Crowdfunding

teaserPünktlich zum Beginn des neuen Jahres hat die amerikanische Crowdfunding-Plattform Kickstarter eine Bilanz ihrer Projekte des Jahres 2013 vorgelegt. Und hat die Plattform bereits in den letzten Jahren eine erstaunliche Entwicklung vollzogen, so sind die nun vorgestellten Zahlen wirklich beeindruckend und zeigen, wie sehr Crowdfunding von einem Werkzeug für Internet-Nerds zu einer ernstzunehmenden Finanzierungsform geworden ist.

Das Beispiel Kickstarter

Die Bilanz von Kickstarter zeigt für 2013:

  • 480 Millionen $ Funding-Volumen
  • 19.911 realisierte Projekte
  • 3 Millionen Funder, von denen sich über als 80.000 an mehr als 10 Projekten beteiligt haben

Die Projekte gehen dabei quer über alle Branchen und Themen-Bereiche – naturgemäß liegt ein Schwerpunkt dabei auf innovativen Technologie- und Internet-Projekten wie etwa der Smartwatch “Pebble”, dem Virtual-Reality-Interface “Oculus Rift” oder dem Computerspiel “Clang”. Aber auch Community-Projekte, Online-Plattformen, Bildungs-Initiativen und ganz traditionelle Buch-Projekte werden über Kickstarter finanziert. Die Crowd springt hier überall dort zur Finanzierung ein, wo sich kein Investor findet, oder wo die Community-Dynamik Gründern als erfolgversprechender erscheint, als jahrelang um die Gunst der Venture-Capital-Geber zu buhlen.

 

Smartwatch: Pebble

Die Smartwatch Pebble: Ein Community-finanziertes Technologie-Projekt (Quelle/Copyright: Pebble)

 

Buch-Projekte und Verlagsanwendungen

Zunächst einmal bietet sich Crowdfunding natürlich ideal an für Selfpublisher, die ihr Thema unabhängig von einem Verlag realisieren wollen und dafür eine Vorfinanzierung von ihren Lesern und Fans einwerben wollen. Ein erfolgreiches Projekt dieser Art ist beispielsweise das Fachbuch “Prägnante Webtypographie” des deutschen Webdesigners Gerrit van Aaken. Aber bereits das Publishing-Experiment “Eine neue Version ist verfügbar” von Dirk von Gehlen zeigt, dass sich Crowdfunding und Verlagsausgaben keineswegs ausschließen: Nach der erfolgreichen Finanzierungsrunde über Startnext wurde der Titel auch als reguläres Produkt im Sortiment des Berliner Verlags Metrolit realisiert.

Beim aktuell laufenden Buchprojekt “Das neue Spiel” des Bloggers Michael Seemann ist sogar die Suche nach einem Verlag für die Print-Ausgabe Bestandteil des Projektprofils. Und Projekte wie “Ba(c)h to Bach” für eine Open-Source-Ausgabe von Bachs Wohltemperierten Klavier, das in Zusammenarbeit mit dem GRIN Verlag realisiert wurde, zeigen, dass Crowdfunding keineswegs auf klassische Verlagsprodukte beschränkt ist.

Crowdfunding ist kein neues Modell

Klopstock: Die deutsche Gelehrtenrepublik

Friedrich Gottlieb Klopstock: Der Urgroßvater des Crowdfunding?

Grundsätzlich ist eine Vorfinanzierung von Medienprojekten durch die künftigen Nutzer keine neue Erfindung. Ganz im Gegenteil, im Grunde entspricht dieser Weg betriebswirtschaftlich schlicht dem aus dem Verlagsbereich gewohnten Subskriptionsmodell, das im deutschen Buchmarkt seit dem 17. Jh. gängig ist. Die vielleicht bekannteste Veröffentlichung dieser Art ist “Die deutsche Gelehrtenrepublik” von Friedrich Gottlieb Klopstock.

Nach dem Aufkommen des Online-Booms Ende der 1990er-Jahre gründeten sich in den USA bereits die ersten Plattformen, die über offene Finanzierung versuchten, Kapital für Projekte einzuwerben. Eine der ersten Beispiele dafür war die auf Musik fokussierte Plattform ArtistShare, die mittlerweile über umfangreiche Label-Kooperationen verfügt und so zu einer Art Mischung aus Crowdfunding-Plattform und Musik-Agentur geworden ist. Die Entwicklung seit dieser Zeit zeigt eindrücklich, wie sehr Community-Dynamik, die über das Netz und über soziale Netzwerke Verstärkung erhält, auch dafür genutzt werden kann, alternative Finanzierungsmodelle zu entwickeln. Und dass man es nicht nur Google überlassen muss, sich die Macht der Masse zu eigen zu machen.

Crowdfunding in Deutschland

Obwohl Crowdfunding in Deutschland – wie bei so vielen Trends – erst in den letzten 2-3 Jahren angekommen ist, existiert inzwischen auch hierzulande eine lebendige Crowdfunding-Szene. Über ein Projekt zum Thema Schulbuch auf Startnext hatten wir schon berichtet. Mit Startnext wurde 2010 eine zentrale Plattform für Crowdfunding in Deutschland ähnlich zu Kickstarter gegründet, über die seitdem etwa 2.500 Projekte mit einem Finanzierungsvolumen von über 7 Millionen Euro realisiert werden konnten. Von amerikanischen Dimensionen ist man also noch weit entfernt.

Dennoch entwickelt sich mit den Kooperationen von Startnext (Greenvesting für Solaranlagen-Investment, Musicstarter als branchenspezifische Plattform, Kooperationen mit Coworking-Spaces) eine Art eigenes kleines Crowdfunding-Ökosystem für Deutschland. Ein Übersicht über die Crowdfunding-Szene in Deutschland sowie über aktuelle Zahlen gibt der Crowdfunding-Monitor des Gründerportals www.fuer-gruender.de. Und je bedeutender Crowdsourcing durch das mobile Web wird, desto stärker werden auch Crowdfunding-Modelle durchsetzen.

Sie wollen mehr wissen?

Zusammen mit der Akademie des Deutschen Buchhandels veranstalten wir im Rahmen der Reihe “Publishing Monday” am 10.02.2014 ein Abendgespräch zum Thema “Crowdfunding und Crowdsourcing” und würden uns freuen, Sie als Gäste unserer Veranstaltung begrüßen zu dürfen.

 

 

 

Veröffentlicht von

www.dpc-consulting.de

XML- und Digital-Publishing-Professional mit Leib & Seele, seit Berufseinstieg in verschiedensten Projekten rund um Content-Management und Datenbank-basiertes Publizieren unterwegs. Seit 2012 selbständig als Berater und Trainer für digitales Publizieren.

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