Von eBooks bis zu den Methoden der Zusammenarbeit bei Facebook – die Bandbreite der Themen ist wieder groß in diesem Update. Und die Debatten um die Zukunft der Medien reißen nicht ab. Das ist gut so und wichtig. Die Tech-Giganten setzen auf den Bildungsbereich und das heißt in anderen Worten: Wie wollen wir die Zukunft unserer Gesellschaft gestalten, von den Schulen bis zu den Universitäten, vom “lebenslangen Lernen” bis zur Weiterbildung in Unternehmen? Das geht uns alle an, unabhängig von Geschäftsmodellen aus dem Silicon Valley. Lassen Sie uns dranbleiben.
Das richtige Produkt entwickeln
Innovation im eBook-Bereich? Nach einigen Jahren der hochdynamischen Diskussion stehen die Zeichen bei der Produktentwicklung für eBooks eher auf Stagnation. Warum es gar nicht so einfach ist, innovative Produkte zu entwickeln und welche Rolle die großen Ökosysteme dabei spielen, zeigt Teleread in einem aktuellen Beitrag. Und doch lohnt auch ein Blick auf die unermüdliche Vordenker wie Joe Wikert, die solche Themen weiterdenken, zum Beispiel in seinen Artikel über die Aufwertung von eBooks mit Indizes, Verzeichnissen und Suchmöglichkeiten. Ute Nöth gibt dazu in ihrem Interview “New narrative forms in the digital age” einen hervorragenden Überblick, zeigt aber auch auf, dass es neue Formen wahrlich nicht leicht im Markt haben.
Mit Kundendaten Produkte entwickeln: Auch wenn der Ansatz erst langsam in der Buchbranche ankommt – in allen Bereich der Online-Ökonomie hat sich gezeigt, dass Kundendaten bares Geld wert sind, wenn sie in der Produktentwicklung nutzbar sind. Justo Hidalgo von 24symbols bricht dazu bei TISP smart book eine Lanze für den Einsatz von Data Science in der Buchbranche. Den Ansatz von Jellybooks zur Nutzung von Analytics im eBook hatten wir bereits vor einiger Zeit in einem Artikel vorgestellt. Und auch beim Kauf von Pronoun durch Macmillan dürften die hier aggregierten Kundendaten und ihre Nutzung nicht die geringste Rolle gespielt haben.
So entwickelt sich der Markt
Buch- und eBook-Markt – hier und anderswo: Von Nielsen Book Research kommen aktuelle Zahlen zum Buchmarkt in den USA und UK – wie stets mit Trends, die sich natürlich nicht 1:1 auf unseren Markt übertragen lassen, die einem an einigen Stellen aber doch zu denken geben sollten. Jane Friedman steigt dazu noch tiefer in die Materie ein und entlarvt aktuelle, populäre Mythen – zum Beispiel den von der Renaissance des Print im englischsprachigen Markt. Ergänzend dazu nimmt sich Vearsa der Frage an, warum gerade Apple und Google so relativ unerfolgreich im eBook-Markt agieren.
Spezialist für den weltweiten Marktvergleich ist Rüdiger Wischenbart – bei der Frankfurter Buchmesse gibt es sein Whitepaper “The Business of Books 2016” zum kostenlosen Download, mit vielen Insights zu internationalen Buch- und eBook-Märkten. Und unsere eigene Einschätzung zum eBook-Markt in Deutschland, zum Digitalen Lesen und zu Selfpublishing haben wir aktuell in Überblicksartikeln zusammengefasst.
Internet Trends 2016: Jedes Jahr gibt die Analystin Mary Meeker von der VC-Agentur KPCB eine stets lesenwerte Zusammenfassung ihrer Sicht auf die Marktentwicklung im Online-Business. Die “Internet Trends 2016” sind ein 213-Slides-Schwergewicht, randvoll mit Zahlen, Trends, Analysen:
Die Technologien zur Umsetzung
Web-Typografie für alle: Seit den Frühzeiten des Web hat sich auch der handwerklich gute Einsatz von Schrift für Produkte deutlich weiterentwickelt – Web-Typografie ist mittlerweile zur eigenständigen Gestaltungs-Disziplin geworden, und so müssen eBooks, Apps und Web-Anwendungen auch nicht mehr mit der Ästhetik stalinistischer Plattenbauten daher kommen. Die Web-Plattform “Typography Handbook” gibt zu diesem Thema einen breiten Einstieg für alle Web-Designer, die sich schnell das wichtigste Handwerkszeug aneignen wollen.
Der Longread “Typography for User Interfaces” des finnischen Designers Viljami Salminen nimmt sich der Schnittstelle von Gestaltung und Usability in der Anwendungs-Entwicklung an und zeigt Best Practise in diesem Bereich. Und von Monotype kommt als kostenloses eBook-PDF ein Ratgeber zum Font-Einsatz in Mobile-Apps.
