Der eBook-Markt sollte sinkende Umsätze im Printbereich kompensieren, aber so einfach ist das nicht. Wir berichteten kürzlich über die aktuellen Trends und Studien und die diversen Einschätzungen zur Marktentwicklung. Ob hier der Ruf nach Innovationen wirklich hilft ist fraglich. Sicher ist allerdings, dass digitale Medien weitaus mehr Potenzial bieten als das reine Lesen. Wer keine Zeit hat, zu unserem Seminar über neue Geschäftsmodelle und Business Development zu kommen, hier schon einmal ein Überblick zu seriellen eBooks. Sie sind ein Versuch, gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen:
- Der direkte Zugang zum Kunden soll den Verkaufsrückgang im klassischen Handel kompensieren.
- Die kurzen Häppchen sollen den Kampf um Aufmerksamkeit beim Kunden gegen andere Angebote gewinnen.
- Die verschiedensten Features einer App sollen das Lesen so attraktiv erscheinen lassen wie viele andere Angebote auf dem Smartphone auch.
- Die Kundendaten sollen die Vorlieben der Kunden besser erfassen, um Trends im Hörbuch, eBook und crossmedialen Vorlieben gleich zu erkennen.
Den Trend (hier eine Übersicht von Michael Kozlowski) bestätigen zahlreiche Angebote, von Oolipo (Bastei Lübbe) über A story a day (Volland&Quist), Season of Stories (Penguin Random House), crave (Simon & Schuster) über BookBreaks (Harlequin mit seinem Ableger Cora in Deutschland), von Belgravia (hier ist die Serie Downtown Abbey der Auslöser für weitere Bücher) über serial reader (Michael Schmitt), tapas (Tapas Media) bis zu Thepigeonhole.
Serienangebote gibt es schon lange, wenn man so will seit den Fortsetzungsromanen des 19. Jahrhunderts. Diese waren durch das Abomodell der Zeitungen und Zeitschriften geprägt und boten auf dem Weg Zugang zu den Kunden. Diesen Zugang haben später Buchklubs oder Serien der Verlage selbst auch schon geboten. Sie sind wieder in Mode gekommen aufgrund der Schwäche des traditionellen Handels, z.B. bei Bastei-Lübbe oder dotbooks, bei Amazon (Kindle unlimited) oder andere rein digitale Anbietern wie scribd, skoobe, safari books online, readfy, dem Neuankömmling Legimi aus Polen oder bookbeat in Schweden. Abokunden kaufen nach einer Studie von Nielsen mehr (hier die Zusammenfassung im Buchreport), aber mit der Rentabilität ist es nicht so einfach, wie Nate Hoffelder am Beispiel von scribd und oyster schon Anfang des Jahres darlegte.
Bei den oben genannten Modellen geht es vor allem um neue Erzählformen, Interaktion und Vernetzung.
Ob sich diese Angebote durchsetzen werden, ist wie immer von vielen Faktoren abhängig. Denn multimediale Inhalte allein machen noch keinen Sommer und schon lange noch kein funktionierende Geschäftsmodell aus (wir berichteten über die Misserfolge und verschiedenen Initiativen der enhanced eBooks). Und eine zentrale Frage ist, ob das immersive Lesen wirklich andere Medien braucht, der Kunde dabei Interaktion sucht und eine Zerstückelung zulässt. Die neuen Angebote bieten hierauf unterschiedliche Antworten und sprechen für einen lebendigen Buchmarkt, der sich attraktiv und innovativ zeigt. Denn sicher ist: mobile first ist zwingend bei neuen Angeboten und die eigenen Kunden müssen anders gebunden werden als bisher. Das wird hier an allen Initiativen deutlich.