Google Business Event vom 12.06. in München – die Trends für 2013

Google hatte diese Woche nach München eingeladen zu einem Business Event für die deutschsprachige Region im Rahmen einer 25 Stationen umfassenden, weltweiten Veranstaltungsreihe. Gezeigt wurde eine Leistungsschau des größten Internet-Technologie-Konzerns der Welt und die Erkenntnisse des Tages waren in der Tat eindrücklich. Neben strategischen Fragen wie Cloud Computing als Basis kompletter neuer Geschäftsmodelle und Quelle zukunftsorientierter Wertschöpfung sowie Sicherheitsfragen im Umgang mit Big Data wurden in den Fach-Sessions die jüngste Generation an Technologien aus den Bereichen Productivity Apps, Enterprise Search und Google Maps vorgestellt. Und – ganz nebenbei – ist der eBook-Shop von Google in Deutschland live gegangen.

Einen Tag lang geht es um den Status Quo im Cloud Computing, um offene Fragen, neue Möglichkeiten und die Zukunftsperspektiven für Unternehmen, die die Cloud bereits nutzen oder dies wollen.

Michael Korbacher, Verkaufsleiter des Enterprise-Bereichs für den deutschsprachigen Raum, fragt: “Was haben Sie auf dem Herzen?” und moderiert durch die Sessions. Quelle/Copyright: Google
 
 

Google Business Apps – eine neue Welt der Zusammenarbeit

Bereits im Eingangsbereich wurden sie gezeigt, in einer Themen-Session dann im Rahmen einer Projektteam-Situation aus dem realen Unternehmens-Leben live demonstriert: Die Google Business Apps – eine komplette Office Suite im Zusammenspiel mit Google+, der Suchmaschine, Google Drive, browser-basierten Datei-Viewern und Google Forms. Durch die tiefe Integration können diese Produktivitäts-Tools ihr volles Potenzial entfalten:

  • Projektteams treffen sich über die Circles von Google+, unabhängig davon, ob sie Teil eines Unternehmens sind oder nicht. Der gesamte Organisationsbereich Kontakte/Termine/Mail sowie Chat/Video-Konferenzen wird davon abgedeckt. Eine Nutzung von Office-Komponenten wie etwa Outlook oder Mailclients ist bei dieser Art der Online-Zusammenarbeit im Grunde nicht mehr notwendig.
  • Gemeinsames Bearbeiten und Speichern von Dokumenten in allen gängigen Dateiformaten wird über die Office Suite mit Google Docs/Spreadsheets und den anderen Office-Komponenten abgedeckt, die Speicherung erfolgt in Google Drive als Online-Laufwerk. Ein Echtzeit-Überarbeitungsmodus mit Markierung von Veränderungen inklusive semantischen Links zu den Nutzerprofilen der Anwendung wird gleich mitgeliefert.
  • Die Dokumente auf dem jeweiligen Google Drive-Laufwerk werden über die neuen semantischen Komponenten der Suchmaschine erschlossen, die mittlerweile sogar Bildinhalte erkennen und automatisiert mit indexieren kann. Nutzen für den Anwender: Das Dateisystem wird mit derselben Qualität und derselben Suchlogik bzw. Trefferliste durchsucht wie bei google.com. Dateiviewer für alle relevanten Dateiformate sind als HTML5-basierte Browseranwendungen integriert, sogar für eher unerwartete Dateitypen wie AutoCAD. Die Unterstützung für alle gängigen Office-Dokumente, Bild-, Audio- und Video-Dateien scheint so selbstverständlich zu sein, dass sie schon gar nicht mehr explizit erwähnt wird.
  • Auf Basis aller Tabellen-orientierten Dateiformate können mit Google Forms Formularanwendungen erstellt werden, die die Dateneingabe der Endanwender in umfangreiche Spreadsheets erleichtern, insbesondere, wenn beispielsweise bei verteiltem Arbeiten oder im Auftraggeber/Zulieferer-Modell nicht alle alles sehen sollen. Nächster sinnvoller Schritt wäre hier sicher eine Verzahnung mit der frisch online gegangenen SQL-Datenbanklösung F1.
  • Auf Basis der Daten, die in den Business Apps gespeichert sind, können über ein Site Builder Tool quasi auf Knopfdruck Projektseiten, Produktauftritte und Microsites mit allen gängigen Webseiten-Features erstellt werden – inklusive User- und Rechtemanagement, wenn beispielsweise Informationen wie Projektkalender und interne Aufgaben nur bestimmten Nutzern oder Nutzergruppen zur Verfügung stehen sollen. Die öffentlich sichtbare Site “überlagert” sich dann sozusagen mit den internen Prozessen eines Projektes.

