Mit WhatsApp Bücher erstellen: ja, das geht!

WhatsApp durchdringt mittlerweile alle Lebensbereiche und wird vom privaten Chat inzwischen zum veritablen Instrument für die Unternehmens-Kommunikation. Gleichzeitig häuft sich das Phänomen, dass die virtuelle Welt nach der realen Bestätigung zu suchen scheint: digitale Angebote werden durch Printangebote erweitert oder Onlineshops suchen die reale Verkaufsmöglichkeit im Laden. ZappTales geht als Start-up gleich diesen Weg. Der Kunde erhält hier die Möglichkeit, aus WhatsApp-Chats ein analoges oder digitales Buch zu erstellen, als individuelles und originelles Geschenk, als Backup oder als ganz persönliche Erinnerung.

Dabei haben die Nutzer vielfältige Möglichkeiten, das Buch sowie den Chatverlauf zu bearbeiten, zu gestalten und so zusammenzustellen, dass ein einmaliges Buch daraus wird. Grund genug für uns für ein Interview mit dem Gründerteam:

Alle gehen ins Digitale – Ihr setzt auf Print. Warum?

ZappTales: „Back to the roots“ könnte man sagen. Früher schickten sich die Menschen regelmäßig Briefe. Ganze Liebesgeschichten wurden episodenweise über den Postweg geschrieben. Im Schulunterricht war der Verkehr von kleinen Zetteln mit Kurznachrichten Gang und Gebe, mit der Hoffnung und dem Nervenkitzel, nicht erwischt zu werden. Doch all das ist jetzt Vergangenheit…
Heutzutage gehört das Smartphone Instant Messaging zu einem der beliebtesten Kommunikationswege zwischen uns Menschen. Wir teilen Erfahrungen und Erlebnisse mit unseren Familienmitgliedern, organisieren Partys oder Reisen mit unseren Freunden und teilen Gefühle und Emotionen mit unseren geliebten Lebenspartnern. All das sind wertvolle und wunderschöne Geschichten, von denen wir uns schwer trennen können. Sollten wir diese aus irgendeinem Grund verlieren, wäre es sehr schade…

Und genau auf das setzten wir mit ZappTales. Wir wollen diesen Nachrichten ihren verdienten Wert zurückgeben. Denn mit jedem Chat halten wir einen Moment fest, eine Geschichte, eine Situation. Wie ein Tagebuch, das wir unbewusst schreiben und es verdient hat, sich als physisches Buch zu verewigen.

 

 

Was haben Eurer Meinung nach Geschichten auf WhatsApp für einen Vorteil gegenüber anderen Erzählformen?

ZappTales: WhatsApp-Geschichten sind authentisch und sehr dynamisch. Sie sind praktisch die Transkription einer verbalen Kommunikation. Es wird nicht lang überlegt, sondern einfach nur geschrieben. Oft sagt man sich über WhatsApp sogar mehr, als man sich in Person trauen würde… das hilft vor allem beim Kennenlernen sehr und ist für viele Menschen ein Weg, die Schüchternheit zu überwinden. Viele Liebesgeschichten entstehen über WhatsApp, denn man fühlt sich frei, man traut sich mehr…

Zudem können die Konversationen über WhatsApp mit Bildern, Videos oder sogar Audio Notizen vervollständigt werden. Videos und Audio können wir natürlich nicht drucken, aber die Bilder geben der Geschichte einen zusätzlichen Charme, da sie noch mehr Information und Details über die Situation geben.

 

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Mit ZappTales erleben viele Leute oft einen Überraschungseffekt, wenn wieder alte Nachrichten gelesen werden. Denn bis jetzt wurden diese vergangenen Konversationen nicht wieder aufgerufen. Doch wir hören oft von unseren Kunden, dass viele immer wieder lächeln müssen, wenn sie die Nachrichten lesen, die sie vor einigen Monaten geschrieben hatten und sich somit an eine bestimmte Situation wieder erinnern.

