Zum Roman gehört die Abschottung von der Umwelt beim Lesen. Danach stolpert man wieder in die sogenannte reale Welt, zum dreckigen Geschirr, den Ansprüchen des Partners und den eigenen Ängsten und Wünschen. Zuweilen wandert wohl auch der ein oder andere Satz in die reale Welt. Man denkt im Stillen darüber nach oder diskutiert eifrig mit anderen auf blauen oder roten Sofas. Manchmal versucht man sogar danach zu handeln.
Wird das eBook das alles ändern?
Das gedruckte Buch hat zweifelsohne Vorteile.
Und es ist nicht nur der in Feuilletons vielbeschworene Sand, den viele so gerne auch auf dem eigenen Sofa verteilen, um dann vom Urlaub zu schwärmen. Es bietet Reize, die fest im limbischen System verankert sind, die so elementar sind wie der Tritt gegen einen Fußball und das gespannte Netz beim Tor:
Das Buch liegt in der Hand und der Leser besitzt es.
Das Buch riecht und lässt sich befühlen.
Das Buch sagt sofort, wie lange man wohl zum Lesen brauchen wird.
Das Buch setzt einen nicht unter Strom, will den Leser nicht ablenken und sagt nur: Lies mich! Und nichts anderes.
Das Buch ist einzigartig und man hat es immer nur an einen Ort der Welt verlegt.
Das Buch lässt sich nach dem Lesen zuklappen.
Kurzum, das Buch gibt mir die Herrschaft über meine Zeit, gibt mir Besitz, gibt mir einen Anfang und ein Ende.
Was also bitte sollen eBooks bieten?
Seit es Bücher gibt, wird auch darüber geredet. Und die Salons unserer Zeit heißen facebook und co.
Für die unter uns, die ihre Pinnwand mit Zitaten schmücken wollen, die Gedanken nicht für sich behalten wollen, die die Diskussion und Auseinandersetzung suchen, ist das eBook gar nicht mal so schlecht. Die Textstelle ist gleich markiert und kopiert. Ich muss nicht bis zum nächsten Lesekreis in drei Wochen warten, sondern kann gleich meine Gedanken im Gespräch sortieren. Und muss ich wirklich alleine Joyce und Proust, Hegel und Kant verstehen? Komme ich im Gespräch nicht schneller weiter, unabhängig vom Seminar an der Uni?
Gewichtige Argumente, um Bücher und eBooks gleichermaßen anzubieten. Die Leserschaft ist schließlich heterogen.
Hier der link zu Matteo Berlucchi mit seiner Vision vom digitalen Gespräch über Bücher:
http://publishingperspectives.com/2011/09/evolution-of-social-reading/
Hier die Einschätzung von Bob Stein über die Vorzüge von social media und Bücher:
http://www.buchreport.de/nachrichten/online/online_nachricht/datum/2011/10/11/verlage-ueberlassen-neue-akteuren-das-feld.htm
Und hier ein kluger Kommentar von Leander Wattig, was die Buchhändler mit social media und dem Gespräch über Bücher anfangen sollten:
http://www.buchreport.de/blog.htm?p=1771
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