Mit den Business Apps stellt Google eine komplette Anwendungs-Suite zur Organisation der zentralen Geschäftsprozesse von Teamwork-orientierten, agilen Unternehmen bereit, die auf Online-Kollaboration setzen. Beim Einsatz mit bis zu 10 Nutzern sind die Werkzeuge umsonst, danach fällt je nach Nutzerzahl eine Service-Lizenz im SaaS-Modell an. Beeindruckend ist dabei, wie Google die Werkzeuge durch seinen konsequenten Ansatz der iterativen Entwicklung im laufenden Betrieb “abgeschliffen” hat. Die von Ihnen propagierten Designprinzipien leben sie selber im Unternehmen, perfektionieren ihren “eat your own dogfood”-Ansatz jeden Tag, lernen von den Privatkunden der kostenlosen Apps und skalieren dies nun in den Bereich der Unternehmenskunden hoch.

Design-Prinzipien erfolgreicher Online-Anwendungen. Quelle/Copyright: Google
 
 
 

Big Data als Basis für neue Wertschöpfung

Im Vortrag “Cloud computing opportunities for your business” des Forrester-Analysten Stefan Ried wird der strategische Rahmen gezeigt, in dem sich alle gezeigten Modelle und Lösungen bewegen. Die Trends des Jahres:

  • Neue Motivationen für Cloud-Einsatz: Kostensenkung als der wesentliche Grund für Cloud-Einsatz im Unternehmen tritt in den Hintergrund – Agilität, Geschwindigkeit und Business-Elastizität werden für erfolgreiches Agieren im Markt deutlich wichtiger und zum zentralen Erfolgsfaktor. Wer schneller auf den Bedarf seiner Zielgruppen reagieren kann, seine Angebotsformen und Produktionsmodelle tagesaktuell anpassen und unabhängig von physischer Infrastruktur skalieren kann, der hat entscheidende Vorteile für sein Geschäftsmodell.
  • Online-Kollaboration, in Teams und auch Unternehmensgrenzen hinweg, wird zu einem zentralen, erfolgsverstärkenden Effekt. Auf dieser Basis wird neue Produktivität möglich, und Strategien wie die Auslagerung ganzer Geschäftsprozesse können für betriebswirtschaftlich entscheidende Skaleneffekte sorgen. Von Anwendungsfällen wie der gemeinsamen, offenen  Speicherung von CRM-Daten wie Kundenadressen, kombiniert geschlossen und unternehmensspezifisch gehaltenen Geschäftsdaten, verlinkt mit diesen offenen Adresspools, wie es Salesforce momentan propagiert, bis hin zu B2B-Marktplätzen für den Handel mit ganzen Geschäftsprozessen (a la Paypal mit seinem Payment-Lösungen) entwickeln sich hier Modelle der Firmen-übergreifenden Zusammenarbeit, die ganz neue Wertschöpfungen ermöglichen.
  • Business Intelligence erreicht eine neue Evolutionsstufe: War im Zeitalter der OLAP-Systeme noch der Übergang vom Reporting im Nachgang der Ereignisse, dem Monatsbericht,  zum zumindest tagesaktuellen Berichten der Geschäftszahlen die große Herausforderung, so steht momentan der Schritt vom sekundenaktuellen Beobachten der zentralen Unternehmensdaten hin zum Vorausschauen und Vorhersagen von Geschäftsentwicklungen an. Unternehmen wie zum Beispiel die CenterParcs reagieren mit ihrer Cloud-Infrastruktur nicht nur auf den jeweils aktuellen Buchungs- und Auslastungsstand, sondern steuern ihre Marketingmaßnahmen auf dieser Basis einer Langzeit-Trend-Analyse sowie den Beobachtungen der regelmäßgen Geschäftszyklen und verzahnen dies direkt mit ihren strategischen Planungen auf Bereichs- und Kontinent-Ebene – es entsteht eine Art “Business-Telemetrie”, die eine neue Weise des unternehmerischen Planens und Steuerns möglich macht.
  • Performance, Verfügbarkeit und Robustheit der Online-Infrastruktur wird geschäftskritisch. Das “always online”-Paradigma zwingt mittlerweile auch diejenigen, die nicht ihr Kerngeschäft im Web haben, dazu eine 24/7-Hochverfügbarkeit ihrer Online-Dienste sicher zu stellen. Viele Unternehmen beginnen diese IT-Prozesse auszulagern, weil sie das Betreiben der dazu notwendigen Infrastruktur in derselben Service-Qualität aus eigenen Mitteln nicht ansatzweise zu vergleichbaren Kosten realisieren, geschweige denn in der notwendigen Breite und Tiefe Personal mit entsprechendem Know-How entwickeln können. In Geschäftsfeldern, bei denen eine Hochverfügbarkeit der Online-Prozesse gewährleistet werden muss, ist dieser Faktor entscheidend.

