Lebenslanges Lernen dürfte jedem nicht nur als Schlagwort bekannt sein. Wer noch mit Kassettenrecordern und Vinylplatten aufgewachsen ist, musste zwangsläufig auch lernen, was Terrabyte oder Snapchat heißt. Und jeder weiß, dass das nicht mehr aufhören wird.
Die KPMG hat eine Studie zum Thema “Digitales Lernen in Unternehmen” veröffentlicht, in der es vor allem um das Zusammenspiel der verschiedenen Lernmethoden geht. Und auch hier finden sich in einem Hype-cycle für die digitale Weiterbildung so viele neue Begriffe wie Exostructure Strategy, ITIL oder affective computing.
Diese muss man nicht alle beherrschen. Unsere Erfahrungen mit eigenen blended learning-Konzepten, wie z.B. einem Kurs am Goethe-Institut oder der Plattform lectory, lassen sich auf ein paar Grundregeln zurückführen:
- Weniger ist mehr. Der Lernende kann grundsätzlich immer nur weniger aufnehmen als der Lehrende meint vermitteln zu können.
- Der gute didaktische Leitfaden ist zentral. Die Medienkompetenz des Lehrenden entscheidet über den Erfolg, nicht die Technologie. Denn je nach Ziel muss man das richtige Mittel (Präsenz, Quiz, eBook, Links…) einsetzen.
- “Stay hungry, stay foolish!” – Steven Jobs Credo lässt sich hier gut übertragen, denn man lernt nie aus und muss sich mit den Lernenden auf eine Stufe stellen im Ausprobieren und Testen. “Stay curious, stay empathetic!”, könnte man sagen.
Die messbaren Erfolge bei ABB, IBM oder CCBS stehen laut KPMG beispielhaft für die Möglichkeiten von blended learning. Klug kombiniert, können Präsenzveranstaltungen und digitale Lerneinheiten nicht nur Zeit und Kosten sparen, sondern vor allem Schnelligkeit und Nachhaltigkeit fördern.
Bei KPMG selbst sind es vor allem die folgenden Punkte, die für die Einführung digitaler Lehreinheiten relevant waren:
- Die Definition der Lernziele und die daraus sich ableitende Strategie entscheiden über die Formate, nicht umgekehrt. Ob und wann Präsenzseminare oder digitale Lerneinheiten zum Zuge kommen, hängt von den Teilnehmern und den Inhalten ab. Vor allem aber von den Zielen der Schulung: Soll Wissen vermittelt oder eine Verhaltensänderung bewirkt werden? Oder geht es um den besseren Einsatz von Tools? Davon hängt auch der Einsatz der Mittel ab. (Siehe hierzu auch unseren früheren Beitrag über mobiles Lernen, in dem Frank Thissen in einer Studie über den Einsatz digitaler Medien in Schulen auf das didaktische Konzept hinweist, das für den Erfolg entscheidend ist.)
- Kurze, knappe Lerneinheiten werden von den Teilnehmern besonders geschätzt: Sie ermöglichen eine einfache, individuelle Auswahl und sparen Zeit. Wenn dann auch noch der Kontakt zum Tutor oder dem Anbieter leicht ermöglicht wird, erhöht das die Akzeptanz.
Das entspricht auch unseren Erfahrungen, vor allem bei Kursen, die über einen längeren Zeitraum gehen von über einem Jahr. - Wie bei allen neuen Angeboten ist auch hier bei der Entwicklung das frühe und gute Zusammenspiel zwischen den Beteiligten nötig, von den Kunden über die Entwickler und Lehrenden. Vor allem technologische Hürden bei der Implementierung verhindern die Akzeptanz. Auch hier stimmen wir zu und haben gute Erfahrungen gemacht in der Verwendung unseres Modells zur Entwicklung von Geschäftsmodellen.
- Die Vermarktung des Angebots darf nicht im Nachgang erfolgen, denn sonst werden die Kurse nicht entsprechend genutzt und angenommen.
- Oft sollen die digitalen Angebote auch gleich noch einige andere Probleme lösen, wie z.B. ein schneller Turnaround, schnellere Produktentwicklung oder Motivationssteigerung. Das kann natürlich nur erfolgen, wenn die neuen Angebote richtig eingebettet und vor allem auch als ein Schritt betrachtet werden, dem weitere folgen müssen.
Messbarkeit ist nicht nur bei digitalem Lernen ein großes Thema. Es war schon immer ein zentrales “Problem”, denn es gibt keinen Kanon, keine für alle gültigen KPIs, die man übertragen könnte. Denn beim Lernen spielt das Ziel eine entscheidende Rolle: Soll der Lernende schneller werden, sorgfältiger, umgänglicher, flexibler…? Das erfordert jeweils unterschiedliche Inhalte und andere Messgrößen.
Gerade die digitale Welt bietet jedoch eine Fülle von Messgrößen. Werden diese sinnvoll genutzt, können die Angebote kontinuierlich verbessert und angepasst werden. Darin liegt vor allem das Potenzial digitalen Lernens, wie es Daphne Koller in ihrem TED-talk eindrucksvoll darlegt.
Hier sind die Links zu weiteren Artikeln von uns über iversity und MOOCs, udemy und EdX sowie udacity und coursera oder den Einsatz von social reading mit lectory im Unterricht.
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