Viral oder nicht viral?

Viral sein, das will jeder. Einmal etwas tun und schon machen die sozialen Mainzelmännchen und -fräuleins den Rest für einen. Ein Traum! Wie häufig „normale“ Nachrichten aber auch virale Effekte erzielen, hängt natürlich von der Marke und Intention ab. Deshalb sagt die folgende Tabelle aus dem Social Media Trends Report von Fipp.com für 2015 auch zunächst nicht viel aus über den Erfolg der NY Times aus. Denn Unterhaltung und allgemeine Nachrichten sind zu über 50% für virale Effekte verantwortlich. Und die sind nicht der Kern von allen Portalen, weshalb der Vergleich ein wenig hinkt. Aber es ist wichtig zu erkennen, wo und wann man am ehesten virale Effekte erzielen kann.

Welchen Portal-Typ man auch betrachtet: am Ende wollen alle Anbieter ihren Content erfolgreich im Netz platzieren. Die Auswertungen von FIPP zeigen jedoch, dass dies traditionellen Publishern deutlich schwerer gelingt, als Huffington Post oder Buzzfeed. Wobei natürlich der Viralitätsgrad an sich nur bedingt einen Rückschluss auf den Gesamterfolg der Plattform erlaubt.

 

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Im Vergleich schneidet die NYT zunächst natürlich schlechter ab als Buzzfeed. Das sagt noch nichts über den Erfolg oder Misserfolg des jeweiligen Auftritts aus. Aber es ist ein Indikator für die Anstrengungen, Multiplikatoren im Netz zu finden. (Quelle/Copyright: www.fipp.com)

 

Trotzdem ist ja interessant zu wissen, welche Merkmale bisher identifiziert werden bei Meldungen, die einen viralen Effekt erzielt haben. Ohne auf die Inhalte und deren jeweiliges Interesse zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort einzugehen, kann man die folgenden Empfehlungen von Buzzsumo und Fractl aufgrund einer Analyse von über 1 Millionen Artikel und 2,6 Milliarden geteilter Nachrichten ja auch sonst gut nutzen.

Besonders häufig erkennt man in viralen Artikeln Verben rund um das Thema Wissen, positive Adjektive und Überschriften mit handlungsstarken Wörtern. Bilder und Videos unterstützen die Verbreitung noch – bei Plattformen wie Facebook ist dieser Effekt ja sogar direkt in die Newsfeed-Algorithmen integriert:

  • Use knowledge based verbs such as understand, know, think, prove and believe
  • Use positive adjectives such as hilarious, happiest, cutest, greatest and adorable
  • Use headlines with action words such as focused, shaped, investigated, targeted, guided, investigated and visualised
  • Add photos and videos to posts. Users are more likely to click on content posted with a photo

Natürlich hat auch jede Plattform thematisch so ihre Stärken und ihre ganz besonderen Zielgruppen, die hier in starkem Maße unterwegs sind:

  • Facebook has become a favourite social media network for news sites because its content genres are many: entertainment, news and commercial
  • Twitter: Pop culture
  • Google+: World and industry news
  • Pinterest: Food, home, health, and beauty
  • LinkedIn: Professional development and business

Und nun zur zweiten, wichtigen Frage: Wo erreiche ich denn meine Kunden, wenn ich virale Effekte erzielen will?

Die meisten Kunden sind auf Facebook und YouTube zu finden. Das bestätigt die Bedeutung von Bildern und Videos im Netz. Aktiv sind die meisten auf Facebook, wenn auch hier die Zahlen rückläufig sind. Im weltweiten Durchschnitt sind jedoch mehr als 50% der Facebookkunden täglich auf der Plattform – einsamer Rekord.

 

Facebook ist und bleibt vorerst einmal das Maß aller Dinge: die meisten Teilnehmer und aktiven Nutzer. Und auch bei den Besuchern ganz weit oben. Zusammen mit YouTube der Beleg dafür, dass das Internet von Bildern und Videos geflutet wird. (Quelle/Copyright: www.fipp.com)

 

Im weltweiten Vergleich erinnert die Auflistung über die Bedeutung der sozialen Netzwerke in Deutschland stark an den Eurovision Song Contest – man sollte die Tabelle von unten lesen, wenn man schon das eigene Land sucht. Und das sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass soziale Netzwerke auch hier stark an Bedeutung gewinnen: Facebook: ca. 28 Mio Nutzer in D, 1,4 Mrd. weltweit, 2,3 Mio bei Twitter, 3 Mio bei Pinterest, 35 Mio auf WhatApp, 8 Mio auf Xing, 6 Mio auf Linkedin, 4 Mio auf YouTube.

 

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Jugendliche interessieren sich selbstverständlich für den Austausch mit anderen, aber die sozialen Netzwerke sind eben auch eine ernsthafte Quelle für den Zugang zu allen relevanten Informationen geworden, von Lernmaterialien bis zu Tipps und Produktempfehlungen. (Quelle/Copyright: www.fipp.com)

 

Dass Katzenvideos definitiv nicht der Grund für das Wachstum der sozialen Netzwerke sind, wird an der folgenden Übersicht deutlich. Jugendliche interessieren sich selbstverständlich für den Austausch mit anderen, aber die sozialen Netzwerke sind eben auch eine ernsthafte Quelle für den Zugang zu allen relevanten Informationen geworden, von Lernmaterialien bis zu Tipps und Produktempfehlungen.

Fazit: virale Effekte lassen sich nicht in allen Bereichen gleichermaßen gut erzielen und dürften in Deutschland noch Luft nach oben bieten, betrachtet man die Steigerungen in den sozialen Netzwerken.

 

Natürlich suchen Jugendliche andere Jugendliche. Das hält die Welt zusammen und sichert die Nachkommen. Aber Bildung und die Suche nach Wissen sind nach wie vor Werte, die ihre jungen “follower” finden, nicht nur Katzenvideos. (Quelle/Copyright: www.fipp.com)

Meine Schwerpunkte sind die strategische Entwicklung von Unternehmen, die Gestaltung der passenden Geschäftsmodelle und die Kundenanalyse - das klingt nach trockenem Brot. Aber es kann sehr kreativ, anregend und erfüllend sein. Mit dem Master "Digital Media Manager" in München lehre ich Medienkompetenz als Zusammenspiel von Geschäftsmodellen, Technologiebewertung und medialer Kommunikation. Aus meiner Erfahrung als Produktmanager, Verlagsleiter und Geschäftsführer beim Carl Hanser Verlag und Haufe-Lexware kenne ich das Mediengeschäft und die Herausforderungen durch die Digitalisierung. Mit Partnern entwickle ich Plattformen wie flipintu oder lectory und digitale Lernmethoden mit dem Goethe-Institut und verschiedenen Universitäten. Man muss etwas selber erfahren, um es auch vermitteln zu können. Nicht dass ich ein Fan von Steve Jobs wäre, aber seine legendäre Rede in Stanford ist klug und das Motto passt: Stay hungry. Stay foolish. Das Leben ist zu kurz, um es mit sinnlosen Meetings und Phrasen zu vergeuden.