkauf in den App-Stores geeignet, als wenn die Web-App zu 100% in der nativen Entwicklungsumgebung programmiert worden wäre.

Das hier skizzierte Vorgehen funktioniert in den Grundzügen bereits, wenn man es als Entwickler komplett „zu Fuss“ erledigt, d.h. alle notwendigen Programmcodes und Konfigurationen dafür selber erstellt.
Der Ansatz lässt sich jedoch noch deutlich beschleunigen, wenn dazu optimierte Programmier-Frameworks verwendet werden, für die sich im Moment ein lebendiger Markt entwickelt. Als ein Beispiel von vielen sei hier PhoneGap genannt: Ein Framework, das ausschließlich auf den Zweck ausgelegt ist, den Graben zwischen Web-App-Programmierung und Mobilbetriebssystemen mit hohem Automatisierungsgrad effizient zu überbrücken. Im Gegensatz zu vielen anderen Entwicklungs-Frameworks ist PhoneGap gut dokumentiert, es existiert sogar deutschsprachige Literatur dazu.
Auch wenn das – gerade im Verlagsumfeld – vielleicht noch Zukunftsmusik ist: Die Technologien in der App-Welt bewegen sich immer schneller. Auch hier bleibt nichts, wie es war….

Siehe hierzu auch Teil 1: Native App oder Web App?  Teil 1: Definitionen und Entscheidungskriterien und Teil 2: Welche App Technologie ist für welchen Zweck besser geeignet?

Veröffentlicht von

www.dpc-consulting.de

XML- und Digital-Publishing-Professional mit Leib & Seele, seit Berufseinstieg in verschiedensten Projekten rund um Content-Management und Datenbank-basiertes Publizieren unterwegs. Seit 2012 selbständig als Berater und Trainer für digitales Publizieren.