Mit der in diesen Tagen angekündigten iBook2-Version und der damit von Apple zusammen mit den führenden amerikanischen Schulbuchverlagen verkündeten i(School)Book Initiative hat Apple – eher weniger beachtet – mit iBooks Author eine kostenlose Publishing-Software auf den Markt geworfen. Natürlich nur für Apple iBook, natürlich nur als Mac-Version – aber eben kostenlos.
Bei allen Mäkeleien , die nun sicherlich wieder von den “Profis” an der Unzulänglichkeit dieser Software oder auch an der hier wieder bewiesenen, in sich geschlossenen Apple Ökosystems aufkommt, es ist klar: Die Welt im Publishing besteht nun endgültig nicht mehr nur aus Text und Bildern. Die Welt des Publishing ist definitiv im multimedialen Umfeld angekommen.
Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich sowohl beim neuen Kindle Format KF8 als auch beim “offenen” Format von EPUB3: Ein eBook besteht nun ganz selbstverständlich aus Texten, Bildern, Audios, Videos und Links sowie möglichen zusätzlichen Software-Scripten. Multimediales Umfeld, auch hier.
Dass Apple nicht nur einen Format-Standard definiert, sondern mit iBook Author auch noch gleich eine easy-to-use-Software mitliefert für die praktische Erstellung von Produkten, natürlich exklusiv auf dem iPad, das macht eben den Erfolg von Apple aus: Kundenorientierung (“What’s your differentiator of your solution for your customer” at it’s best) und ein bestmögliches Ökosystem.
Verlage müssen Ihren Blick für Inhalte weiten
Unabhängig davon, ob iPads aufgrund ihres Preises wirklich in den Schulen Einzug halten werden – oder ob es nicht billigere Produkte in einem offenen Ökosystem sein werden. Die Konsequenz für die Verlage ist offensichtlich. Sie müssen den Blick für Ihre zu publizierenden Inhalte weiten: Texte, Bilder und vielleicht noch Audio für ein Hörbuch – das reicht nicht mehr aus.
Die Ansprüche werden durch die Möglichkeiten der Software und spätestens jetzt durch das einfache Publizieren von Inhalten durch jedermann, der einen Mac besitzt, massiv steigen. Diesem gestiegenden Anspruch muss sich der Verlag, der im digitalen Markt mitspielen will, stellen: Videos, animierte Grafiken, aktuelle Links (auch zu Twitter-Kanälen und entsprechenden Facebook-Seiten) und regelmäßige Updates von digitalen Inhalten werden Standard werden.
Curation als die eigentliche Wertschöpfung für Verlage
Verlage werden – im Kampf gegen die hohen Kosten durch selbst produzierte Inhalte bei immer geringer werdendenen Margen – die zu publizierenden Informationen kuratieren müssen: D.h. Informationen sammeln, aggregieren, analysieren und Relevanzen untereinander herstellen – egal ob aus eigener Quelle, aus der Quelle des Autors oder eben aus Creative Commons Quellen aus dem Netz. Und diese Informationen dann zielgruppengerecht den Lesern/Usern/Kunden zur Verfügung stellen. Schnell, mit regelmäßigen Updates, in überschaubaren Portionen und in anderen, serviceorientierten Preismodellen.
Nachdem mit iBooks Author zumindest ein Anfang gemacht ist, dass jedermann sich mit der Herstellung von Buchinhalten befassen kann – und damit nach Vertrieb und Distribution von digitalen Inhalten nun mit der multimedialen Produktion ein weiterer Bereich der Wertschöpfung des digitalen Verlages zu verschwinden droht -, muss der Verlag umso mehr auf seine Kernkompetenz der Erstellung und Bewertung von relevanten Inhalten für seine exakt definierte Zielgruppe konzentrieren. Hier ist es mit Texten und Bildern und der Optimierung der bisherigen Produktions-Workflows von Büchern nun endgültig nicht mehr getan.
Das alles hängt natürlich mit dem Einzug der Tablets und der damit verbundenen Ablösung der eReader zusammen:
https://www.smart-digits.com/2012/01/2012-im-jahr-des-tablets/
Einen ersten Übersichtsartikel zu Curation gibt es hier:
https://www.smart-digits.com/2011/10/curation-eine-chance-fur-verlage-in-der-digitalen-welt/
Hier ein iBook Author Link zur Kritik und den Konsequenzen für die Schulen:
http://venturebeat.com/2012/01/19/apple-textbook-dark-side/
Und hier ein Link zu ersten Erfahrungsberichten zur Nutzung von iBooks-Author:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Ausprobiert-iBooks-Author-fuer-interaktive-Buecher-1417437.html
http://gutjahr.biz/blog/2012/01/g-testet-ibooks-author/
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