eBooks und kein Ende: das kommt auf die Verlage zu

 

Die Firma Aptara hat – nicht ganz uneigennützig – ihre vierte Studie zur Nutzung von eBooks in den USA veröffentlicht. Eine kurze Zusammenfassung findet sich in den Ausführungen im Buchreport. Hier ein Blick auf die Konsequenzen für Verlage:

Die erste gute Nachricht heißt natürlich:

Mit eBooks kann man Geld verdienen

Den meisten Verlagen ist dabei bewußt geworden, dass sie mit eBooks mehr als nur 1% des Umsatzes machen können. Bis zu 20% sind es bei den großen Häusern. Und dann lohnen sich Investitionen. In eine eigene Abrechnung und ein Reporting zu den eBooks, in eine Produktionsstrecke, eine Programmpolitik, in die Vermarktung…

Alle Grafiken sind der oben genannten Studie von Aptara entnommen.

Die Konsequenz für den Markt liegen auf der Hand:

Die Titelanzahl nimmt zu

Kaum ein Verlag verzichtet auf die eBooks: 4 von 5 Verlagen publizieren eBooks, was einen Anstieg von 30% in den letzten drei Jahren bedeutet.

Und das wird auch bedeuten, dass künftig immer mehr Kunden das gesuchte Produkt auch als eBook finden. Bedenkt man, dass manche Titel nur als eBook erhältlich sind bzw. sein werden, bedeutet das für den Suchenden künftig, dass er gleich in den eBook-Store seines Vertrauens gehen kann, denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er dort auch alles erhält. Der suchende Leser ist bisher selten fündig geworden, wenn er zuerst bei den eBooks nach einem Titel sucht. Die meisten Bücher sind eben nur in gedruckter Form lieferbar. In dem Augenblick, in dem fast alle neuen Titel auch als eBook erhältlich sind, es einige Titel nur als eBook gibt und viele Klassiker sowieso digital vorliegen, in dem Moment kippt auch der Markt völlig. Die erste Anlaufstelle wird dann das Netz sein. Und dort wird der Kunde auch die Hinweise erwarten auf die nur noch im Print erhältlichen Titel.
Jeder Verlag wird also im Netz präsent sein müssen, will er seine Kunden erreichen. Welche Kombination an Maßnahmen (Portal+eBook+App+enhanced eBook…) dabei sinnvoll sein werden, hängt vom Portfolio und den Zielgruppen ab.

Die eBooks werden auf den verschiedensten Geräten gelesen

Und genau dieses Zusammenspiel der Medien wird auch eine der großen Herausforderungen für Verlage sein. Jedes der Geräte erreicht den Kunden in einer anderen Nutzungsumgebung. Smart Phone oder Tablet, eReader oder Laptop – der Kunde liest hier immer anders und ist mit einem Klick in einer anderen Welt. Nicht nur die Anpassung der Formate an das jeweilige Endgerät ist wichtig, sondern auch die richtige Ausrichtung der Produkte auf die Erwartungshaltung, die mit dem Gerät verbunden ist: Wenn der Kunde von seinem Smart Phone auch Produktivitätstools wie Google Maps gewohnt ist, sind Verknüpfungen der Inhalte mit z.B. Geolokalisierung oder anderen produktiven Tools sinnvoll. Anders bei einem eReader, einem Tablet oder Laptop.


Das heißt, dass Verlage ihr Portfolio dahingehend optimieren müssen, dass es dem Kunden auf seinem Endgerät ein positives Erlebnis garantiert. Und er nicht verärgert ist darüber, dass er Funktionalitäten erwartet, die er nicht geliefert bekommt.

Die Workflows orientieren sich immer noch häufig am Buch

Die Brisanz wird deutlich, wenn man beobachtet, dass immer noch 83% der Verlage auch ein Buch publizieren und die meisten (54%) die Produktion auf externe Partner verlagert haben. Und 40% der Verlage orientieren sich bei der Produktion noch am gedruckten Werk. Dass das auf die Dauer nicht gut gehen kann, liegt auf der Hand. Wer seine Kunden über die verschiedenen Plattformen (Amazon führt bei den eBooks vor Apple und den anderen), die verschiedenen Endgeräte und durch verschiedene Aufbereitungsformen ansprechen will, benötigt andere Workflows. Mittlerweile weiß jeder, dass eine 1:1-Transformation der Inhalte vom Gedruckten ins Digitale nur bei Romanen richtig funktionert. Und auch dort nicht immer.
Wer also die Möglichkeiten der eBooks und anderen Darreichungsformen ausnutzen will, benötigt eine Umkehrung der Prozesse: Digital first.

Meine Schwerpunkte sind die strategische Entwicklung von Unternehmen, die Gestaltung der passenden Geschäftsmodelle und die Kundenanalyse - das klingt nach trockenem Brot. Aber es kann sehr kreativ, anregend und erfüllend sein. Mit dem Master "Digital Media Manager" in München lehre ich Medienkompetenz als Zusammenspiel von Geschäftsmodellen, Technologiebewertung und medialer Kommunikation. Aus meiner Erfahrung als Produktmanager, Verlagsleiter und Geschäftsführer beim Carl Hanser Verlag und Haufe-Lexware kenne ich das Mediengeschäft und die Herausforderungen durch die Digitalisierung. Mit Partnern entwickle ich Plattformen wie flipintu oder lectory und digitale Lernmethoden mit dem Goethe-Institut und verschiedenen Universitäten. Man muss etwas selber erfahren, um es auch vermitteln zu können. Nicht dass ich ein Fan von Steve Jobs wäre, aber seine legendäre Rede in Stanford ist klug und das Motto passt: Stay hungry. Stay foolish. Das Leben ist zu kurz, um es mit sinnlosen Meetings und Phrasen zu vergeuden.