Wie erklärt Ihr Euch die Unterschiede in den verschiedenen Märkten?

ZappTales: Bis jetzt sind es nur Vermutungen, die auf bislang vorhandenen Statistiken basieren. Zu Beginn haben wir in Deutschland und Spanien gleichermaßen in Marketing und PR investiert. Mit der Zeit hat sich aber gezeigt, dass das Interesse in Deutschland deutlich stärker ist. Erklärung dafür ist unserer Meinung nach das allgemeine Interesse an „Do it Yourself“ Produkten, die meist persönlich und originell sind. Ein ähnliches Produkt sind zum Beispiel Fotobücher, die in Deutschland sehr beliebt sind. Jeder kennt das deutsche Unternehmen Cewe, einer der Hauptanbieter für Fotobücher, der sogar in der Börse vertreten ist. Wenn man ein neues Produkt auf den Markt bringt ist es wichtig zu wissen, wie ähnliche Produkte performen. Ohne diese Kenntnis ist es äußerst riskant und schwierig, ein neues Produkt im Markt zu platzieren.

Wie wichtig ist euch eine festgelegte Strategie, wie offen seid Ihr für Veränderungen auf dem Weg?

ZappTales: Als Startup ist für uns das Kundenfeedback der wichtigste Motor und Richtungsgeber. Aus diesem Grund ist es äußerst wichtig schon von Anfang an den Kunden mit einzubeziehen und regelmäßig nach der Meinung abzufragen. Denn bei einem innovativem Produkt weiß man nie, wie der Markt reagieren wird. Oftmals hat man eine Vision von einem Produkt und ist zu tiefst überzeugt, dass dieses Produkt so der Renner sein wird, um später festzustellen, dass das Interesse ganz wo anders liegt. Dadurch können unnötige Kosten entstehen und wertvolle Zeit verschwendet werden, zwei Dinge, die sich ein Startup in so einer frühen Phase nicht erlauben und leisten kann.

Dies bedeutet aber nicht, dass keine Strategie vorliegen darf. Ganz im Gegenteil: das Ziel muss immer fest definiert sein und visualisiert werden. Der Weg dorthin darf und muss aber vom Einfluss der Kunden gesteuert werden, die letztendlich das Produkt kaufen werden und somit die Weiterentwicklung und den Erfolg der Startup determinieren werden.

Ein konkreter Fall könnte zum Beispiel die Definition des Target Customers sein. Zu Beginn waren wir uns ziemlich sicher, dass unsere Zielgruppe Leute sein würden, die zusammen mit mehreren Personen eine WhatsApp Gruppe führen. Zum Beispiel Familien oder Gruppenchats mit Freunden. So war auch ursprünglich die Idee entstanden, da einer von uns einen sehr schönen Chat mit der Familie hatte, den er gerne als Buch verschenken wollte. Mit der Zeit haben wir aber festgestellt, dass die Zielgruppe Pärchen sind, die sich nach 1-2 Jahren Beziehung ein ZappTales Buch schenken, um die ersten Nachrichten wieder zu erleben und für immer zu bewahren. Diese Umstellung der Zielgruppe hat natürlich eine Strategieänderung mit sich getragen. Daraufhin haben wir unsere Landing Page neu gestaltet und die Marketing Kampagne an unsere neue Zielgruppe angepasst.

Wie verändert Ihr Eure Strategie, wenn neue Erkenntnisse oder Erfahrungen hinzukommen und das Bisherige in Frage stellen?

