Mobile Publishing: Update März 2014

teaserbildSchon die ersten drei Monate des neuen Jahres haben wieder einmal spannende Umwälzungen beim digitalen Publizieren gezeigt. Auf der Leipziger Buchmesse wurden zahlreiche neue Verlagsplattformen vorgestellt, die Produkte und Kundenzugang neu denken. Und auch die großen mobilen Ökosysteme waren nicht untätig in ihrer stets hochdynamischen Einkaufs- und Innovations-Politik. Ein Überblick über die wichtigsten News aus dem Mobile Publishing im März:

So entwickelt sich der Markt

Mobile Endgeräte und Content-Nutzung: Nach den jüngsten Marktstudien von Gartner wird sich der Trend zu Mobilgeräten wie Smartphones und Tablets weiter fortsetzen, wenn auch der rapide Boom der Tablets etwas abflacht. Bei The Next Web erschien jüngst eine Statistik mit einem Blick auf die weltweite Verteilung der mobilen Ökosysteme: Danach dominiert Google mit Android zwar nach Zahlen und in den Schwellenländern, aber die Märkte in den zentralen westlichen Industrienationen sind nach wie vor fest in der Hand von Apple.
Jane Friedman versammelt auf ihrem Blog fünf ganz unterschiedliche Perspektiven auf Teile der US-Verlagsbranche, die zeigen wie sehr sich der Markt dort verändert. Für Deutschland hat die BITKOM anläßlich der Cebit eine Studie veröffentlicht, die klar den Trend zum Smartphone als Lesegerät für eBooks zeigt. Dagegen weisen die jüngsten GfK-Zahlen schwer erklärbare Phänomene beim Verhältnis von eReader-Zahlen und eBook-Kaufverhalten auf. Aus unserer Sicht ein Zeichen dafür, dass reine Zahlenspiele so lange akademisch und vielfältig interpretierbar bleiben, bis man sie auch mit gesichertem Wissen über das Nutzungsverhalten der Kunden kombinieren kann.

Aufstieg und Niedergang: Gelegentlich kommen Branchennachrichten ja auf skurile Weise parallel, obwohl sie inhaltlich nichts miteinander zu tun haben. In diesem Monat ging als eine der spektakulärsten Firmenkäufe der Einstieg von Facebook bei Oculus durch die Medien. Obwohl sich das mit sensationellem Erfolg beim Produkt-Crowdfunding gesegnete Startup aus den USA damit bei weitem nicht nur Freunde gemacht hat, wirkt es doch unfreiwillig komisch, dass am selben Tag die Schließung der Hauptfiliale von Hugendubel am Münchener Marienplatz gemeldet wird. Sign o’ the times?
Wenn ein deutsches Startup gekauft wird, ist das oft ein Grund zur Freude – nicht so jedoch bei Readmill, dessen Akquisition durch Dropbox gleichzeitig auch das rapide Ende einer sehr interessanten eReading-App bedeutet. Schade, diesem Ansatz hätten wir mehr Zukunft gewünscht.
Aus den USA kommt dagegen die Nachricht, dass die jüngst von Jeff Bezos erworbene Washington Post bereits mit ersten Innovationen in den Markt geht: Mit einem Partner-Programm für Zweitverwertung von digitalem Content will man hier mehr Reichweite schaffen und Mehrwerte für Kunden anderer Firmen zum gemeinsamen Nutzen für die Partner anbieten.

 

facebook + oculus

Facebook und Oculus in einem Boot: Beginnt das Netzwerk, seinen Namen etwas zu wörtlich zu nehmen?

 

Neuen Content braucht das Land: Der deutsche Markt für Digitalmedien zeigt aber auch an vielen Stellen eine Dynamik, die man ihm nach diesen Nachrichten kaum zugetraut hätte: Die zahlreichen neuen Verlagsplattformen für Produktion und Vertrieb von eBooks, die in Leipzig auf der Buchmesse vorgestellt wurden, zeigt Charlotte Reimann im Überlick. Neben den hier erwähnten Verlagsinitiativen erschienen uns bemerkenswert: Scook, die neue Schulbuch-Plattform des Cornelsen Verlags, die mit sensationellem Erfolg beendete Crowdinvesting-Finanzierungsrunde des eBook-Flatrate-Anbieters readfy, sowie der Crowdfunding-Erfolg von Substanz, einem neu gegründeten digitalen Wissenschaftsmagazin.