Apple, Apps und kein Ende: Auch wenn Apple gerne markige Umsatzzahlen seines App-Store verkündet, in letzter Zeit ist die Katerstimmung unter den App-Anbietern nicht zu übersehen. Zwar sind die Rufe vom “Tod der Apps” wohl doch etwas übertrieben, aber klar ist dennoch, dass die Marktplätze der mobilen Ökosysteme große strukturelle Probleme haben. Mit iOS 10, das auf der aktuellen WWDC-Konferenz von Apple vorgestellt wurde, soll sich hier vieles ändern:
Wie wir auch in unserer Zusammenfassung gezeigt haben, soll vor allem das Abo-Modell großflächig ausgerollt werden und die Trendwende für einen App-Store im Umbruch bringen. Die Reaktionen aus dem Markt sind gemischt: Während das Fortune Magazine sich etwa extrem skeptisch zeigt, sieht Tech.pinions iOS gar immer noch als die “Laufzeitumgebung für Innovation” und als Schrittmacher der technischen Entwicklung im Mobilbereich insgesamt. Analyst Benedict Evans dagegen sieht die Künstliche-Intelligenz-Forschung als den zentralen Bereich, in dem sich der Wettbewerb von Google und Apple in der nächsten Zeit entscheidet – man darf gespannt bleiben.
Das ist die Zielgruppe
Wie verhalten sich die Menschen online? Obwohl wir mittlerweile soviel mehr Analyse-Tools für Tracking, Datenerfassung und Analytics besitzen, kommen doch ständig neue Studien zum sich wandelnden Kundenverhalten heraus. Die Trendstudie „Mediennutzung und Kommunikation in Deutschland 2016“ des Marktforschungsinstituts Heute und Morgen wird aktuell bei Mobile Zeitgeist zusammengefasst. Die stets lesenswerten “Digital facts” der Arbeitsgemeinschaft Onlineforschung haben wir jüngst in einem eigenen Artikel vorgestellt. Und von der Digital-Agentur Global Media Insight kommen regelmäßig aktuelle Nutzer- und Nutzungszahlen für die sozialen Netzwerke – hier direkt beim Anbieter als englische Infografik oder in der deutschen Zusammenfassung beim Look@IT-Blog der Wirtschaftswoche.
Die Umsetzung
Responsivität weiter gedacht: Eine der großen Vordenkerinnen im Bereich Responsive Design und Content-Strategien ist Karen McGrane. Im Interview bei Mobile Zeitgeist zeigt sie ihre aktuelle Sicht auf Content-Design, Produktentwicklung und Online-Strategie – immer wieder eine Lektüre wert.
Teamwork im 21. Jahrhundert: Wie könnte man das Teamwork der vielen Leistungsträger und High Potentials im Unternehmen optimieren, das hat sich Google gefragt. Und hat in einem zweijährigen, interdisziplinären Projekt eine Vielzahl von Spezialisten, aber auch das ganze Big-Data-Arsenal der Firma auf dieses Thema losgelassen. Der Longread “What Google Learned From Its Quest to Build the Perfect Team” aus der New York Times zeigt das Ergebnis: Die genaue personelle Team-Zusammensetzung spielt für die Teamleistung fast keine Rolle – erfolgsentscheidend sind dagegen gleichberechtigte Team-Kommunikation auf Augenhöhe und emphatische Kommunikation der Beteiligten. Eigentlich sehr schön, dass sich diese klassischen zwischenmenschlichen Faktoren auch empirisch bestätigen lassen.
Wie Facebook Produkte macht: Man kann gegen Facebook sagen, was man will – aber ohne Zweifel wird hier Online-Produktentwicklung auf allerhöchstem Niveau betrieben. Mit welchem methodischen Framework Facebook dabei arbeitet, zeigt Julie Zhuo, Vice President of Product Design, in einem Artikel auf Medium: In Checklisten-artiger Form stellt sie dar, wie Rahmenbedingungen, operative Ausführung, Erfolgsmessung und Teamdynamik gehandhabt werden – eine schöne Vorlage, die man im Business Development gerne einmal mit dem eigenen Produktentwicklungs-Prozess vergleichen kann.
Die Zukunft wartet nicht: Weit über den Rahmen der Medienbranche hinaus dagegen weist der außerordentlich lesenswerte Essay “Digitaler Wandel: Kampf der Skeptiker gegen Visionäre” in der SZ: Er stellt zu recht fest, dass die aktuelle Diskussion über Digitalisierung “zwischen Ideologie und Ratlosigkeit feststeckt” und rät stattdessen zu Offenheit und breiter Auseinandersetzung mit den Zukunftsthemen. Denn:
Es geht dabei nicht um die Frage: Hältst du das Internet für gut oder schlecht? Sondern darum: Wie sollte unsere Gesellschaft aussehen, wenn wir die Digitalisierung als unumkehrbar akzeptieren? Die Einfallslosigkeit, mit der nach Antworten gesucht wird, spiegelt sich bislang in der Digitaldebatte wieder. Es ist an der Zeit, das zu ändern: Die Zukunft wartet nicht.
In diesem Sinne wünschen wir wie immer eine anregende Lektüre!
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