Mobile Publishing: Update Mai 2015

Auch im Frühsommer gibt eine Innovation der nächsten die Klinke in die Hand: Aus den USA kommen spannnende Trend-Reports, Apple gönnt seinem Ökosystem einen weiteren Baustein im Musik-Bereich und alle großen Anbieter haben mittlerweile ihre Eisen im Virtual-Reality/Augmented-Reality-Feuer. Und aus den sozialen Netzwerken kommen interessante neue Modelle für Content Marketing und Distribution von Medieninhalten. Wir kommentieren wie jeden Monat die wichtigsten Trends für Verlage und Medienhäuser:

So entwickelt sich der Markt

Online-Trends 2015: Für Beobachter globaler Internet-Trends bietet der jährliche Report der Analystin Mary Meeker von der Investment-Gesellschaft KPCB jährlich eine Fundgrube an Statistiken, Daten-Aggregierungen und Prognosen. Das lesenwerte und detailreiche 196-Seiten-Powerpoint-Ungetüm findet sich im Original bei KPCB  – wer es gerne verdaulicher mag, greift zur Business Summary von TechCrunch. Oder verschafft sich direkt hier einen Überblick:

 

2015 Internet Trends Report from Kleiner Perkins Caufield & Byers

 

Fast zeitgleich erschienen sind die aktuellen Statistiken der Analysten von IDC zum weltweiten Smartphone-Markt: global steigen die Verkäufe weiterhin an, das Wachstum flaut aber etwas ab, weil in einigen Märkten – vor allem China – mittlerweile eine echte Marktsättigung erreicht ist. Und gerne verweisen wir auch auf unsere eigene Zusammenfassung des Berichts der ITU zur weltweiten Digitalisierung und ihren Folgen.

eBook-Formate und Zahlenspiele: Proprietäre eBook-Formate wie das von Amazon, wie auch DRM-Systeme, sind seit Anbeginn der eBook-Entwicklung Aufreger-Themen in jeder Diskussion. Aktuell hat der US-Entwickler Joshua Talent von eBook Architects in einem Blogbeitrag bei Digital Bookworld ausgeführt, warum proprietäre eBook-Formate auch ihr Gutes haben (können). Prompt folgten einige überaus heftige Reaktionen und eine durchaus spannende Diskussion, die Nate Hoffelder gut zusammenfasst.

The Bookseller überraschte aktuell mit der Nachricht, dass in den USA die eBook-Anteile zurückgehen würden – auch hier hat sich Nate Hoffelder die Grundlage des Artikels einmal genauer angesehen und bringt gute Argumente für das Anzweifeln der Datenbasis. Es ist eben im Detail doch nicht so einfach mit den Statistiken zum eBook-Markt…

 

Die Technologien zur Umsetzung

Neues von Apple: Auch bei Apple kommt es mal wieder Schlag auf Schlag. Mittlerweile hat sich auch die Medienbranche an die Existenz der Apple Watch gewöhnt, sich ausführlich darüber ausgelassen, warum textbasierter Content darauf relativ schwer zu realisieren ist, aber auch interessante Zukunftsszenarien entwickelt – schon kommen die nächsten Innovationen. Beispielsweise steht iOS 9 bereits vor der Tür – wer sich bereits auf die zentralen Neuerungen vorbereiten will, findet bei Gizmodo eine gute Zusammenfassung. Spannendes kommt dabei aus dem Musikbereich: Wie bereits gestern bestätigt wurde, steht Apple Music, der hauseigene Abo-/Flatrate-Service für Musik, ebenso kurz vor dem Launch wie ein Radiosender. Und natürlich dürfte auch dies die Diskussion über Flatrate-Modelle für Content im Netz weiter befeuern, die ja auch vor der Buchbranche nicht haltmacht.

Am interessantesten aber ist für Content-Anbieter die Ankündigung, dass der schon länger schwächelnde Apple Newsstand für digitale Zeitschriften-Inhalte durch die neue “Apple News”-App ersetzt wird. Die Anwendung hat wenig mit dem alten Newsstand gemein und wirkt eher wie eine Mischung aus Flipboard und Facebook Instant Articles. Informationen zur Datenaufbereitung für diese Plattform gibt es direkt bei Apple und bei Talking New Media, die auch eine lesenwerte Analyse über die mittelfristigen Auswirkungen zu bieten haben.

