Das Pew Research Center hat die aktuelle Nutzung digitaler Medien bei Jugendlichen in den USA untersucht. Dabei bestätigen sich ein paar Tendenzen, die wir auch an anderer Stelle mit dem Verweis auf Studien im deutschsprachigen Raum gesehen haben. Die Ergebnisse lohnen einen Blick, da dieses Institut seriös einen Vergleich über längere Zeiträume zieht (wir berichteten 2013 an dieser Stelle über die erste Studie). Heutzutage ziehen ja viele “Studien” voreilig schon Rückschlüsse aus ein paar selbst gewählten Umfragen, die jeder problemlos erstellen kann, ohne viel nachdenken zu müssen.
Ganz allgemein bestätigt sich die Tendenz, dass Jugendliche fast durchgängig online sind. 95% der Jugendlichen haben über ihr Smartphone Zugang zum Netz und 45% sagen, sie sind dauernd online. Mit Jugendlichen sind beim Pew Research Center die 13-17 Jährigen gemeint. War dabei Facebook vor ein paar Jahren noch die dominante Plattform, so sind es jetzt “nur” noch 51%, die sich hier tummeln. Das bestätigt die rückläufigen Tendenzen, auf die Zuckerberg vor über einem Jahr mit einem Manifest reagiert hatte und die das fehlende “engagement” auf der Plattform unter Jugendlichen nicht hat aufhalten können.
Beachtenswert ist dabei, dass sich bei Facebook eine Verlagerung in einkommensschwache Schichten abzeichnet. Bedenkt man die Entstehung der Plattform in Boston aus Kreisen der Bildungselite und des Geldadels, dann mutet diese Veränderung seltsam an. Es ist noch zu früh, um Hochrechnungen anzustellen, warum Facebook vor allem bei einkommensschwachen Schichten mehr Nutzer hat. Aber zwei Aspekte lassen sich nicht leugnen: Weltweit hat Facebook vor allem in Schwellenländern hohe Zugriffszahlen. Immigranten gehören meistens zu den sozial niedrigeren Schichten. Sie kommunizieren häufiger über diese Plattform. Das spiegelt sich in den USA in den höheren Zugriffen bei Farbigen und Hispanics. Und: je gebildeter man ist, desto eher lassen sich verschiedene Plattformen nutzen. Medienkompetenz war schon immer ein Merkmal der Bildung, sei es über das Lesen von Büchern oder den Austausch in Lesezirkeln oder den Gebrauch von neueren Technologien. Bildungseinrichtungen machen nichts anderes, als Schüler im Gebrauch von Wissen zu schulen. Und je gebildeter jemand ist, desto leichter kann er den Unterschied zwischen Snapchat und Slack erfassen und für sich entscheiden, was ihm eher hilft und zu ihm passt. Und hier lauert die Gefahr, dass viele aufgrund niedriger Bildung abgehängt werden. Hier gilt es wachsam zu sein, um möglichst vielen den Zugang zur richtigen Information zu gewähren
Und einen weiteren Punkt sollte man im Blick haben: Die sozialen Netzwerke werden von Jugendlichen nicht durchgängig positiv empfunden. Kritiker und Befürworter halten sich so ziemlich die Waage. Dabei liest sich die Liste der Argumente für und gegen soziale Netzwerke auch nicht anders als die üblichen Argumente bei Elternabenden (oder den klassischen Aufgaben für eine Erörterung an der Schule, wie in diesem Beispiel). Die offensichtlichen Vorteile werden genauso genannt wie die Gefahren. Dabei werden vor allem Falschmeldungen und der Angriff auf Personen als negativ empfunden. Die Mehrheit sieht in den sozialen Netzwerken weder das Heil noch das Böse schlechthin. Das spricht für einen reflektierten Umgang. Der Untergang des Abendlandes scheint zumindest nicht durch daddelnde Jugendliche anzustehen.
Und: Die Welt dreht sich schneller als gewohnt. Was noch vor drei Jahren galt, muss heute anders bewertet werden. Ein Narr, wer aus der heutigen Perspektive glaubt, eindeutige Hochrechnungen ziehen zu können.