Eine aktuelle Studie des PewResearchCenter hat in gewohnt kompetenter und ausführlicher Weise die Lesegewohnheiten in den USA näher untersucht und bestätigt, was sich schon lange abzeichnet: das Lesen digitaler Bücher wird mittlerweile genauso relevant wie das Lesen der gedruckten Werke. Vor allem der Anstieg des Angebots, die Qualität der Endgeräte und die einfache Verfügbarkeit führten zu dieser Situation. Es sind diese drei wichtigen Faktoren, die auch im deutschsprachigen Markt zunehmend verbessert werden und eine ähnliche Entwicklung vermuten lassen.
Bedeutend ist die Erkenntnis, dass die Leser von eBooks die Vielleser sind, die Kaufwilligen und Interessierten, also die Kernzielgruppe aller Verlage und Buchhandlungen. Sie zu verlieren wäre folgenschwer.
Hier die Einzelheiten der Studie, die vor allem für die Einschätzung der Marktentwicklung in Deutschland relevant sind:
- Die Zahl der eBook-Leser steigt: Jeder fünfte Erwachsene US-Amerikaner hat schon einmal ein eBook gelesen.
Waren es im Dezember 2011 noch 17% gewesen, stieg die Zahl auf 21% im Februar 2012: Das Weihnachtsgeschäft hat durch den Verkauf von Lesegeräten und Gutscheinen die Nutzung verstärkt.
Das gedruckte Buch hat nach wie vor die Vorreiterrolle, aber eBooks werden immer wichtiger: Lasen im Juni 2010 nur 4% der befragten Leser ein eBook, waren es im Dezember 2012 schon 15%.
29% aller Erwachsenen besitzt entweder einen eReader oder ein Tablet (was im Umkehrschluss heißt, dass nicht jeder Tabletbesitzer auch eBooks liest).
Dabei sind es 43% der über 16-Jährigen, die schon einmal ein Buch oder eine Zeitschrift digital gelesen haben. - Leser digitaler Bücher sind Vielleser: Fast alle (88%) lesen auch gedruckte Bücher. Sie lesen mehr als der Durchschnitt (24 Titel im Jahr im Vergleich zu 15 Titeln derer, die keine eBooks lesen) und sie kaufen Bücher eher als dass sie sie leihen. 61% der eBook-Leser wollen ihr Buch kaufen (im Vergleich zu 54% der Leser gedruckter Bücher).
30% der eBook-Leser gaben auch an, dass sie durch die eBooks mehr lesen. Vor allem die Besitzer von Lesegeräten lesen seitdem mehr. Interessanterweise nicht nur zu Beginn des Kaufs ihres Gerätes, sondern umso mehr, je länger sie das Gerät besitzen. - EBook-Leser kaufen und zahlen: Das zuletzt gelesene Buch haben 48% gekauft, 24% von Verwandten oder Freunden geliehen, 14% aus einer Bibliothek und 13% von irgendwoher. Interessant: Audiobooks wollen eher geliehen werden (68%). Sie verflüchtigen sich wie die gesprochene Sprache, während schwarz auf weiß für Druckerschwärze wie für Bit und Bytes gilt.
- EBooks werden nach wie vor auch auf dem Computer gelesen (42%), gefolgt von den eReadern Kindle und Nook (41%), den Smartphones (29%) und den Tablets (23%). Auch dies ist im Umkehrschluss ein Belege dafür, dass crossmediales Lesen bedeutend ist und das Tablet allein nicht die entscheidende Kraft für das Lesen von eBooks.
- Schnell und überall: EBooks werden verständlicherweise bevorzugt, wenn es um die schnelle Verfügbarkeit an jedem Ort und das breite Angebot geht. Interessanterweise werden Kinderbücher lieber gedruckt gekauft und gedruckte Bücher mit anderen geteilt. Ein Hinweis darauf, dass das Angebot an guten digitalen Kinderbüchern aufgrund der technologischen Hürden und Kosten noch gering ist. Und dass das mitgeteilte Buch noch nicht die entscheidende Rolle übernommen hat.
Im Bett scheiden sich wie so oft die Geister: 45% ziehen das eBook vor, 43% das gedruckte Werk.
- Die Formate und Bedienung reichen für den Standard: Nur 23% der eBook-Leser sind nicht immer mit dem Format und der Aufbereitung der eBooks zufrieden, ein Wert, der im deutschsprachigen Raum sicher noch anders ausfallen würde angesichts der zahlreichen Beschwerden und Nachfragen zum Downloaden, Speichern und Lesen von eBooks.
- Und was liest Du grad? Leser von eBooks vertrauen nach wie vor den Empfehlungen von Bekannten (81%). Aber sie informieren sich zugleich intensiver und ausführlicher im Internet und den Buchhandlungen als andere Leser. Dies entspricht auch den Erfahrungen von Goodreads, der Werbeplattform für eBooks.
Wie so oft hat auch Mike Shatzkin einen Blick auf diese Zahlen geworfen und in gewohnt eigenwilliger und lesenswerter Weise interpretiert. Er hebt vor allem den sprunghaften Anstieg der Leser nach dem Weihnachtsgeschäft und die rasente Entwicklung der letzten zwei Jahre hervor.
Siehe auch:
Zahlen zum eBook-Markt
Pingback: Lesen die jungen Menschen überhaupt noch? Und wenn ja, wie und warum? | smart digits
Pingback: Eine kleine Glosse: Prohibition bei E-Books | Bibliothekarisch.de