Content braucht Social Media zum Überleben

 

Informationsfilter werden immer wichtiger. Die Big Data-Welle rollt auf uns zu. Und der Mensch braucht Orientierung.
Dazu werden einerseits die Automatismen weiter entwickelt durch Suchmaschinen. Andererseits wird die Empfehlung durch Freunde und Bekannte zunehmen. Wie Sie Ihren Content zum Leben erwecken können, darum geht es hier.

Finden durch verknüpfte Kommunikation

Da Computer bei der Verarbeitung natürlicher Sprache an systemimmanente Grenzen stoßen, auf die hier nur durch die Schlagworte „Ambiguität“ und „Inkonsistenz“ eingegangen werden kann, ist in absehbarer Zeit allen Versprechungen sog. künstlicher Intelligenz zum Trotz kein rein maschinelles Verfahren zur Filterung von für das Individuum relevanten Informationen zu erwarten. In der Praxis beginnen sich daher auch bereits andere Mechanismen zu etablieren. Allen voraus die Empfehlungen durch Menschen im Rahmen von Social Media: Was man bei Google nicht findet, fragt man in seinem digitalen Freundesnetzwerk nach. Facebook, Twitter & Co. entwickeln sich insofern zunehmend zu Such- oder genauer: zu Antwortmaschinen.

Um in den Genuss dieser immer wichtiger werdenden menschlichen Filter zu kommen und dadurch auch in Zukunft auffind- und nutzbar zu sein, muss Content zum Gegenstand menschlicher Kommunikation werden, Menschen müssen mit ihm also auf einfache und vielfältige Weise öffentlich interagieren können. Content, der diesen Anschluss hingegen verpasst, wird in der Unauffindbarkeit untergehen. Welche Arten der öffentlichen Interaktion sind nun praktisch bedeutsam?

Arten der Kommunikation

Nutzer erwarten von Content Management Systemen zunehmend, dass nicht sie es sind, die den Content suchen, sondern dass der Content ihnen automatisch „folgt“, also ihre Bedürfnisse und Historie kennt und sich entsprechend anpasst.

Neben dieser optionalen Automatik möchten sie Content selbst individualisieren, das heißt z.B.

  • nach unterschiedlichen Kriterien bewerten,
  • visuell markieren, z.B. durch farbliche Hervorhebungen,
  • als Favorit speichern,
  • in ein anderes System einbetten,
  • Content-Zusammenstellungen anlegen und mit anderen teilen,
  • als bereits gelesen/verstanden ausblenden,
  • mit privaten oder öffentlichen Notizen versehen oder
  • mit anderen Nutzern diskutieren.

Reichweite der Kommunikation

Notizen und Diskussionen zu Content-Objekten erlangen dann die größte Reichweite und den größten Social Media Impact, wenn sie auf Social Media Plattformen wie Facebook, Twitter, Google+ oder Pinterest etc. veröffentlicht werden können. Wie so eine Plattform-Anbindung konkret aussehen kann, folgt am Beispiel einer Diskussion, die durch den paux Annotations-Server mit einem Facebook-Profil synchronisiert wird.

Bild 1: Annotations-Server mit Facebook

Ein Content-Objekt, z.B. ein Satz (1), wird von einem Leser markiert, bewertet oder kommentiert, also annotiert (2). Der Leser teilt das Content-Objekt und seine Annotation mit Freunden, z.B. auf seiner Facebook-Pinnwand (3). Dort entsteht eine Diskussion mit seinen Facebook-Freunden (4). Über den Rückkanal (5) werden diese Kommentare und Bewertungen der Facebook-Pinnwand auf dem paux Annotations-Server als eigenständige Content-Objekte gespeichert und im ursprünglichen Dokument als Kommentare angezeigt (6). Welche Kommentare freigegeben und angezeigt werden, wird über die API von Facebook gesteuert. Der Leser muss einer Veröffentlichung explizit zustimmen. Wenn ein Leser im ursprünglichen Dokument auf einen Facebook-Kommentar antwortet, postet der paux Annotations-Server die Antwort automatisch auf das Facebook-Profil in den Kommentar, die Diskussion wird also permanent synchronisiert (5).

An einem Content-Objekt können viele Leser Kommentare hinterlassen und ihre Social Media Streams (Twitter, Pinterest, Foursquare etc.) integrieren. Auf diese Weise können Nutzer pro Content-Objekt eine plattformübergreifende Community aufbauen. Durch den paux Annotations-Server werden Social Media Interaktionen zu Assets des Betreibers und zudem (anders als Facebook-Kommentare sonst) von Google & Co. indizierbar, können also in Suchmaschinen in Trefferlisten angezeigt werden und das Ranking des Seitenbetreibers erhöhen. Worauf genau bezieht sich diese Interaktion nun am besten?

