Deathbook – ein Transmedia-Thriller von Rowohlt

Mit “Deathbook” hat der Rowohlt Verlag in diesen Tagen ein spannendes Projekt zur interaktiven und transmedialen Umsetzung eines Thrillers an den Start gebracht. Aus einer Idee des Autors Andreas Winkelmann entstand im Laufe des Jahres ein aufwändiges Multimedia-Projekt: ein Serienroman mit vielen innovativen Elementen. Die narrative Struktur des Romans wird dabei nicht nur auf Text und Multimedia-Elemente, sondern auch auf verschiedene Social Media-Kanäle verteilt. Deathbook erscheint ab dem 24. September wochenweise als eBook für Apple, Amazon und Google sowie als Android-App. Zu den Hintergründen veröffentlichen wir hier ein Interview mit der Projektleiterin Kathrin Blum.

Für die Umsetzung des Thrillers wurde großen Wert auf die Gestaltung mit Audio- und Video-Inhalten gelegt, die sehr viel mehr als dekorativen Charakter haben, sondern Teile der Geschichte erzählen. Soziale Netzwerke wie Facebook werden nicht nur als externe Plattformen verwendet, sondern auch im Erzählfluss als dramaturgisches Element eingesetzt. Für die Gestaltung und Einbindung der multimedialen und interaktiven Elemente wurden die Möglichkeiten der enhanced eBook-Formate EPUB3 bzw. KF8 soweit ausgereizt wie momentan technisch möglich. Deswegen wurde jeweils eine eigene Version für Apple iBooks (dem zur Zeit leistungsstärksten eBook-Reader) und für die Kindle-Tablets, sowie eine Android-App und begleitende Web-Plattformen aufgebaut.

 

Deathbook Screenshots

Die Gestaltung von Deathbook: Video-Einbindung und Facebook-Dialoge

 

Neben der medialen Anreicherungen und der Nutzung von sozialen Netzwerken für ein transmediales Produkt realisierte Rowohlt mit Deathbook auch ein innovatives, narratives Element: Mit Hilfe eines “Blogger-Casting” wurde neben Andreas Winkelmann eine weitere Autoren-Rolle integriert und mit Insa Kohler eine Co-Autorin gewonnen, die in eine Nebenrolle schlüpfen und den Erzählfluss auf ihre Weise mit steuern wird. Die Geschichte rund um Deathbook ist auf dem begleitenden Blog www.postenundsterben.de zu lesen, der als “rabbit hole” für den Einstieg dient.

Wir freuen uns sehr, dass das Projekt nunmehr erfolgreich zu einem marktreifen Produkt gediehen ist (smart digits durfte das Projekt bei Konzeption, Zielgruppenanalyse und technischer Umsetzung beratend begleiten) und sprachen aus diesem Anlass mit der Projektleiterin Kathrin Blum über Deathbook:

 

Was hat Sie veranlasst, so ein komplexes Produkt anzugehen? Schließlich ist der Aufwand hoch, Know-how muss erworben werden und der Ausgang ist bei innovativen Projekten immer ungewiss.

Kathrin Blum: Manchmal liegt es einfach in der Luft: Ich habe mich schon lange für transmediales und multimediales Erzählen interessiert und war der Meinung, dass die Zeit reif ist – sowohl von der Gerätedurchdringung des Marktes als auch von den technischen Möglichkeiten. Gottseidank war auch unsere Geschäftsführung sehr aufgeschlossen und mutig genug, dafür Mittel bereit zu stellen.

Mit Andreas Winkelmann und seinem Produzenten Gregor Middendorf haben wir wirklich kongeniale Partner gefunden, die in kürzester Zeit ein spannendes und interessantes Konzept erarbeitet haben. Und egal, was jetzt passiert: Allein für die Learnings aus den vergangenen zehn Monaten hat es sich schon jetzt gelohnt.

 

Welches Potenzial sehen Sie in derartigen multimedialen Produkten? Ist das die Zukunft des „Lesens“ oder eine Spielart unter vielen?

Kathrin Blum: Trans- und multimediale Produkte werden sicherlich mit den wachsenden technischen Möglichkeiten immer spannender und interessanter werden und damit auch immer mehr Leser finden. Damit werden sie zur Vielfalt des Lesens beitragen.

 

Können Sie uns etwas zur Projektsteuerung sagen? Die bisherige Unternehmensstruktur war wahrscheinlich nicht geeignet, um ein derartiges Projekt zu stemmen. Wie haben Sie zusammengearbeitet? Wer war alles beteiligt und wie war die Rollenaufteilung?

Kathrin Blum: Wir haben tatsächlich extra für das DEATHBOOK eine ganze neue Struktur geschaffen: Ein Projektteam mit Mitarbeitern aus Herstellung, Online und Print Marketing, Vertrieb, Lektorat, Presse und Controlling, mit einer Projektleiterin und einem Verantwortlichen für die Projektsteuerung.

Ebenso – und  das war nun wirklich ganz neu für uns – haben zu diesem Team der Autor, Andreas Winkelmann, sein Filmproduzent Gregor Middendorf und die Programmierer Jan Krutisch, Benjamin Rabe und Alexander Weber gehört. Sie waren alle regelmäßig bei den Treffen dabei und das hat maßgeblich zum Erfolg des ganzen Projekts beigetragen. Generell kann ich nicht genug betonen kann, dass Teamarbeit der Schlüssel für alles ist und dass ohne die einzelnen Mitglieder das Projekt nicht zustande gekommen wäre.

 

Lessons learned: Was würden Sie heute anders machen?

Kathrin Blum: Am Anfang haben wir uns immer in traditionellen Meetings getroffen, das hatte aber den Effekt, dass hinterher jeder seiner Wege ging und der Funke nicht wirklich übersprang. Erst als wir angefangen haben, uns in ganztägigen Workshops zu treffen, hat die Teamarbeit funktioniert.

 

„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“, möchte man mit Karl Valentin sagen. Etwas Neues zu machen kann sehr erfüllend sein, aber auch sehr frustrierend, weil man nie das herausbekommt, was man sich so im ersten Bild vorgestellt hat. Unterm Strich: Was hat Sie am meisten begeistert, was am meisten frustriert?

Kathrin Blum: Am meisten frustriert haben uns dann doch immer wieder technischen Beschränkungen und Probleme: dass Sachen, die eigentlich funktionieren sollten, dann aus diesem oder jenen Grund doch vollkommen unmöglich waren. Da braucht es eine hohe Frustrationstoleranz und einen langen Atem und ich kann unseren Programmierern nicht genug danken für beides.

Das hat mich auch am meisten begeistert: die Arbeit im Team, die immer wieder beflügelt hat. Die Möglichkeit, etwas Neues, so noch nicht gesehenes, was jetzt auch nicht in eine Schublade passt, zu schaffen. Das hat mich immer wieder weitergetrieben.

 

Sie sind neugierig auf Deathbook geworden und wollen mehr wissen?

Sie finden Deathbook ab 24.09.  im Apple iTunes Store und im Amazon Kindle Store, oder können in die Geschichte reinschnuppern unter www.postenundsterben.de.

 

 

Veröffentlicht von

www.dpc-consulting.de

XML- und Digital-Publishing-Professional mit Leib & Seele, seit Berufseinstieg in verschiedensten Projekten rund um Content-Management und Datenbank-basiertes Publizieren unterwegs. Seit 2012 selbständig als Berater und Trainer für digitales Publizieren.