Digital wirkt – und wird bezahlt

Mit der Veröffentlichung der aktuellen Quartalszahlen der New York Times hat auch in Deutschland – zumindest unter den Zeitungs- / Zeitschriftenverlegern – wieder die Diskussion über die Einführung von Bezahlmodellen für digitale Inhalte begonnen.

Die New York Times hatte zu Beginn des 2. Quartals 2011 eine “Paywall” für ihre digitalen Produkte mit einem monatlichen Abopreis zwischen USD 15 und USD 35 eingeführt. Zwölf Monaten nach der Einführung stellt die NYT selbst fest:

  • Die digitalen Anzeigenumsätze sind um ca. 10% gefallen – von rund 79 Mio USD auf ca. 71 Mio USD
  • Die Anzahl der Abonnenten, die für den “Premium-Inhalt” bereit sind zu zahlen, ist um 67% gestiegen:

    Immerhin sind also rund 40% der NYT Times Abonnenten (Verkaufte Tagesauflage der Druckausgabe ca. 1,3 Mio Ex) offenbar bereit, für eine digitale Belieferung von NYT-Informationen Geld auszugeben. Die (aufgrund der unveröffentlichten Details antizipierte) Kalkulation der Experten geht darauf hinaus, dass so ca. 35 Mio USD über diese digitalen Abos an Umsatz herein gekommen sind. Immerhin schon knapp die Hälfte der im gleichen Zeitraum ausgewiesenen Werbeumsätze.

Konsequenzen für Verlage in Deutschland
Auch wenn der deutsche Markt kleiner ist, auch wenn die NYT ein Leitmedium in den USA ist, das es vergleichbar in der Größe und in der Bedeutung nicht in Deutschland gibt, auch wenn die NYT.com von ganz anderen Klickraten kommt: Der Fingerzeig aus den USA ist: Digital wirkt – und die Leser sind bereit, für hohe Qualität und hohe Exklusivität auch im Netz Geld auszugeben.
Die NYT hat sich in einem extrem schwierigen Jahr 2010 zur Flucht nach vorne entschieden, hat die Pew-Report für Zeitungen in den USA beschriebene “inertia” abgelegt und hat sich mit diesem Paywall-Modell zumindest die Grundlage für ein erfolgsversprechendes, digitales Geschäftsmodell geschaffen.

Ganz unabhängig von der Diskussion, ob dieses Modell nun nicht 1:1 für Deutschland kopiert werden kann: Deutsche Verlage sollten sich an diesem mutigen Nach-Vorne-Gehen, an dem Ausprobieren von neuen, mutigen Schritten im digitalen Umfeld ein Beispiel nehmen – auch und gerade Buchverlage.

 

Weitere Diskussionen über die veröffentlichten Zahlen des Paywall-Modells der NYT finden Sie hier:
http://meedia.de/internet/new-york-times-das-falsche-pay-vorbild/2012/04/23.html

http://www.guardian.co.uk/technology/2012/apr/23/monday-note-nyt-paywalls

http://erickschonfeld.com/2012/04/19/is-the-nyt-paywall-working/

Wer sich die Zahlen der NYT näher anschauen möchte:
http://phx.corporate-ir.net/phoenix.zhtml?c=105317&p=irol-newsArticle&ID=1684970&highlight=

Unser Kommentar zu der PEW-Report Untersuchung von digitalen Zeitungs-Modellen in den USA finden Sie hier:
Das Zeitungssterben in den USA und die Suche nach dem neuen (digitalen) Geschäftsmodell

Veröffentlicht von

Ich bin Experte für Geschäftsmodelle und digitale Technologieentwicklung. Als operativ tätiger kaufmännischer Geschäftsführer biete ich internationale Erfahrung in Finanz- und Rechnungswesen, Gesellschaftsrecht, Personal, Vertrieb und Verwaltung in High-Tech- und Medien- Unternehmen. Ich war CFO / COO in einem schnell wachsenden Start-Up (Deutsche GmbH und US Inc.) und habe die Gesellschafter in den Investment-Runden unterstützt sowie beim erfolgreichen Verkauf des Unternehmens an einen führenden US-Technologie-Konzern. Detailliertes Wissen habe ich durch operative hands on-Verantwortung erworben in den Bereichen Rechnungswesen, Finanzierung, Controlling, Berichtswesen und Steuern (IFRS, US-GAAP und HGB) von internationalen Mittelstandsunternehmen. Umfangreiche Erfahrung habe ich in der Gewinnung, Vertragserstellung und Vertragsauflösung von Mitarbeitern im internationalen Umfeld, einschließlich der Erlangung von Arbeitserlaubnis / Visum in Deutschland und in den USA.