Gegenstand der Kommunikation

Das Beispiel oben macht das Grundprinzip schon deutlich: Wenn Nutzer z.B. einen Artikel als Ganzes kommentieren, beziehen sie sich oft auf unterschiedliche Passagen des Texts, dementsprechend unstrukturiert wird eine diesbezügliche Diskussion. Wenn sich die Nutzer hingegen auf einen bestimmten Satz oder ein Wort beziehen können, bleiben ihre Interaktionen eindeutig und übersichtlich. Die Granularität (Kleinteiligkeit) von Content unterstützt also die Präzision von Interaktion. Ideal für Interaktionen jeder Art ist daher eine Informationsarchitektur, bei der Content aus kleinsten Komponenten besteht, die eindeutig adressierbar sind und Gegenstand von Interaktionen sein können.

Technische Umsetzungsmöglichkeit

Zur Maximierung der Interaktionsmöglichkeit hat der Software-Entwickler PAUX Technologies ein neuartiges technisches Verfahren entwickelt, das die Interaktionsmöglichkeiten in drei Stufen erweitert und präzisiert.

1. Stufe: Granularität

Zunächst wird Text automatisch „modularisiert“, d.h. in Datenbank-Objekte umgewandelt. Hierdurch wird jedes Wort, jeder Satz, jeder Absatz etc. zum selbständigen Datenbank-Objekt, lässt sich dadurch maschinell besonders gut verarbeiten und als Gegenstand verschiedenster Interaktivität bequem verwalten. Durch eindeutige Adressen (Uniform Resource Identifier) aller Textbestandteile wird sichergestellt, dass sich Interaktionen präzise auf kleinste Content-Objekte beziehen können.

Bild 2: Text nach seiner Modularisierung

2. Stufe: Typisierung von Links

Modularer Text kann einfach mit Medien, Personen, Hyperlinks, Veranstaltungen, Produktempfehlungen etc. verknüpft werden. Da die verknüpften Content-Objekte bestimmten Klassen angehören, sind die Links typisiert. Hierdurch erhöht sich die Präzision der Interaktion wiederum, die Art des Content- und Verknüpfungsobjekts ist nämlich stets bestimmt, die Interaktion kann also dementsprechend hierfür optimiert werden. So lässt sich z.B. steuern, dass bei Bildern andere Bewertungskriterien zur Auswahl stehen als bei Veranstaltungen.

Bild 3: Verknüpfung von modularem Text mit typisierten Links

3. Stufe: Personalisierung und Kontextabhängigkeit

Die Verknüpfungen von Content-Objekten durch dedizierte Verknüpfungs-Objekte eröffnet personalisierte und kontextbezogene Interaktionsmöglichkeiten: Werden Content- und Verknüpfungs-Objekte ihrerseits mit Nutzergruppen verknüpft, eignet sich das Netzwerk von modularem Text insbesondere für personalisierte Angebote. Die Ansicht für eine Nutzergruppe ist hier nichts anderes als eine Abfrage der geeigneten Content-Objekte, im Informationsnebel gleichsam eine Scheibe, hinter der die Dinge klar erscheinen. Diese Informationsarchitektur eröffnet dem Nutzer die Möglichkeit, Content-Objekte für seine Nutzergruppe nicht nur global, sondern auch in ihrem konkreten Verwendungszusammenhang zu bewerten und mit ihnen zu interagieren.

Bild 4: Bewertungsmöglichkeit von Content-Objekten je nach Kontext

Zusammenfassung

Wenn wir einen neuen Blick wagen, von den klassischen Content-Management-Paradigmen weg, hin zu den eigentlichen Inhalten, und wenn wir der sich vor einem öffentlichen Hintergrund so viel stärker entfaltenden Dynamik gemeinsamen Schaffens ihren wohlverdienten Platz einräumen, können wir Content buchstäblich zum Leben erwecken.

Auch wenn die Öffnung für Interaktionen durch den Leser auf den ersten Blick eine Gefährdung der Informationsqualität befürchten lassen mag, liegt in der Isolierung von Content, im Nicht-Anschluss die weitaus größere Gefahr eines Wertverlusts. Die Verbindung von Content mit Social Media stellt sich vor diesem Hintergrund also als aktiver Investitionsschutz heraus, indem sie einen lebenserhaltenden Stoffwechsel des Contents ermöglicht und dadurch für effektives Wiederfinden und Weiterentwickeln einen unverzichtbaren Beitrag leistet.

Veröffentlicht von

www.paux.de

Michael Dreusicke, Geschäftsführer der PAUX Technologies GmbH. Das Berliner Unternehmen entwickelt Technologien für semantisch angereichertes Content Management, Social Media Integration und E-Learning-Lösungen für Verlage, Behörden und Unternehmen. Kunden sind z.B. das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, die DekaBank, das Juristische Repetitorium Hemmer sowie das Bundesministerium für Bildung und Forschung.