Wer liest was? Die Studie der Bitkom zu eBooks und Hörbüchern

Bitkom research hat 2.194 Personen ab 14 Jahren, darunter auch 506 E-Book-Leser, nach ihren Lesegewohnheiten befragt. Pünktlich zur Buchmesse werden diese und andere Aussagen zur Zukunft des Lesens wieder in den Medien vorgestellt und diskutiert. Neben den üblichen Trends sind die folgenden Aussagen im Blick zu behalten.

Zentral sind hier natürlich zunächst die Kennzahlen zum Leseverhalten der Nutzer in Deutschland:

Interessant an dieser Befragung ist, dass sie nicht ganz zu den Studien passen, die bei den Verlagen eine zunehmend ältere Zielgruppe sehen, die kaufkräftig und lesewillig die wichtigste Käuferschaft ausmacht. Hier erscheint es so, als ob die Jugend liest und mit zunehmender Sehschwäche auch die Lust am Lesen abhanden kommt. Die Differenz könnte daraus resultieren, dass “Lesen” und “Kaufen” zwei unterschiedliche Dinge sind und ein “hin und wieder” eine andere Aussage als “ich kaufe mir regelmäßig Bücher”. (Quelle: bitkom research)

 

Ob wirklich jeder sechste Bürger keine Bücher liest darf bezweifelt werden. Denn hier dürften die Auswahl der Befragten (ca. ein Viertel der Befragten liest eBooks) und der klassische Hawthorne-Effekt eine Rolle spielen: Wer gibt schon gerne zu, dass er keine Bücher liest, sind sie doch per se erst einmal Ausdruck von Kultur und Bildung. Oder kennen Sie jemanden, der Trump, die AFD oder die NSDAP gewählt haben? (Die Stiftung Lesen kommt in ihren Untersuchungen auf einen Wert von ca. 25% Nichtlesern.)

 

Das Teilen und Verteilen von eBooks stellt nach wie vor eine Hürde da. Zusammen mit einer anderen Preisgestaltung (unter anderem ermöglicht durch eine Senkung der Mehrwertsteuer auf 7%) und Zusatzservices wie gute Audiofiles oder social reading wären dies Maßnahmen, die rasch einige Potenziale für das eBook heben können, die jetzt noch im Verborgenen schlummern. Vorzeitig auf einen Abgesang des eBooks einzustimmen wäre ebenso blauäugig wie den baldigen Untergang des Gedruckten zu prophezeien.

 

Das Wachstum im eBook-Markt hat seine Grenzen erreicht. Zumindest in der Belletristik und bei den Verkäufen der klassischen Verlagshäuser. Dass hier die Selfpublisher einen Teil der Lesezeit für ihre Texte beanspruchen, dass wissenschaftliche Texte im Großteil nur noch digital über die Bibliotheken zur Verfügung gestellt werden und dass zu eBooks auch meist kostenfreiee Whitepaper und Studien in Fachmärkten gerechnet werden müssten – das alles haben wir an anderer Stelle schon mehrfach kommentiert. Man muss es aber immer wiederholen, damit der Blick auf den Gesamtmarkt nicht verfälscht wird. Denn die Auswahl der hier Befragten kann natürlich nicht die Entwicklung in diesen Teilmärkten abbilden.

 

eReader sind für die klassischen, belletristischen Lesetexte nach wie vor das geeignete Medium. Vor allem Vielleser mit einer Vorliebe für Krimis und Serien kommen hier auf ihre Kosten. Die Verschiebungen bei Smartphone, Tablet und Laptop müssen jedoch in den Teilmärkten je anders bewertet werden. Und hier sind die oben genannten Potenziale für eBooks noch lange nicht ausgeschöpft, denkt man nur an die technologischen Möglichkeiten dieser Trägermedien. (Quelle: bitkom research)

 

Der Trend zum Lesen auf mehreren Geräten setzt sich fort. In Übergangszeiten wie diesen sei nur an den Gartner-Hype-Cycle erinnert, der boomende Trends und abschwächende Entwicklungen erst dann richtig bewerten lässt, wenn man einen längeren Betrachtungszeitraum wählt. Es ist noch nicht auszumachen, wie das Zusammenspiel von Print und Digital wirklich einmal erfolgt, wenn sich Gewohnheiten einstellen und neue Technologien nicht mehr wie wild ausprobiert werden, sondern sich “normalisierend” in den Alltag einfügen.

 

Ein “grundsätzliches Interesse” ist nochmal etwas anderes als ein Kauf. Wenn nur 12% der Befragten mindestens einmal im Monat ein Hörbuch hören, dann klingt das anders als wenn jeder Dritte Hörbücher hört. Zu einem Trend gehören auch eine Veränderung von Gewohnheiten und eine Einbettung in den Alltag. Betrachtet man die Verkaufszahlen, so untermauern diese jedoch die These, dass Hörbücher im Wachstum sind. Vor allem Streamingdienste können hier noch weiteres Potenzial heben. Denn von den durch die bitkom Befragten hören noch über 50% die Bücher von einer CD. Die rasante technologische Entwicklung wird hier mittelfristig wie im gesamten Audiobereich jedoch für Verschiebungen sorgen. (Quelle: bitkom research)

 

Zugegeben, der Trend zu Hörbüchern ist ungebrochen. Interessant dabei ist, dass dieser Trend in den USA später einsetzte als im Raum DACH. Hier spielte das Hörbuch durch die hohe Qualität und die Tradition guter Hörspiele immer schon eine große Rolle.

 

 

Meine Schwerpunkte sind die strategische Entwicklung von Unternehmen, die Gestaltung der passenden Geschäftsmodelle und die Kundenanalyse - das klingt nach trockenem Brot. Aber es kann sehr kreativ, anregend und erfüllend sein. Mit dem Master "Digital Media Manager" in München lehre ich Medienkompetenz als Zusammenspiel von Geschäftsmodellen, Technologiebewertung und medialer Kommunikation. Aus meiner Erfahrung als Produktmanager, Verlagsleiter und Geschäftsführer beim Carl Hanser Verlag und Haufe-Lexware kenne ich das Mediengeschäft und die Herausforderungen durch die Digitalisierung. Mit Partnern entwickle ich Plattformen wie flipintu oder lectory und digitale Lernmethoden mit dem Goethe-Institut und verschiedenen Universitäten. Man muss etwas selber erfahren, um es auch vermitteln zu können. Nicht dass ich ein Fan von Steve Jobs wäre, aber seine legendäre Rede in Stanford ist klug und das Motto passt: Stay hungry. Stay foolish. Das Leben ist zu kurz, um es mit sinnlosen Meetings und Phrasen zu vergeuden.