Nachrichten und die klassischen Medien

In unserem letzten Artikel haben wir schon auf die Studien von Reuters und die Kommentierung desselben durch das Hans-Bredow-Institut hingewiesen. Die Bedeutung der sozialen Netzwerke nimmt zu, das Smartphone ist der häufigste Zugang und die klassischen Marken werden weniger stark wahrgenommen. Dabei ist der digitale Wandel in Deutschland langsamer im internationalen Vergleich und wir wollen hier auf ein paar Besonderheiten hinweisen.

Das Fernsehen ist nach wie vor die häufigste Nachrichtenquelle in Deutschland – das spricht für die Qualität. Aber auch hier ist wie beim Radio und Print eine eindeutige Tendenz zu erkennen: je jünger die Zielgruppe, desto unwichtiger sind die klassischen Medien. Das wird auch durch weitere Befragungen zu exklusiv genutzten Nachrichtenquellen bestätigt. Bei dieser Tendenz werden die GEZ-Gebühren irgendwann nur noch von Rentnern gezahlt und deren Renten wiederum von Onlinenutzern.

 

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Auch im internationalen Vergleich wird deutlich, dass das Fernsehen an Bedeutung verliert, vor allem bei der jüngeren Zielgruppe. Berücksichtigt man die Sondersituation der Wahlen in den USA, so muss man die Tendenzen im nächsten Jahr überprüfen.

 

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Bei den Nachrichten fällt auf, dass das Wort noch zählt. Das Wachstum der Videos, Fotos und Audioformate ist deutlich langsamer als erwartet.

 

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Videos zu Nachrichtenthemen werden vor allem in Deutschland im internationalen Vergleich weniger stark genutzt und die Nähe zu den Seiten der Newsanbieter ist deutlich höher. Das spricht für eine stärkere Markenbindung und ein Interesse für die weiteren Angebote auf diesen Seiten. Aber auch hier ist im Vergleich deutlich der Generationenwandel spürbar.

 

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Neben der Bedeutung der Marken ist das Vertrauen in Deutschland in die Nachrichten durch Journalisten gesunken. Auch wenn zum Zeitpunkt der Befragung die Diskussion um die richtige Berichterstattung der Silvesternacht in Köln den Eindruck verstärkt hat, lässt sich hier doch eine Tendenz erkennen, die vor allem Jüngere erfasst. Und es ist ja auch nicht verwunderlich, dass eine Altersgruppe, die auf Snapchat und Instagram selber ihre Filter auf Fotos legt und sie verändert, diese Mechanismen auch bei anderen vermutet. Das Ergebnis zieht sich durch auch bei den Fragen nach dem Vertrauen in Journalisten oder der Unabhängigkeit der Nachrichtenmedien.

 

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Das Hans-Bredow-Institut hat auch einzelne Marken ausgewertet, von heute.de über Bild.de bis zur Huffington Post. Auffällig ist dabei, dass jedes Medium bei Bandbreite und Eilmeldungen recht gut abschneidet, beim Vertrauen jedoch stärker zurückliegt als erwartet. Die Medien werden wie Aggregatoren genutzt (= zu möglichst vielen Themen schnell informiert sein) – und zwar jedes mit seiner je eigenen Zielgruppe -, schneiden aber überraschend schlecht beim Kriterium Vertrauen ab.

 

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Interessant ist, dass die Auswahl der Nachrichten durch Algorithmen (basierend auf dem bisherigen Nutzerverhalten) fast die gleiche Zustimmung hat wie die Auswahl durch Redakteure und deutlich vor der Auswahl durch Freunde. Vielen ist hier sicherlich nicht bewußt, wie die Algorithmen der sozialen Netzwerke funktionieren, denn die Relevanz wird bei ausgefeilteren Systemen wie denen von Google, Facebook und Co. ja immer auch in Bezug zu den peer groups gemessen. Bemerkenswert ist, dass Algorithmen innerhalb weniger Jahre zu einem vertrauten Begleiter geworden sind, denen die Nutzer genauso skeptisch und zustimmend gegenüberstehen wie Journalisten.

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Im internationalen Vergleich liegen die Deutschen beim Vertrauen in die Journalisten und deren Institutionen und den Marken im oberen Bereich, auch wenn hier zum Zeitpunkt der Befragung die Ereignisse der Sylvesternacht in Köln eine Rolle spielen. Pessimisten und Optimisten können jetzt streiten, ob das Glas halb voll oder halb leer ist: Etwa die Hälfte vertraut den bisherigen Nachrichtendiensten.

 

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Meine Schwerpunkte sind die strategische Entwicklung von Unternehmen, die Gestaltung der passenden Geschäftsmodelle und die Kundenanalyse - das klingt nach trockenem Brot. Aber es kann sehr kreativ, anregend und erfüllend sein. Mit dem Master "Digital Media Manager" in München lehre ich Medienkompetenz als Zusammenspiel von Geschäftsmodellen, Technologiebewertung und medialer Kommunikation. Aus meiner Erfahrung als Produktmanager, Verlagsleiter und Geschäftsführer beim Carl Hanser Verlag und Haufe-Lexware kenne ich das Mediengeschäft und die Herausforderungen durch die Digitalisierung. Mit Partnern entwickle ich Plattformen wie flipintu oder lectory und digitale Lernmethoden mit dem Goethe-Institut und verschiedenen Universitäten. Man muss etwas selber erfahren, um es auch vermitteln zu können. Nicht dass ich ein Fan von Steve Jobs wäre, aber seine legendäre Rede in Stanford ist klug und das Motto passt: Stay hungry. Stay foolish. Das Leben ist zu kurz, um es mit sinnlosen Meetings und Phrasen zu vergeuden.