
In vielen Verlagen ist man es gewohnt, in langfristigen Zyklen zu denken. Natürlich gibt es Bestseller, aktuelle Highlights mit schönen Umsatzzahlen. Aber so ein Longseller, ein richtiges Backlistgeschenk, darüber freut sich jeder. Denn mit dem Buch ist ja auch die Sehnsucht nach Unendlichkeit, nach nie versiegender Reichweite und Wirkung auf die Leser verbunden. Klar, das so etwas Zeit braucht. Was aber, wenn die digitale Umgebung jetzt einen etwas schnelleren Rhythmus vorlegt? Dann kann man mit den etablierten Prozessen nicht mehr punkten. “Ihr Buch kommt dann nächstes Jahr zur Buchmesse oder mit der Vorschau in die Auslieferung” – das verstehen dann immer weniger Autoren. Denn Sie erhalten immer mehr Beispiele wie im Projekt L3T 2.0:
L3T ist ein preisgekröntes Lehrbuch zum Thema “Digitales Lernen”, das 2011 erschienen und frei zugänglich ist. Es hat 50 Kapitel, 115 Autoren und wurde ca. 150.000 Mal im Netz heruntergeladen. Hatte man vor Jahren noch zehn Monate gebraucht für die erste Ausgabe, so sieht ein Projektplan für den August 2013 einen Produktionszeitraum von sieben Tagen vor.
Ausgangspunkt ist eine Website, über die die Organisation des Projektes gesteuert wird. Projektpläne, Ansprechpartner, Termine, Videos für und von den Teilnehmern…die ganze Palette der Möglichkeiten wird hier ausgeschöpft.
Vergleicht man das mit den Produktionszyklen klassischer Lehrwerke, so braucht sich das ehrenamtliche Projektmanagement der verschiedenen Universitäten nicht zu verstecken. Und darum geht es auch: Projektmanagement. Man erkennt deutlich, dass auch die Organisation derartiger Projekte geübt und gekonnt sein will. Aber sie kann für alle Beteiligten (Autoren, Gutachter und andere) deutlich interessanter und anregender gestaltet werden. Allein eine Karte mit den Standorten und den Logos der Camps gibt jedem Teilnehmer den Eindruck, dass er erwünscht ist. Man muss die überall zum Gähnen wiederholten Sprüchlein von der Teilhabe am Bau der Kathedrale oder der Sehnsucht nach dem Meer als Antrieb für den Bau von Schiffen nicht wiederholen. Hier zeigen sie sich ohne Zeigefinger und Beraterdidaktik.
Dass Internationalisierung, Crowdfunding, Lizensierung etc. auch aufgenommen und behandelt werden, versteht sich von selbst. Für die Mitwirkenden ist es ein Pilotprojekt, bei dem sie beim Gestalten selbst auch die eigenen Themen behandeln. Denn durch die Verwendung der verschiedensten Präsentationsformen werden den Teilnehmern auch gleich die Vor- und Nachteile der jeweiligen Aufbereitungsart deutlich. Learning on the job. Und ein Beispiel für viele etablierte Verlage.
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