ZappTales: Als Startup sind die Entscheidungsprozesse sehr kurz und unkompliziert. Von der Erkenntnis bis zur Umsetzung kann es manchmal sogar nur einige Tage dauern. Wie bereits erwähnt führen wir regelmäßig Kundenumfragen durch. Sowohl über die User Experience mit unserer Webseite als auch über das Produkt an sich (Qualität, Preis, Lieferzeit, Präsentation, etc.). Die Ergebnisse aus diesen Umfragen werden im nächsten Team Meeting besprochen, die in der Regel 1 Mal wöchentlich stattfinden. Im Team bewerten wir dann diese Ergebnisse und entscheiden, welche Erkenntnisse umgesetzt werden und wann dies am sinnvollsten passieren sollte. Natürlich können nicht alle Änderungen so schnell realisiert werden. Es hängt unter anderem von der Komplexität und der Priorität ab. In der Regel kann man aber sagen, dass Strategieänderungen in einem Startup zum täglichen Geschäft gehören. So lernen und wachsen wir tagtäglich.

Dies ist auch ein wesentlicher Unterschied zu Großunternehmen, wo sich Entscheidungsprozesse über Monate oder sogar Jahre strecken können. Zum Glück geht das bei uns schneller!

Wie sieht Euer MVP aus? Wann seid Ihr zufrieden, wann verbessert ihr?

ZappTales: Unser MVP ist eigentlich viel mehr als ein MVP. MVP steht ja bekanntlich für „Minimum Viable Product“, sprich ein Produkt oder Service, welches die Mindestanforderungen erfüllt, um auf dem Markt erste Kunden bedienen zu können und darauf die ersten Erkenntnisse zu gewinnen. ZappTales ist aber bereits viel weiter entwickelt, als es für einen solchen „Soft-Launch“ erforderlich wäre. Denn der Kunde kann den kompletten Prozess vom Hochladen der Daten, über die Bearbeitung des Chats und letztendlich Bestellung des Buches bereits jetzt schon selbstständig und erfolgreich durchführen. Die aktuellen Einschränkungen finden sich hauptsächlich in den Bearbeitungsmöglichkeiten, die sich natürlich phantasievoll erweitern lassen könnten (selbstgestaltete Covers, hinzufügen eigener Bilder, Auswahl der Schriftart und Farbe, etc.).

All das sind aber neue Produktfeatures, die nichts mehr mit einem MVP zu  tun haben und zur normalen Weiterentwicklung eines Produktes gehören. Zufrieden sind wir nie und wir verbessern uns täglich. Und diese Verbesserung wäre ohne das Kundenfeedback nicht möglich. Denn immer wieder kommen Verbesserungs- oder Erweiterungsvorschläge, die wir äußerst interessant und wichtig finden. Leider können wir nicht alle möglichen Wünsche erfüllen, aber sobald sich ein Vorschlag mehrmals wiederholt und somit wahrscheinlich die Kundenzufriedenheit steigern könnte versuchen wir natürlich, so schnell wie möglich zu reagieren. Das ist das Schöne an einer Startup: kurze Entscheidungswege und schnelle Umsetzung!

Meine Schwerpunkte sind die strategische Entwicklung von Unternehmen, die Gestaltung der passenden Geschäftsmodelle und die Kundenanalyse - das klingt nach trockenem Brot. Aber es kann sehr kreativ, anregend und erfüllend sein. Mit dem Master "Digital Media Manager" in München lehre ich Medienkompetenz als Zusammenspiel von Geschäftsmodellen, Technologiebewertung und medialer Kommunikation. Aus meiner Erfahrung als Produktmanager, Verlagsleiter und Geschäftsführer beim Carl Hanser Verlag und Haufe-Lexware kenne ich das Mediengeschäft und die Herausforderungen durch die Digitalisierung. Mit Partnern entwickle ich Plattformen wie flipintu oder lectory und digitale Lernmethoden mit dem Goethe-Institut und verschiedenen Universitäten. Man muss etwas selber erfahren, um es auch vermitteln zu können. Nicht dass ich ein Fan von Steve Jobs wäre, aber seine legendäre Rede in Stanford ist klug und das Motto passt: Stay hungry. Stay foolish. Das Leben ist zu kurz, um es mit sinnlosen Meetings und Phrasen zu vergeuden.