Content Marketing und Corporate Publishing

tablet2marketDas Thema Content Marketing nimmt in der Diskussion um Online-Vermarktung nicht ohne Grund breiten Raum ein. Jede Branche, die sich im Netz präsentiert, hat dasselbe Problem: Wie kann ich ein Angebot von Waren, Dienstleistungen oder Informationen so platzieren und verbreiten, dass es in der Flut von Daten nicht untergeht? Wie erreiche ich Sichtbarkeit und Reichweite durch geschickte Nutzung der richtigen Kanäle und Netzwerke?

 

Die folgenden Beispiele zeigen, dass auch zwischen Content Marketing und Corporate Publishing eine breite Grauzone liegt, in der sowohl neue Vermarktungswege als auch neue Produktformen entwickelt werden können.

Die “Must See Map” – personalisierte Reiseinformation

Auf besonders geschickte Weise hat die Fluggesellschaft KLM mit ihrer Microsite “Must See Map” die Möglichkeiten von Social Media, Geolokalisierung und Personalisierung realisiert: Ähnlich wie im hier jüngst vorgestellten Modell von Delta Air bietet die Kampagne Kunden die Möglichkeit, für Flugziele der KLM personalisierte Stadtpläne mit Reiseempfehlungen zu erstellen und diese sowohl online, als auch offline zu nutzen. Auf Basis von standardisiertem Kartenmaterial können Freunde und Bekannte über eMail, Facebook und Twitter dazu eingeladen werden, Empfehlungen für die Städtereise beizusteuern. Ihre Social-Media-Profile können dabei auch halbautomatisch ausgelesen werden, geolokalisierbare Informationen werden dabei direkt im Kartenmaterial verankert. Der Clou: Die erstellte Karte kann direkt online verwendet werden, bevorzugt der Nutzer aber eine “echte” Karte oder möchte auf seiner Reise nicht sein Roaming-Budget strapazieren, kann der Stadtplan auch als Print-Version bestellt werden. Der Kunde erhält dann zusammen mit seinem Flugticket seinen persönlichen Stadtplan.

KLM Must See Map

Erstellung von personalisierten Karten mit der KLM Must See Map

Auch für Verlage machbar: Content-Angebote für Geoplattformen

Anregungen für Verlage gefällig? Reiseführer-Verlage könnten sicherlich genug geolokalisierten Content für solche Modelle beisteuern – egal ob der Content-Anbieter das Angebot selber realisiert, oder nur Content für einen Partner liefert. Aber auch abseits von Reiseinformation im engeren Sinne sind andere Modelle vorstellbar: Literarische Spaziergänge durch verschiedene Städte (man stelle sich James Joyces ‘Ulysses’ oder Thomas Manns ‘München leuchtet’ auf diese Weise realisiert vor) oder auch historische Informationen, die per Geolokalisierung eingebunden werden. Ein Beispiel dafür ist jüngst mit der “Gimbal”-App realisiert worden, mit der Städte durch dort handelnde Kurzgeschichten erschlossen werden können. Und ähnlich wie im KLM-Modell wäre durch geschickte Erweiterung von Verlagsprodukten auch der Schritt hin zum “enhanced Print” möglich.

Vom Support-Forum zum Geschäftszweig

Anhand eines Kleinunternehmers aus dem Bereich Gartenteiche zeigt die New York Times auf ebenso einfache wie überzeugende Weise, wie durch eine schlichte Änderung der Kundenkommunikation ein reales Umsatzplus erzielt werden kann. Die Unternehmens-Website zunächst durch einen Blog zu ergänzen und dann systematisch auf Kundenfragen zu reagieren – das mutet zunächst so banal an, dass es kaum erwähnenswert erscheint. Aber wenn sich das Unternehmen in einer Marktnische befindet,  in der diese Art der Direktkommunikation schlicht unüblich ist, kann daraus zunächst ein Alleinstellungsmerkmal und dann im zweiten Schritt möglicherweise ein echter Publikationskanal entstehen.

Chancen für Fachinformations-Anbieter

Für Fachverlage in kleinen Themen-Nischen etwa kann diese Strategie sehr sinnvoll sein: Ergänzt man die Publikationen aus dem Kerngeschäft durch regelmäßige Online-Kommunikation und gelingt es, sich im Fachthema als wesentlicher und relevanter Informationsgeber zu positionieren, kann so nicht nur ein Marketing-Kanal entstehen. Sind die Kanäle einmal gelegt, können daraus bei genug relevantem Content Produktformen entstehen wie begleitende eBook-Reihen, Online-Events wie Webinare und Hangouts, oder auch Veranstaltungen/Kongresse. Wenn man im Kunden-Kontakt genug relevante Themen sondiert hat, kann sich dies auch in der “realen Welt” wieder lohnen – im Extremfall kann so die Keimzelle einer Unternehmensberatung entstehen.

 

Veröffentlicht von

www.dpc-consulting.de

XML- und Digital-Publishing-Professional mit Leib & Seele, seit Berufseinstieg in verschiedensten Projekten rund um Content-Management und Datenbank-basiertes Publizieren unterwegs. Seit 2012 selbständig als Berater und Trainer für digitales Publizieren.