Mobiles Lernen

Mobiles Lernen in der Schule? Ach, wer kennt Sie nicht, die Videos von spielenden Babys, die eine Zeitschrift mit einem Tablet verwechseln, die sich ach so vertraut mit den neuen Geräten beschäftigen und die dann schnell als “digital natives” bezeichnet werden. Eine Zukunft wird heraufbeschworen, in der es nur noch das eine oder das andere gibt und in der wir ganz schnell handeln müssen. Und dann drohen Herr Spitzer mit digitaler Demenz und Herr Dueck mit einer Antwort. Dass es den “digital native” so nicht gibt, haben wir mehrfach betont und verweisen nochmals auf die Untersuchung des Hans Bredow-Instituts.

Und dass Veränderungen in der Gesellschaft immer länger brauchen, ist auch jedem klar: Junge, mit eBooks vertraute Eltern, lesen ihren Kindern nach wie vor gedruckte Werke vor. Einfache Antworten lassen sich in einem rasch ändernden Markt nicht finden, weshalb es wichtig ist, auf die konkreten Beispiele zu schauen, die es gibt:

Und hier möchten wir auf die Studie von Frank Thissen verweisen, die ab Seite 42 eine ganze Reihe von Beispielen bringt, in denen das Mobile Lernen an Schulen ausprobiert wird. Sind die Beispiele jetzt noch auf das iPad beschränkt, so sind die Ergebnisse unabhängig für alle mobilen Endgeräte zu betrachten. Ausführlich werden Untersuchungen über den Einsatz von Tablets im Unterricht in Australien, Schottland, Finnland, Österreich und den USA vorgestellt.

 

iPad im Unterricht

Ein Beispiel aus der Kaiserin Augusta-Schule, das André Spang vorstellt (Quelle: http://ipadkas.wordpress.com/ via Thissen, S. 95)

 

Zahlreiche Pädagogen aus dem deutschsprachigen Raum erläutern zudem, wo und wie sie Tablets im Unterricht eingesetzt haben. Die Beispiele reichen von Blogs, Mathematikunterricht, Kunstprojekten bis hin zur Lehre von Behinderten. Alle Beispiele sind konkret, z.T. im Netz sichtbar und natürlich können die Lehrkräfte direkt kontaktiert werden.

 

iPad an Schulen

Ein Beispiel aus der Polytechnischen Schule in Jennersdorf, das Hannes Thomas vorstellt (Quelle: http://www.hs-jennersdorf.at/gelebte-schulpraxis/ipad-klasse/ via Thissen, S. 118)

 

Alle Studien verweisen auf die drei Grundbedingungen für den Erfolg des Einsatzes von Tablets:

  1. ein didaktisches Konzept, denn ohne Plan ist das beste Werkzeug nur eine Waffe, die unter Umständen mehr schadet als nutzt;
  2. die Unterstützung der Eltern, denn gerade bei neuen Entwicklungen schadet es besonders, wenn die Schüler erkennen müssen, dass sie zwischen die Fronten geraten;
  3. ein stabiles WLAN und die Beherrschung der Technik,denn es ist ärgerlich, wenn die Tafel, die alte Wandkarte oder der Overhead-Projektor schneller, einfacher und sicherer sind in der Bedienung und im Erklären von Inhalten.

Digitale Medien sind ein Werkzeug. Und wie alle Werkzeuge wollen sie sinnvoll eingesetzt werden. Das verlangt Kompetenz. Und die können Jugendliche nur dann erlangen, wenn sie dies auch erlernen.

Michael Kirch stellt iMethods vor, ein Rüstzeug an Methoden, die das kooperative Lernen mit iPads unterstützen. Im Vergleich zum individuellen oder kompetitiven Lernen wird hier deutlich, dass dies eine wesentliche Fähigkeit ist, die Jugendliche beherrschen sollten und die im Rahmen eines vernetzten Unternehmens besonders gefordert und gesucht wird.

Richard Stang erläutert, warum Lernräume genauso verändert werden müssen wie die didaktischen Methoden im Umgang mit den neuen Möglickeiten. Denn diese Räume prägen den Belehrten ebenso wie die Technologie.

Als Analogie drängt sich in der Diskussion um digitale Medien das folgende Bild auf: Es sind neue Werkzeuge im Urwald aufgetaucht, doppelseitige Klingen. Die Jugend ist begeistert, denn das Neue, das ist ihr Ding. Auch die Experten für doppelseitige Klingen sind begeistert, denn auch sie sind hier gefragt. Die Klingen sind nützlich für manches, nutzlos für anderes – und sie fordern vor allem viel Zeit für sich. Sie können wie vieles dazu verwandt werden, andere und sich selbst zu töten. Aber sie können auch bei der Zubereitung von Nahrung und im Haushalt nützliche, ja bessere Dienste verrichten als die herkömmlichen Messer.

Warum sie also nicht nutzen? Vor allem weil es ab jetzt immer diese Klingen geben wird. Ein Weg zurück ist kaum denkbar, das Paradies der Unschuld bleibt verschlossen. Die alten werden nach wie vor gebraucht. Aber gelehrt werden muss die Kunst im Umgang mit diesen Werkzeugen von denen, die beides beherrschen. Denn sonst wird der Unterschied nicht klar.

 

Meine Schwerpunkte sind die strategische Entwicklung von Unternehmen, die Gestaltung der passenden Geschäftsmodelle und die Kundenanalyse - das klingt nach trockenem Brot. Aber es kann sehr kreativ, anregend und erfüllend sein. Mit dem Master "Digital Media Manager" in München lehre ich Medienkompetenz als Zusammenspiel von Geschäftsmodellen, Technologiebewertung und medialer Kommunikation. Aus meiner Erfahrung als Produktmanager, Verlagsleiter und Geschäftsführer beim Carl Hanser Verlag und Haufe-Lexware kenne ich das Mediengeschäft und die Herausforderungen durch die Digitalisierung. Mit Partnern entwickle ich Plattformen wie flipintu oder lectory und digitale Lernmethoden mit dem Goethe-Institut und verschiedenen Universitäten. Man muss etwas selber erfahren, um es auch vermitteln zu können. Nicht dass ich ein Fan von Steve Jobs wäre, aber seine legendäre Rede in Stanford ist klug und das Motto passt: Stay hungry. Stay foolish. Das Leben ist zu kurz, um es mit sinnlosen Meetings und Phrasen zu vergeuden.