 

Die Technologien zur Umsetzung

Neben dem Kauf von Oculus hat Facebook ja in der letzten Zeit einige neue Firmen übernommen und innovative Produkte angekündigt – Fastcompany zeigt in ihrem Blogbeitrag die Strategie dahinter. Wer daneben in den letzten Jahren wen gekauft hat unter den großen US-Technologie-Konzernen, zeigt eine interaktive Infografik von SimplyBusiness. Die als technische Alternative zu nativen Apps für die mobilen Betriebssysteme hochinteressanten Chrome Packaged Apps haben von Google neue Monetarisierungs-Optionen spendiert bekommen: Auch für diesen App-Typ ist jetzt im Chrome App Store effektiver Vertrieb möglich. Dagegen wartet man im Bereich der eReader vergeblich auf spektakuläre Innovationen. Hier zeigt sich am Ende doch, dass nur sehr wenige Firmen weltweit hier in Forschung und Entwicklung investieren, während sich am Markt für Smartphones und Tablets nahezu monatlich neues tut.

 

Das ist die Zielgruppe

Die unter 25 Jahre alte Generation der “Digital Natives” gehört für Digitalmedien mit zu einer der interessantesten Zielgruppen überhaupt – umso erstaunlicher, dass sie für viele Produktentwickler immer noch aus einer amorphen Masse unbekannter Wesen zu bestehen scheint. Vom Deutschen Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet kommt eine Studie über die Nutzungsgewohnheiten der U25-Generation. Insbesondere das hier entwickelte Modell der “Internet-Milieus” bietet für alle Fans der Sinus-Welten einen Zugang zum Nutzungsverhalten der Heranwachsenden.

DIVSI Internet-Milieus

Die DIVSI Internet-Milieus – ein Modell zur Erfassung des Nutzungsverhaltens der U25-Generation (Quelle/Copyright: DIVSI)

 

Dieses Produkt will der Kunde

Ein attraktives Produktdesign ist das A und O eines erfolgreichen Digital-Portfolios. Faktoren zur Akzeptanz von eBooks im Markt fasst ein Beitrag aus der Springer Fachbibliothek zusammen.
The Atavist ist aus unserer Sicht einer der spannendsten Anbieter für Produktion und Distribution von enhanced eBooks außerhalb der üblichen eBook-Ökosysteme – ein ausführlicher Beitrag gibt interessante Innenansichten dieser Digitalplattform und zeigt das Potenzial dieser Technologie. Mobile Apps zu schaffen, die nicht nur Verbreitung finden, sondern auch langfristig Kunden binden und neben Content-Verkauf auch echtes Engagement erzeugen, gehört zur hohen Kunst des Applikations-Design. Wie man mit Gamification-Mechanismen eine neue Art von Nutzererlebnis auch bei ganz seriösen Inhalten schaffen kann, zeigt ein Artikel vom Sitepoint-Blog.

 

So erreiche ich den Kunden

Content-Marketing ist aus gutem Grund Dauerthema in unseren Beiträgen zur Kundenansprache – zu wichtig ist es, neben innovativen Produkten und Qualitäts-Inhalten auch auf zeitgemäße Art Kundenkontakt aufzubauen und zu halten. Einen Überblick über lesenswerte Blogs zum Content-Marketing in Deutschland gibt Mael Roth’s Marketing Blog. “Wie man das Content-Monster füttert, ohne dabei selber gefressen zu werden”, lautet der satirische Titel eines Artikels von talkabout.de. Ebenfalls auf diesem Blog findet sich ein Grundlagen-Artikel zum strategischen Content-Marketing, der in übersichtlicher Form alle zentralen Hebel für den effektiven Einsatz im Unternehmen zeigt. In einer anderen Darstellung gibt curata.com einen Überblick über die sinnvollsten Inhalts-Typen für Content-Marketing und ihre Verwendungsmöglichkeiten. Wir wünschen wie immer gute Lektüre!

 

talkabout content-model

Die acht Hebel des strategischen Content-Marketing nach talkabout consulting (Quelle/Copyright: www.talkabout.de)

 

Veröffentlicht von

www.dpc-consulting.de

XML- und Digital-Publishing-Professional mit Leib & Seele, seit Berufseinstieg in verschiedensten Projekten rund um Content-Management und Datenbank-basiertes Publizieren unterwegs. Seit 2012 selbständig als Berater und Trainer für digitales Publizieren.