Augmented Reality für alle: Wir haben es mit einem lachenden und einem weinenden Auge verfolgt – die Münchener Augmented Reality-Schmiede Metaio ist von Apple übernommen worden. Lachend, weil dieser tolle Erfolg den Gründern und ihrem Team wirklich zu gönnen ist –  weinend, weil damit eine vielversprechende Technologie erst einmal in den Laboren von Apple verschwindet und das hier aufgebaute Ökosystem bald nicht mehr zur Verfügung stehen wird.

Unterm Strich wird dies der Technologie-Entwicklung aber sicherlich einen deutlichen Schub verschaffen, denn mittlerweile hat jedes der großen Ökosysteme sein eigenes Augmented/Virtual Reality-Pferd im Stall: Facebook hat sich ja 2014 Oculus zugelegt, Microsoft entwickelt mit großem Elan an Hololens, und Google lässt langsam erkennen, was Magic Leap vorhat. Am Ende fehlt nur noch die Massentauglichkeit einer Technologie wie Soli von Google, und die Hardware-Welt dürfte in wenigen Jahren kaum wiederzuerkennen sein:

 

 

Dieses Produkt will der Kunde

Neue Themen für die digitale Agenda: Samantha Streger von  Full Fathom Five Digital zeigt bei Digital Bookworld, wie die Weiterentwicklung eines digitalen Content-Portfolios funktionieren kann – fünf im Grunde ganz einfache, aber sehr kluge Ratschläge für Programmentwicklung in den Zeiten des digitalen Publizierens. Und auch vom stets lesenwerten Mike Shatzkin kommt eine Art prototypische Agenda für Verleger in digitalen Märkten: Er geht wie meist eher die strategischen Großbaustellen an, die deswegen aber nicht weniger virulent sind.

Anlässlich des Relaunch von Vook, das nach der Akquise von Byliner und Booklr eine Neuausrichtung unter dem Namen Pronoun gewagt hat (verbunden mit einem einigermaßen vollmundigen Launch-Manifest) fragt Good eReader nicht zu unrecht: “Is digital publishing broken?” – grundsätzlich ist die Frage ja spannend, obwohl man bei der Begründung (fehlende Sichtbarkeit wegen zu vielen Produkten) wohl eher konstatieren muss, dass das digitale Publizieren eher ein bißchen zu gut funktioniert…

 

So erreiche ich den Kunden

Kundenkontakt über soziale Netzwerke: Den jüngste Hype im Bereich Social Media hat sicherlich Facebook mit seinen Instant Articles verursacht. Wie das Modell für Kunden und Publisher aussieht und langfristig wirken könnte, zeigt das Upload Magazin in einer lesenswerten Analyse. Daneben stehen Newsfeed-Posts mit eCommerce-Verknüpfung schon vor der Tür, und mit den Facebook Beacons ist ein interessantes Modell zum Schalten von Push-Nachrichten für lokale Unternehmen über die Facebook-App in Arbeit.

Ein weiteres spannendes Modell auch für Verlage können die neuen “Carousel Ads” auf Instagram sein: in dieser Bildergalerie-ähnlichen Werbeform können sich Marken deutlich besser inszenieren, als mit statischen Einzelbildern. Als letzter in der Reihe hat Pinterest mit seinen “buyable pins” endgültig die Brücke in die eCommerce-Welt geschlagen: Bild-Pins mit “Kaufen”-Button machen das Netzwerk auch kommerziell noch deutlich interessanter. Und hier gibt es bereits funktionierende Modelle von Verlagen, wie Harper Collins eindrucksvoll mit seiner “Don’t just browse. Start reading.”-Bibliothek auf Basis von Pinterest und Aerbook bewiesen hat.

 

 

 

Veröffentlicht von

www.dpc-consulting.de

XML- und Digital-Publishing-Professional mit Leib & Seele, seit Berufseinstieg in verschiedensten Projekten rund um Content-Management und Datenbank-basiertes Publizieren unterwegs. Seit 2012 selbständig als Berater und Trainer für digitales Publizieren.