Das jüngste vom Tag: Google Play für eBooks ist live

Als wenn alle diese Ankündigungen nicht genügen würden, wurde in der Nacht auf den Donnerstag dieser Woche die eBook-Komponente von Google Play für Deutschland live geschaltet.

Mit Google Play eBooks kommt eine Kombination aus eBook-Shop, Medienbibliothek und eBook-Reader auf den Markt, die alle ihre Komponenten komplett als HTML5-basierte Browser-Anwendung realisiert – das heißt unabhängig vom Endgerät und unabhängig von dessen Betriebssystem. Im Vergleich zu den Ökosystemen von Apple und Amazon ein mächtiger und zukunftsorientierter Ansatz – die Öffnung für den größtmöglichen Kundenkreis schafft die Möglichkeit, auf allen Online-Plattformen auf einmal präsent zu sein. Die Oberfläche für den Kunden präsentiert sich so:

Google Play – die Startseite. Quelle/Copyright: Google
 

Über die Vorschau-Funktion ist bereits schön zu sehen, dass für den Browser-basierten EPUB-Reader hier dieselbe Technologie benutzt wird, die im Readium-Projekt entwickelt wird – nur gekapselt als kleines, eigenes HTML5-Fenster. Dateien im Format ePub 2.0.1 werden bereits sehr ordentlich dargestellt, in den Display-Optionen sind Features wie nutzerspezifische Einstellung von Schriftart, Schriftgröße, Linksbündig/Blocksatz-Wechsel selbstverständlich mit integriert. Über den Entwicklungspfad für Readium und die vielen von Google entwicklten Browser-Anwendungen für Bild, Audio, Video und geskripteten Inhalten dürfte eine komplette EPUB3-Unterstützung hier nicht lange auf sich warten lassen.

Google Play mit eBook-Reader im Browser. Quelle/Copyright: Google, Content der Haufe Gruppe
 

 Was heißt das für die Verlags- und Medienbranche?

Die Entwicklung in 2012 steigert einen bereits großen Veränderungsdruck: Für viele Zielgruppen machen Print-Angebotsformen keinen Sinn mehr, die Nachfrage geht zurück. Die Rentabilität kann schnell unter eine kritische Grenze fallen, bei der sich ganze Geschäftsfelder nicht mehr lohnen.

Um sich für diese disruptive Entwicklung zu wappnen, tun die Verlage gut daran, von den besten aus der Online-Branche zu lernen: Kollaboration als neuen Erfolgsfaktor anzuerkennen und aus der Flexibilität und Elastizität agiler Prozesse neue Wertschöpfung zu ziehen, macht den Weg in die neuen Geschäftsmodelle erst möglich.

Für die Online-Angebotsformen ist eine Technologie-Strategie notwendig, die die vielen neuen Produktformen und Vermarktungs-Channels adressiert: Datenhaltung in Web-CMS-Systemen auf Basis offener Standards wie HTML5, CSS3, Javascript. Dies ist in 2012 überlebensnotwendig, um kosteneffizient Produktformen wie Web-Angebote, eBooks, Apps, Blogs, Microsites, soziale Netzwerke und Online-Informationsdienste parallel anbieten zu können – gleichzeitig ist das auf dem aktuellen Stand der Technik endlich möglich, denn alle diese Plattformen sind Technologie-identisch und werden in 2012 jede Woche um neue Werkzeuge ergänzt.

 

 
Jocelyn Ding, Vice president Enterprise Operations zeigt Chancen für ein neues Business. Quelle/Copyright: Google
 

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XML- und Digital-Publishing-Professional mit Leib & Seele, seit Berufseinstieg in verschiedensten Projekten rund um Content-Management und Datenbank-basiertes Publizieren unterwegs. Seit 2012 selbständig als Berater und Trainer für digitales Publizieren.