Digital Publishing Trends 2016, Teil 2

Der digitale Markt dreht sich jedes Jahr eine weitere Runde. Und Themen, die 2015 noch fest gesetzt waren, sind kaum noch von Bedeutung, dafür haben sich andere Herausforderungen in den Vordergrund gedrängt. Auch im zweiten Teil unserer Trendschau wollen wir Ihnen die aus unserer Sicht zentralen Entwicklungen im mobilen Publizieren für 2016 zusammenfassen und kommentieren:

Sichtbarkeit – die harte Währung der Netzökonomie

Discoverability, was so mühsam über die Lippen kommt, lässt sich nicht mehr wegdenken. Die schönen Grafiken und Statistiken von DOMO oder anderen verdeutlichen den exponenziellen Anstieg von Informationseinheiten. “Data never sleeps” ist die Umschreibung einer globalen Produktion, die zwar jeden zum Autor macht, aber jeden Autor auch schwer auffindbar. Für alle Medienanbieter gilt deshalb, noch stärker vom Marketing her zu denken. Und das heißt auch, dass Gemischtwarenläden keine Konjunktur mehr haben.

Data is exploding faster than our ability to put our arms around it, so you’re going to have to adapt. The right answer on Monday is never going to be the right answer on Tuesday. (Stanley McCrystal)

 

Auch 2016 gilt: Data never sleeps. (Quelle/Copyright: www.domo.com)

 

Metadaten – ohne Daten kein Vertrieb

Der Data Summit letzte Woche in Frankfurt hat gezeigt, dass Metadaten nicht nur ein Anhängsel für Bibliothekare sind. Wenn man sie richtig steuert, kann effektiv mehr verkauft werden. Dass das auch eine Auswirkung auf Prozesse hat und Lektoren wie PR-Spezialisten gleichermaßen gefragt sind, das liegt auf der Hand. Das Treffen hat auch gezeigt, wie wichtig der Austausch der Verlage untereinander ist. Denn keiner hat eine Musterlösung in der Schublade und man kommt nur voran, wenn alle schnell voneinander lernen können.

Insbesondere für die Fachverlags-Perspektive relevant – die Präsentation “Metadata and Discoverability” von Catherine Giffy (Wiley):

Metadata and Discoverability — Publisher Perspective von Catherine Giffi

 

Inforgs und cognitive computing

Luciano Floridi nennt uns inforgs, Wesen, die aus Informationen bestehen und diese heute anders organisieren als früher. Wir sind nicht nur unser digitales Spiegelbild, aber wir sind auch das. Das hat Auswirkungen auf die Diskussion um die Privatspäre und unser Selbstverständnis als denkende Wesen. Ich denke, also bin ich. Diese Aussage wird durch cognitive computing anders interpretiert. Denn wenn uns Softwareprogramme übertreffen in vielen Analysen, dann heißt das noch nicht, dass Computer die Herrschaft übernehmen.

Aber es heißt, dass wir besser verstehen müssen, wo künstliche und wo menschliche Intelligenz gefragt sind. Eine Reihe von digitalen Diensten wird die Medienbranche verändern. Dies heißt immer, dass Jobs in der bisherigen Form verändert werden oder wegfallen. Und andere entstehen an anderer Stelle. Es macht Sinn, sich damit auseinanderzusetzen. (Über eine Reihe von Diensten hatten wir im Zusammenhang von smart data berichtet.)

 

Blockchain

Im Rahmen von CONTENTshift hatten wir vor der Buchmesse auf das Start-up SatoshiPay hingewiesen. Hier spielt schon das Thema eine große Rolle, das jetzt in aller Munde ist: Blockchain. Es geht womöglich um die nächste Revolution, weil der “middleman” einmal mehr abgelöst werden kann. Jeder, der als Makler oder Notar, als verlässliche Institution fungierte, die Sicherheiten gewährt und bei Streitigkeiten als Anlaufstelle funktioniert, kann theoretisch ersetzt werden.

Das Prinzip ist einfach: Es gibt viel mehr Rechner als bisher und diese sind vernetzt. Wenn jeder ein wenig von seiner Rechenleistung zur Verfügung stellt und es dann ein pfiffiges Verschlüsselungssystem dazu gibt (Erfinder ist Satoshi), dann können Daten besser vor Fälschungen gesichert werden als bisher. Denn eine Bank kann leichter ausgeraubt werden oder bankrott gehen. Das nächste Eldorado öffnet gerade seine Pforten und wartet auf disruptive Geschäftsmodelle.

Zu Blockchain sei insbesondere empfohlen dieser hervorragende TED-Talk zum Thema:

 

Veröffentlicht von

www.dpc-consulting.de

XML- und Digital-Publishing-Professional mit Leib & Seele, seit Berufseinstieg in verschiedensten Projekten rund um Content-Management und Datenbank-basiertes Publizieren unterwegs. Seit 2012 selbständig als Berater und Trainer für digitales Publizieren.