Dass es nicht hilft, von “digital natives” zu sprechen, darauf haben wir mehrfach hingewiesen. Es ist ein Unwort, weil es suggeriert, junge Menschen kämen mit dem Wissen über den Gebrauch des Internets auf die Welt. Und weil es suggeriert, dass Medienkompetenz nicht gelernt werden muss, sondern genetisch bedingt sei. (Wer an vertiefenden Informationen interessiert ist, dem sei der immer noch gültige und fundierte Aufsatz von Rolf Schulmeister verwiesen.) In diesem Sinne argumentiert auch die Studie der Bitkom zur Internetnutzung der Jugendlichen: Sie fordert die Eltern auf (S. 39 ff), sich aktiv mit den Kindern um die richtige Nutzung des Internets zu kümmern. Dabei stehen verständlicherweise der Schutz der Privatsphäre und “nicht-kindgerechte” Inhalte im Vordergrund.
Auch klar ist, dass Jugendliche einen Computer bedienen können. Grundlegende Funktionen sind früh vertraut und auch einfache Programme schreiben schon ein Viertel der Jugendlichen. Die Zeiten der dicken Einsteigerbücher für Word oder Excel sind ja auch schon längst Vergangenheit.
Kaum beachtet wird jedoch die Tatsache, dass auch Jugendliche den richtigen Gebrauch des Internet erst lernen müssen. Und zwar so wie etwa eine richtige Erörterung schreiben, wissenschaftlich recherchieren oder Quellen richtig interpretieren. Diese Fähigkeiten sind ja nach wie vor nicht besser ausgeprägt als bei Erwachsenen und die Studie des Pew Research Centers hat dies nochmal deutlich gemacht..
Folgt man der Unterteilung der Bitkom nach in der Internetnutzung nach Medienkonsum, Shopping, Kommunikation und Bildung, so steht der Untergang des Abendlandes noch aus. Neben dem Konsum von Unterhaltungsmedien stehen die eigenen Recherchen für die Schule oder andere interessante Themen. Aufgrund des geringen Budgets und des Alters ist das Einkaufen verständlicherweise meist nur über die Eltern möglich.
Was bedeutet das für die traditionellen Medien? Auf was soll man sich einstellen? Meedia fragte erst kürzlich, wann die Jugendzeitschriften sterben, nachdem sie in den letzten fünf Jahren ca. 70% Auflagenrückgang verzeichnen mussten.
Um mit den Gemeinplätzen zu beginnen: Zunächst deutlich ist, dass der mobile Zugang zum Netz immer häufiger wird, dass traditionelle Medien nicht ersetzt, sondern ergänzt werden. Das bestätigt auch die aktuelle Befragung von Deloitte (siehe vor allem S. 38 ff) in den USA.
Jugendliche lernen auch dazu und bei den Fragen zum Schutz der Privatsphäre, Übergriffen und dem Zugang zu jugendgefährdenden Inhalten wird deutlich, dass sowohl Jugendliche wie auch Eltern sich der Aufgaben bewusst sind. Was nicht heißt, dass alles schon befriedigend gelöst wird.
Auffallend hoch ist die Nutzung von Spielen, vor allem ab 16. Hier mahnt auch die Bitkom zur Vorsicht. Mädchen sind durch das gemeinsame Spielen dabei zumindest noch näher an sozialen Kontakten als manch ein Junge. Zumindest ein Viertel ist sich der Sucht auch bewusst.
Wichtig ist, dass der Zugang zu Informationen zunehmend über das Netz erfolgt. Das hat Auswirkungen auf Nachrichtenanbieter wie Buchproduzenten, Filmeanbieter wie Musiklabels. Alle müssen im neben ihren traditionellen Angeboten ihre Kunden digital erreichen. Daran führt kein Weg vorbei.
Weitere Untersuchungen bei über 700 Familien in den USA bieten Liebeskind, die ARD/ZDF-Studie liefert weitere Informationen zum Medienverhalten 2014. Die aktuelle JIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest bestätigt die oben dargestellten Thesen. Sie stellt fest, dass Print auch bei Jugendlichen die höchste Glaubwürdigkeit genießt – und zugleich informieren sich die meisten doch über das Netz. Und: Vor allem junge Männer finden seltener den Weg zum Buch.
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